Anträge von Menschen aus Syrien und Gaza werden aktuell zurückgestellt
Wer in Deutschland einen Asylantrag stellt, wartet auf eine Entscheidung im Schnitt 8,7 Monate. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach dauerte die Bearbeitung der Anträge durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) im Jahr 2024 so lang wie seit 2017 nicht mehr. Damals vergingen von der Antragstellung bis zum Bescheid 10,7 Monate. 2023 warteten die Antragsteller durchschnittlich 6,8 Monate auf eine Entscheidung. Besonders lange mussten sich 2024 nach Angaben der Bundesregierung Antragsteller aus Togo, Gambia und Nigeria gedulden. Sie warteten jeweils mehr als 20 Monate auf ihren Asylbescheid. Doch auch Asylbewerber aus den Palästinensergebieten und dem Bürgerkriegsland Sudan erhielten erst nach durchschnittlich rund 15 Monaten einen – meist positiven – Bescheid. Sehr schnell ging es dagegen, wenn jemand aus dem Kosovo oder aus Moldau vorsprach. Beide Länder gelten als sogenannte sichere Herkunftsstaaten. Hier dauerte es im Schnitt nur etwas über einen Monat, bis der Bescheid da war.
2024 gab es einen Rückgang um 30 Prozent auf 230.000 Asyl-Erstanträge
Für die 960 abgeschlossenen Asylverfahren von Sudanesen 2024 gab die Bundesregierung eine Schutzquote von 99 Prozent an. In den 433 entschiedenen Verfahren, die Menschen aus den palästinensischen Gebieten betrafen, wurde in knapp 82 Prozent der Fälle ein Schutz zuerkannt. Bei der Verfahrensdauer von palästinensischen Antragstellern war und ist allerdings zu berücksichtigen, dass über Anträge von Menschen aus dem Gazastreifen wegen der volatilen Lage in dem vom Krieg stark zerstörten Gebiet seit dem 9. Januar 2024 nicht entschieden wird. Mehrere europäische Staaten, darunter auch Deutschland, hatten nach dem Sturz des Machthabers Baschar al-Assad am 8. Dezember 2024 Entscheidungen über Asylverfahren von Menschen aus Syrien ausgesetzt. Syrien war 2024 mit rund 33 Prozent aller Erstanträge das Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in Deutschland. Die Bundesregierung erklärte die insgesamt längere Verfahrensdauer damit, dass sich das Bamf aktuell verstärkt auf den „Rückstandsabbau von anhängigen Verfahren mit hoher Liegezeit“ fokussierte. Tatsächlich war die Zahl der Asylbewerber 2023 stark gestiegen. Mit rund 329.000 Erstanträgen war sie um rund 51 Prozent höher als 2022. Im Jahr 2024 gab es dann einen Rückgang um etwa 30 Prozent auf rund 230.000 Asyl-Erstanträge.
Quelle: Anne-Beatrice Clasmann in RN (DZ) vom 7. März 2025