Ärzte aus der Ukraine

Ausländische Ärzte warten in Deutschland oft zwei Jahre auf Anerkennung

Seit Beginn des letzten Russland/Ukraine-Krieges 2022 haben 562 Ärzte aus der Ukraine in NRW einen Antrag auf Approbation gestellt. Nur 17 wurden erteilt. Mediziner warten mehr als zwei Jahre auf grünes Licht. Für Patienten, Praxen und Kliniken wird der Fachkräfte-Mangel zu einem immer größeren Problem. Krankenhäuser müssen Betten stilllegen, weil sie nicht genug Pflegekräfte haben. Praxen schränken Sprechzeiten ein oder geben auf, weil Ärzte fehlen. Mediziner aus dem Ausland könnten eine Lösung sein – wenn nicht die Mühlen der deutschen Bürokratie so langsam mahlen würden. Das zeigt sich aktuell am Umgang mit Medizinern aus der Ukraine.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben über 500 Ärzte, die in der Ukraine ausgebildet worden sind, Interesse an der Arbeit bekundet. Doch die wenigsten haben das Verfahren bislang erfolgreich überstanden. Vom 24. Februar 2022 bis 30. Juli 2024 wurden insgesamt 562 Anträge von Personen mit dem Ausbildungsland Ukraine gestellt, teilte die zuständige Bezirksregierung Münster mit. Das magere Ergebnis bis Ende August: „Es wurden 17 Approbationen an Personen mit einer medizinischen Berufsqualifikation aus der Ukraine erteilt und drei abgelehnt. 523 befinden sich in der weiteren Bearbeitung. 19 Anträge wurden zurückgenommen.“

Auch die Krankenhausgesellschaft NRW ist verärgert

Ukrainische Ärzte stellten hinsichtlich der Bearbeitungsdauer keine besondere Gruppe unter Drittstaatenangehörigen dar, sagte der Sprecher der Bezirksregierung. „Im Bereich der approbierten Heilberufe lag die Bearbeitungsdauer insgesamt bei durchschnittlich 50 Tagen.“ Das bestätigt das NRW-Gesundheitsministerium: „Die eigentlichen Verwaltungsverfahren sind in NRW hinsichtlich ihrer Dauer überschaubar und dauern durchschnittlich 50 Tage.“ Das Ministerium räumt aber ein, dass vorher viel passieren muss. „Die offizielle Statistik beginnt mit der Zählung allerdings erst, wenn alle Antragsunterlagen vollständig sind.“ Und hier kann der deutsche Staat die Ärzte, die er doch so gerne gewinnen möchte, in die Verzweiflung treiben: „Beispielsweise kann das Zusammenstellen der notwendigen Dokumente aufwendig für den Antragstellenden sein“, so die Sprecherin des Ministeriums. Insbesondere sei vor Erteilung einer Approbation oder Berufserlaubnis die Absolvierung einer Fachsprachenprüfung notwendig. Hier werden deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau C1 vorausgesetzt, worauf man sich meist vorbereiten muss. Die Ärztekammer Nordrhein ist erzürnt, wie lange alles dauert: „Dass ausländische Ärztinnen und Ärzte in Deutschland mitunter mehr als zwei Jahre auf Anerkennung warten müssen, ist nicht hinnehmbar und mag am Ende auch ein Grund dafür sein, warum diese Kollegen Arbeit in anderen europäischen Ländern suchen.“
Auch die Krankenhausgesellschaft NRW ist verärgert: „Die derzeitig geltenden Verfahren zur Anerkennung der ausländischen beruflichen Qualifikationen von Ärzten sind äußerst bürokratisch und dauern dadurch sehr lange. Bis sie ihre Approbation erhalten, vergeht zu viel Zeit“, sagt Geschäftsführer Matthias Blum.


Quelle: Antje Höning und Jana Marquardt in RN (DZ) vom 3. Oktober 2024

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