Beigeordneter vom Rat vorzeitig abgewählt - bislang einzigartig in Dorsten
Geboren 1949 in Nordhorn; Beigeordneter der Stadt von 1987 bis 2000, Sport-, Schul- und Kulturdezernent. – Der Münsteraner Jurist, Mitglied der SPD, wurde im Februar 1987 zum Beigeordneten gewählt und trat am 1. Juni als Nachfolger von Werner Mörs (CDU) seinen Dienst an. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und stammt aus so genannten kleinen Verhältnissen. Nach dem Staatsexamen an der Universität in Münster blieb er als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, dann als Akademischer Rat in Münster.
Vom Rechtsamt in Münster ins Dorstener Rathaus und in die KUltur
Über den Titel seiner Doktorarbeit mögen manche schmunzeln, andere stutzen: „Das DIN – Deutsches Institut für Normalrecht als Beliehener“. Es geht dabei offensichtlich um die Größen von Papier und anderer genormter Dinge, die für eine Ordnung unerlässlich zu sein scheinen, um das Recht, eine solche Ordnung durchzusetzen. Von diesem theoretischen Standpunkt des Ordnens und Zueinanderpassens ging Dr. Johannes Backherms nach vier Jahren Uni-Erfahrung in die Praxis. Denn er wollte Erfolge seines Tuns sehen. Die Kommunalverwaltung schien ihm da die richtige Stelle zu sein. Bevor er im Büro des Oberstadtdirektors von Münster (CDU) dessen persönlicher Referent wurde, arbeitete er im Rechtsamt der Stadt Münster. In diese Periode fiel 1985 der Beschluss, Sozialdemokrat zu werden, was ihm sein CDU-Chef und die CDU-Mehrheit im Rat der Stadt Münster nicht verübelten, denn sie beförderten ihn zum Städtischen Direktor. Als er 1987 als Beigeordneter nach Dorsten kam, brachte er das Interesse für Kultur, Sport und Soziales gleich mit. Während seiner Amtszeit wurde u. a. das Jüdische Museum Westfalen gegründet, das er unterstützte. 1997 löste er aus finanziellen Gründen das Kulturamt auf und überließ Kulturarbeit der Volkshochschule und meinte, dass die Volkshochschule nicht nur Weiterbildung betreiben, sondern auch Busfahrten zu Theatern und Konzerten organisieren könne. Wörtlich: „Hier werden Dorstener bedient, die Hochkultur wollen.“
Als parteiloser Ex-Sozialdemokrat Bürgermeister-Kandidat
1999 trat er aus der SPD aus und ließ sich von parteilosen Bürgern neben den Kandidaten der anderen Parteien (Lütkenhorst, CDU, und Fragemann, SPD) zur Bürgermeisterwahl aufstellen, wobei ihn die FDP unterstützte. Bei der Wahl erhielt er als Außenseiter achtenswerte 15 Prozent der Stimmen. Einmalig in der Dorstener Ratsgeschichte der neueren Zeit ist seine Abwahl aufgrund verloren gegangenen Vertrauens in ihn als Beigeordneten im Rat der Stadt. Vermutlich hat er sich im Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters ein Jahr zuvor etliche „Feinde“ unter den Politikern und in der Verwaltung gemacht. Der Rat hat ihn im Jahr 2000 mit 43 von 50 Stimmen abgewählt. Danach ging er als Anwalt nach Raesfeld. Zu einer wenig erfreulichen politischen Hinterlassenschaft in Dorsten gehört das „Atlantis-Freizeit- und Erlebnisbad“, das sich zu einem finanziellen Klotz am Bein der Stadt entwickelte.
Siehe auch: Wolfgang Müller
Siehe auch: Kulturamts-Politikum