Arbeitslosigkeit und Corona-Pandemie (I)

Im April 2020 stieg die Arbeitslosigkeit auf Kreisebene sprunghaft an

Im Kreis Recklinghausen stieg die Zahl der Menschen ohne Job im April 2020 auf einen Schlag um zehn Prozent. Jeder vierte Arbeitnehmer ist von Kurzarbeit betroffen. Corona hat den vestischen Arbeitsmarkt regelrecht erschüttert. Einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um zehn Prozent hat es im Verlauf eines Monats noch nie zuvor gegeben. Hinzu kommen Kurzarbeiter-Zahlen, die ebenfalls alles bisher Dagewesene sprengen. Und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Dabei ist der April eigentlich der Monat, in dem der Arbeitsmarkt nach der Winterpause wieder richtig Fahrt aufnimmt. Doch diesmal war der April anders. Bis zu 1000 offene Stellen werden der Arbeitsagentur in einem „normalen“ Monat gemeldet, im April waren es gerade mal 350. Hinzu kam, dass Arbeitgeber bereits gemeldete Stellen wegen der unsicheren Lage wieder stornierten – verstärkt zum Beispiel im Sicherheitsgewerbe, in der Physiotherapie, bei Reisebüros oder in der Gastronomie. Das Gastgewerbe gehört auch – neben dem Gesundheits- und Sozialwesen – zu den Branchen mit den meisten Arbeitslosmeldungen. Diese Gemengelage führte im April zu folgender Bilanz: Ende des Monats zählte der Agenturbezirk Recklinghausen 28.622 arbeitslos gemeldete Personen, 2640 oder 10,2 Prozent mehr als im März. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,8 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 8,2 Prozent.

Im Kreis jeder vierte Arbeitnehmer mit Kurzarbeit konfrontiert

Die Kurzarbeit ist ein Instrument, um Durststrecken abzufedern. Das aktuelle Ausmaß übersteigt jedoch alle bisherigen Erfahrungshorizonte. Im Kreis Recklinghausen ist beinahe jeder vierte Arbeitnehmer mit Kurzarbeit konfrontiert. Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleister wie Friseure sind in dieser Hinsicht die führenden Branchen. Im Bau- und Ausbauhandwerk sowie im Garten- und Landschaftsbau läuft der Betrieb hingegen weitgehend normal. Insgesamt haben Anfang März 4041 Unternehmen im Kreis Recklinghausen Kurzarbeit für 39.219 Beschäftigte angezeigt. Welche Dimension hinter diesen Zahlen steckt, zeigt ein Vergleich mit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009. Damals entlasteten sich lediglich 680 Betriebe im Vest durch Kurzarbeit; 9100 Arbeitnehmer waren betroffen. Arbeitsmarktexperten waren schon damals der Überzeugung, dass das ein einmaliger Kraftakt gewesen.
Arbeitslosenquoten in den Kreisstädten: Gladbeck: 11,4 % (+  1,0), RE: 10  % (+  0,8), Marl: 9,9  % (+ 0,9), Herten: 9,6 % (+ 0,7), Datteln: 8,6 % (+ 0,8), Oer-Erkenschwick: 8,4 % (+  0, 7), Castrop-Rauxel: 8,2 % (+ 0,9), Dorsten: 6,8 % (+ 0,8), Waltrop: 5,3 % (+ 0,7) und Haltern: 3,9 % (+0,5).

Siehe auch: Arbeitslosigkeit 1930/31
Siehe auch: Arbeitslosigkeit und Corona-Pandemie (II)
Siehe auch:
Arbeitslosigkeit (Artikelübersicht)


Quelle: DZ (Kreisseite) vom 2. Mai 2020

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