Fraßspuren des Nagers wurden im Januar 2021 an der Lippe entdeckt
Im 19. Jahrhundert ist der Biber durch die Bejagung des Menschen in Nordrhein-Westfalen ausgerottet worden. Lokale Ansiedlungsprojekte führten dazu, dass das Nagetier seit 1981 wieder in der Eifel vorkommt – sowie seit 2002 auch am Niederrhein, speziell im Bereich der Bislicher Insel. Und im Januar 2021 ist der geschickte „Baumeister“ auch zurück im Kreis Recklinghausen. Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Recklinghausen in Lembeck fanden an der Lippe Fraßspuren eines Bibers. Ungeklärt ist, ob es sich um einen Biber oder mehrere handelt und ab der Biber dauerhaft bleibt oder den Kreis wieder verlässt. Der Lebensraum rechts und links der Lippe wäre durchaus attraktiv für den pflanzlichen Allesfresser, der Kräuter, Sträucher oder Wasserpflanzen mag und Triebe, Rinden sowie Blätter der von ihm gefällten Bäume verzehrt. Allerdings ist der Biber nicht so ausbreitungsfreudig wie andere Arten. 2018 war ein Biber schon einmal Thema in der Region. Auch damals wurden Fraßspuren gefunden. Aber dabei handelte es sich offenbar nur um die Stippvisite eines Nagers. Die Lippe fließt unter anderem durch Dorsten, Marl, Haltern, Datteln und Waltrop. In welchem Abschnitt genau die Fraßspuren gefunden wurden, möchte die Biologische Station nicht verraten, sondern erst einmal weitere Untersuchungsergebnisse abwarten. Und auch verhindern, dass sich der Mensch auf die Suche nach dem übrigens sowieso nachtaktiven Tier begibt und dessen Dasein stört.
Zur Sache: Konflikte der Biber mit Menschen
Wegen ihres Bäumefällens sind Biber insbesondere in der Forstwirtschaft unbeliebt. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden teilweise auch ausgewachsene Bäume angenagt oder gefällt. Handelt es sich um forstwirtschaftlich bedeutende Baumarten, kann der Schaden beträchtlich sein. Einzelne Bäume können mit einer Manschette aus Maschendraht geschützt werden. Im Sommerhalbjahr nutzt der Biber auch Feldfrüchte (Zuckerrübe, Mais) in Gewässernähe. Durch das Aufstauen von Gewässern kommt es zu Überschwemmungen an Gewässerrandbereichen. Fichten reagieren empfindlich auf Staunässe und können absterben. Dammbauten von Bibern in Straßennähe oder an Unterführungen können zu Unterspülungen führen. Manchmal werden Wohnhöhlen in Hochwasserschutzdeichen angelegt. Diese führen im Hochwasserfall zu instabilen Deichen und im schlimmsten Fall zum Deichbruch. Der Biber ist geschützt nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie. Die stark wachsende Population des Bibers etwa in Mecklenburg-Vorpommern stellt Landwirtschaft und Gewässerschutz zunehmend vor Probleme, so dass es mittlerweile Bemühungen gibt, den Schutzstatus des Bibers einzuschränken.
Erlebnisraum Lippeaue: Biber und Co zurück
Der Mensch hat in den letzten Jahrhunderten die Lippe und ihre Aue intensiv genutzt, beispielsweise als Transportweg und Siedlungsraum, zur Energiegewinnung oder als Anbaufläche für Nahrungsmittel. Dafür begradigten die Bewohnerinnen und Bewohner den Fluss, befestigten seine Ufer mit Steinen, legten Stauanlagen, Deiche und Entwässerungsgräben an. Durch diese massiven Veränderungen wurde das Ökosystem Lippeaue empfindlich gestört. Viele wertvolle Lebensräume und damit auch die hier lebenden Tier- und Pflanzenarten verschwanden. Mit dem Projekt „Erlebensraum Lippeaue“ wurde ein etwa fünf Kilometer langer Flussabschnitt naturnah umgestaltet. Das Gebiet ist etwa 195 Hektar groß und zeichnet sich besonders durch seine Lage im urbanen Raum in unmittelbarer Nähe zur Hammer Innenstadt aus. Zusätzlich entstanden auentypische Lebensräume für Tiere und Pflanzen, wie eine umgestaltete Lippe, Feuchtwiesen, Auwälder und Kleingewässer. Durch die Umgestaltung sind nun bereits einige von ihnen (wie zum Beispiel der Biber, Kuckuck und Kuckucklichtsnelke) zurückgekehrt.
Siehe auch: Biologische Station Recklinghausen (in Lembeck)
Quelle: Markus Geling in DZ vom 2. Jan.2021. – Wikipedia (Aufrud 2021)