Der Neubau in Holsterhausen-Dorf wurde 1912 zu protzig gebaut
Von Wolf Stegemann – Von „altersher“ gab es in Holsterhausen eine Antoniuskapelle, die zu einer Kirche ausgebaut wurde, nachdem Holsterhausen 1443 Pfarrei geworden war. Die bis 1855 bestandenen Nord- und Südfenster des Chores waren mit Glasmalereien versehen, die die Wappen der Patronatsfamilien von Heyden und von Raesfeld sowie Figurinen darstellten. Die Kirche war Bestattungsplatz dieser Familien, wovon die vielen abgetretenen Grabplatten im Fußboden der Kirche im Jahre 1855 noch zeugten: Anne von Paland / Frau zu Hagenbeck, 1542; Agnes von Raesfeld / Frau zu Hagenbeck, 1581; Ludbert von Heyden / Herr zu Hagenbeck, 1587; Margarethe von Velen / Frau zu Hagenbeck 1609; Ludbert von Heyden / Herr zu Hagenbeck, 1624; Johann Carl von Metternich / Jüngling, 1632. – Seit 1915 ist diese Kirche Jugendheim der Gemeinde St. Antonius
Neue Pfarrkirche – Industrialisierung beeinflusste die Planung
Durch die Industrialisierung stark anwachsende Bevölkerung Holsterhausens von 670 auf 1.440 Personen im Jahr 1900 wuchs im Gemeindevorstand von St. Antonius der Gedanke, eine größere Kirche zu bauen. Pfarrer Josef Herold sammelte ab 1905 planmäßig Geld für einen Kirchneubau. Großzügige Förderung erfuhr die Gemeinde u. a. auch von der Gewerkschaft Trier (Zeche Baldur) und vom Keramitwerk. An Größe und Aussehen sollte das Gotteshaus zumindest städtischen Ansprüchen genügen. 1910 erhielt Architekt Kaufhold aus Düsseldorf den Auftrag für den Neubau. Die neue Antoniuskirche wurde zwar mit riesigen Ausmaßen gebaut, Pfarrer Herold bekam dafür den Roten Adlerorden IV. Klasse, doch die Menschen füllten sie nicht. Entweder zogen sie aus wirtschaftlichen Gründen wieder weg oder waren gar nicht erst zugezogen. Ähnliches wiederholte sich 70 Jahre später in Barkenberg. Doch vorerst waren alle begeistert von der Entwicklung der Gemeinde. Mit dem Bau der Kirche ging es zügig voran. Als Generalunternehmer waren die Firmen H. Schwering (Heiden) und Hubert Schulte-Dickhoff (Holsterhausen) tätig, daneben noch neun Handwerksbetriebe für Maurer-, Klempner-, Schreiner- und Anstreicherarbeiten. Der erste Spatenstich erfolgte am 2. Juli 1912, die Grundsteinlegung einen Monat später und weniger als ein Jahr danach konnte der neugotische Kirchbau mit der Aufsetzung des Hahnes auf dem Turm vollendet werden. Wie die alte Pfarrkirche den Namen des Mönchvaters Antonius durch die Jahrhunderte hindurch getragen hatte, so erhielt auch die neue Kirche diesen Namen. Zum Inneren der Kirche steht in der Gemeindechronik 1913:
„Tritt man durch das Hauptportal am Turm ein, so hat man gleich einen umfassenden Blick über das ganze Innere der Kirche. Besonders schön ist der Blick zum höher gelegenen Chorraum mit dem Hochaltar, der von drei bunten Glasfenstern umrahmt wird. Dabei wirkt auch erhebend die große Spannung im Kreuzschiff. Charakteristisch und praktisch zugleich ist es, dass man von fast allen Stellen der Kirche aus einen ungehinderten Blick hat zur Kanzel und zum Hochaltar. Die Kanzel stammt aus der Kirche von 1443. Neu dagegen sind der Hochaltar und der Nebenaltar – der Marienaltar. Ein weiterer Nebenaltar – Antoniusaltar – ist noch in Aussicht genommen. Alle Altäre sind großherzige Stiftungen. […] Auch sonst weist das Innere der Kirche noch so manche andere Stiftung auf: zwei schöne Beichtstühle und einige Kirchbänke. Für Wohltäter bleibt nichts desto weniger noch reichlich Gelegenheit zur stiftenden Betätigung. Es sind noch in der Planung: eine neue Kanzel, ein Taufbecken, das in die neue Kirche passt, eine passende Lichtanlage, Plattenbelag für den Kirchflur. Für die Kirchenschiffe und auch für die Sakristei hat das Holsterhausener Keramitwerk geschmackvollen Belag – eigenes Fabrikat – gestiftet. In den anderen Teilen hat man sich vorerst mit zementiertem Boden beholfen. Aus eigenen Mitteln konnte die Kirchengemeinde nicht alles sofort zu Beginn anschaffen. Wie fast immer bei Neubauten ist noch eine ziemliche Bauschuld zu verzinsen und abzutragen.“
Nicht Bomben, sondern Stürme zerstörten die Kirche im Krieg
Schon ein Jahr später musste das Keramitwerk aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage 300 Arbeiter entlassen und ging 1915 in Konkurs. Pläne der politischen Gemeinde Holsterhausen, dem Industriedorf einen städtischen Anstrich zu geben, mussten aufgegeben werden. Anfang der 1930er-Jahre schloss die Zeche, die Bevölkerung schrumpfte. Die große Kirche wirkte leer.
1943 wurde Holsterhausen doch noch Stadt – allerdings durch Eingemeindung nur Stadtteil von Dorsten. Heftige Stürme zerstörten die Kirche in den Jahren 1942 und 1943. Wegen Baufälligkeit musste 1949 der ursprünglich 75 Meter hohe Turm abgetragen werden.
1950 wurde in der riesigen Ruine der einst stolzen Kirche ein kleinerer Kirchenraum eingebaut. Die baulich gesicherte Ruine blieb stehen und zeugt bis heute von den verflogenen Träumen eines Dorfes, das Stadt werden wollte.Mitte Januar 2016 wurde an einem Samstagnachmittag in der Kirche Feuer gelegt. Das im Vorraum entstandene Feuer, es brannten ausgelegte Prospekte und ein Strohkranz, ging von selbst wieder aus. Dadurch entstand kein größerer Schaden.
Kirchenvorstand ab 2018:
In der Pfarrei St. Antonius und St. Bonifatius Holsterhausen wurde 2018 der Vorstand komplett neu gewählt (Wahlbeteiligung: 24,85 Prozent): Anne Dietrich, Annette Epping, Hans Gehring, Vanessa Hein, Patrick Klümper, Lambert Lütkenhorst, Edgar Püthe, Birgit Sachs, Doris Steffen und Georg Vennemann.
120 Jahre KFD St. Antonius Holsterhausen u. a. mit vielen Vereinen
Am 14. Mai 2023 feierte die KFD St. Antonius Dorsten-Holsterhausen ihr 120 jähriges Bestehen. Das KFD-Team lud alle Mitglieder, die Pfarrgemeinde, Familie und Freunde, Ehrengäste, KFD Regionalteam Dorsten, Vereine der Gemeinde Dorf-Holsterhausen, sowie Kapellen (Blasorchester St. Antonius, Spielmannszug Holsterhausen), Kindergarten St. Antonius, Ev. Martin Luther-Gemeinde zur Jubiläumsveranstaltung ein. Im festlichen Gottesdienst unter dem Thema „Glaube bewegt – Liebe trägt“ in der Antoniuskirche wurde die neue KFD- Schwenkfahne gesegnet. Nach dem Gottesdienst und Empfang der Gäste sorgten die Musikkapellen für gute Stimmung.
Siehe auch:
Kirchen, kath. (Artikelübersicht)