Aus für jede vierte Apotheke: Im Jah 2024 drohen das Ende von 120 Apotheken
Die Schließungen sind auf dem Land und im Notdienst ein Problem. Auch in Dorsten mit insgesamt 23 Apotheken (Stand 2024) /gab und gibt immer wieder Apothekenschließungen (siehe Apotheken in Dorsten). Die Zeiten, in denen es Apotheken an jeder Ecke gab, sind vorbei. Ihre Zahl sinkt immer schneller. „In diesem Jahr (2024) gehen wir von deutlich mehr als 120 Apothekenschließungen in NRW aus“, sagt Thomas Preis, der Chef des Apothekerverbands Nordrhein. „Zum Ende des Jahres rechnen wir in NRW mit nur noch knapp 3600 Apotheken. Das ist ein neuer, dramatischer Tiefstand.“ Seit dem Jahr 2010 werde sich damit die Zahl der Apotheken um 25 Prozent verringert haben. Die Apothekendichte lag schon zuletzt in Deutschland und auch in NRW mit nur 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner weit unter dem Durchschnitt in Europa mit 32 Apotheken. Allein Westfalen-Lippe hat in den vergangenen 15 Jahren rund ein Viertel der Apotheken verloren. „Mit jeder Apotheke, die schließt, wird auch der Weg zur nächsten Notdienstapotheke weiter. Auch das bedeutet eine Verschlechterung der Versorgung“, sagte Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.
Die Apotheken klagen über Kostensteigerungen
Die Landesregierung ist besorgt: „Derzeit ist die flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung noch gesichert. Speziell im ländlichen Bereich könnten sich aber zukünftig unterversorgte Regionen abzeichnen“, erklärte das NRW-Gesundheitsministerium. Durch die derzeitigen Entwicklungen im Apothekenwesen könnte sich dieser Prozess nochmals beschleunigen. Die Apotheken klagen über Kosten-Steigerungen, immer neue Bürokratie, Belastung durch Lieferengpässe und Notdienste sowie fehlende Honorar-Erhöhungen.
Letzte Sicherheitsbarriere
Als Antwort plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nun eine Apotheken-Reform. Diese sieht unter anderem vor, dass es etwa auf dem Land auch Apotheken ohne Apotheker geben kann – also Filialen, in denen Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) die Medikamente abgeben und der Apotheker nur in Zweifelsfällen per Video zugeschaltet wird. Eigentlich sollte die Reform am 21. August 2024 im Bundeskabinett behandelt werden. Doch wegen Streits in der Bundesregierung wurde nichts daraus.
Apotheke vor Ort für wohnortnahe Versorgung unverzichtbarer
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) warnt vor der Lauterbach-Reform: „Die Apotheke vor Ort ist ein unverzichtbarer Baustein der wohnortnahen Gesundheitsversorgung. Deshalb setze ich mich für den Erhalt der inhabergeführten Apotheke vor Ort ein. Aus meiner Sicht muss es dabei bleiben, dass die Präsenz eines Apothekers im Grundsatz jederzeit erforderlich ist. Reine Filialapotheken ohne apothekerliche Aufsicht lehne ich ab“, sagte er unserer Redaktion. Auch andere Länder lehnen die Reform ab. Die Branche warnt ebenfalls vor den Folgen der Lauterbach-Reform für Patienten: „Apotheken ohne Apotheker sind keine Apotheken, die Kranken wirklich helfen können. So wird sogar die Patientensicherheit massiv gefährdet und die Versorgung verschlechtert sich“, sagt Thomas Preis. Auch in Westfalen ist man alarmiert: „Apotheker sind die letzte Sicherheitsbarriere, bevor ein Patient die Apotheke mit seinem Arzneimittel verlässt. Hinzukommen Haftungsfragen, die entstehen, wenn bei Beratungen keine approbierte Fachkraft zur Verfügung steht“, ergänzt Gabriele Overwiening.
Inhabergeführte Apotheken in der Fläche erhalten
Die Branche fordert eine bessere Honorierung. „Es ist allerhöchste Zeit für ein Soforthilfepaket“, so Thomas Preis. Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken lasse notwendige Investitionen – etwa in Räumen für die assistierte Telemedizin oder die Durchführung von Impfungen – aktuell nicht zu. NRW unterstützt diese Forderung: Zur Stärkung der Apotheken sei eine „angemessene Vergütung“ erforderlich, betonte das Laumann-Ministerium. Ziel müsse es sein, die inhabergeführte Apotheke in der Fläche zu erhalten.
Siehe auch: Apotheken in Dorsten
Siehe auch: Apotheke (Essay)
Siehe auch: Elisana-Apotheke
Siehe auch: Medikamenten-Mangel
Quelle: Antje Höning in RN (DZ) vom 22. August 2024