Lange vernachlässigtes Zentrum der Gartenstadt-Zechensiedlung in Hervest
Im Jahre 1912 begannen die Bauarbeiten für die Zechensiedlung Hervest-Dorsten nach den Gesichtspunkten einer modernen Gartenstadtsiedlung. Kriegsbedingt konnte die Siedlung als so genannte Gartenstadtsiedlung mit 720 Wohnungen erst 1920 fertig gestellt werden. Axialer Mittelpunkt und Marktplatz der Zechensiedlung ist der großzügig angelegte Brun-nenplatz mit geschlossenen Gebäudereihen an drei Seiten, in denen sich sowohl Woh-nungen als auch Läden befanden, die den Zechensiedlungsbewohnern zur Deckung ihres täglichen Bedarfs dienten. Der Platz diente mit seinen Laubengängen und großer Freifläche auch der Geselligkeit der Bergleute. Die Gebäudereihen sind durch einen Uhrenturm in der südlichen Mitte und an den beiden Seitenflügeln durch hängende Übergänge unterbrochen, heute befinden sich hier Durchfahrten. In den Anfangszeiten war der Platz noch baumlos. Im Torhaus befand sich früher eine aus Kostengründen wieder geschlossene städtische Kunstgalerie, in der das „Sommertheater“ spielte. 1987 wurde nach umfangreichen Sanierungen die gesamte Siedlung, so auch der Brunnenplatz, unter Denkmalschutz gestellt und ein Jahr später weihte 1988 Ministerpräsident Johannes Rau auf dem Platz einen Brunnen ein, dessen bronzene Ziege („Bergmannskuh“) als Wasserspeier dient. Der Namen „Brunnenplatz“ wurde bereits in der Bebauungsphase festgelegt, weil der Platz einen Brunnen erhalten sollte. Von 1933 bis 1945 hieß er „Adolf-Hitler-Platz“, an dem sich auch das „Braune Haus“ der NSDAP befand. Seit 1945 heißt er wieder Brunnenplatz.
Nach Fällaktion: Kahler Platz in Zechensiedlung noch länger baumlos
Die Pflanzstöcke, an die die jungen Baumsetzlinge angepflockt werden sollen, stehen bereits. Doch ansonsten ist von den Ersatzbäumen für die zehn mächtigen Kastanien, die im März 2019 auf dem Hervester Brunnenplatz von der Stadt gefällt worden waren, derzeit noch nichts zu sehen. Die Neubepflanzung war für das Frühjahr geplant. Da die Hervester entscheiden sollten, welche Baumarten gepflanzt werden sollen, konnte die Befragung wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, so dass die Baumpflanzungen verschoben werden mussten. Die Verwaltung hatte im Oktober 2020 drei Baumarten ausgewählt, die grundsätzlich für die Bepflanzung des Brunnenplatzes geeignet sind, die mit den Gegebenheiten des Standortes zurechtkommen und auch den Veränderungen durch den Klimawandel gewachsen sind. Favorit der Grünflächenabteilung war die „Brabanter Silberlinde“, die in Größe und Kronenform den früheren Kastanien am nächsten kam. Das Lindenproblem mit dem klebrigen Honigtau gab es bei dieser Linde übrigens nicht. Bevor sich die Grünflächenabteilung entschied, befragte sie im Oktober die Bürgerschaft, welche dieser drei Baumarten sie auf dem Brunnenplatz haben möchte. Die neuen Bäume wurden nach der Entscheidung noch in der Pflanzsaison 2020/2021 gepflanzt.
Bergbauverein ließ ab Frühjahr 2021 den Brunnen wieder sprudeln
Der von der Stadt stillgelegte Brunnen, der dem Platz den Namen gab, wurde erstmals wieder vom Müll gereinigt. Er soll künftig zweimal im Jahr gereinigt werden. Für Brunnenreinigungen schien das zuständige Stadtamt ein wenig überfordert gewesen zu sein, denn nach Auskunft des Stadtsprechers (DZ vom 19. Mai 2020): „Die Kapazitäten des Entsorgungsbetriebs sind abgestellt auf verkehrssichere Reinigung und Unterhalt von Straßen und Wegen. Der Brunnenplatz ist allerdings keine Verkehrsfläche und hier werden auch nur für die anliegenden Fahrbahnen und Gehwege Straßenreinigungsge-bühren erhoben.“ Die Stadt legte die städtischen Brunnen trocken, so auch den Brunnenplatz-Brunnen. Der Bergbauverein hat den Brunnen im Juni 2021 wieder in Betrieb genommen. Mit Unterstützung der Hervest-Konferenz (Zuschuss aus dem Bürgerbudget), der RWW und aus Vereinsmitteln wurde damit ein auf zunächst dreijähriges „Versuchs-Projekt“ gestartet, den Brunnen dauerhaft wieder in Betrieb zu nehmen. Die Stadt hatte im Zuge der Haushaltssanierung 2014 beschlossen, den Betrieb von Brunnen von der Finanzierung der Betriebskosten durch Anlieger, Sponsoren oder Vereine abhängig zu machen.
Weiter Geld aus dem Bürgerbudget für den Brunnen erforderlich
Seit dem 30. Mai speien Ziege, Schwein und Gänse wieder. Doch für einen dauerhaften Betrieb braucht der Bergbauverein weiterhin Geld aus dem Bürgerbudget, so Gerd Schute, Vorsitzender des Bergbau-Vereins. Technik, Schacht und Leitungen sind in einem katastrophalen Zustand. Auch das Mauerwerk hat Schäden. Putz und Umrandung bröckeln, Steine fallen heraus. Daher muss der Brunnen komplett saniert werden. Dafür benötigen die Ehrenamtlichen vom Bergbauverein 6500 Euro aus dem Bürgerbudget für den Stadtteil Hervest, der mit Stand von Juli 2021 noch 7000 Euro zu vergeben hatte. Darüber entscheidet die Stadtteil-Konferenz im November 2021.
Auch grünt es wieder am Brunnenplatz
Stadtgärtner pflanzten Ende Februar 2021 die vorgesehenen zehn neuen Bäume an. Die etwa 15 bis 20 Jahre alten Bäume hatten bereits eine Höhe von rund sechs Metern. Der Dreizahn-Ahorn ist für die Standort-Bedingungen am Brunnenplatz gut geeignet und auch den Veränderungen durch den Klimawandel gewachsen. Ausgewachsen wird Aber buergerianum – so der lateinische Name – 12 bis 15 Meter hoch. Mit cremefarbenen Blüten in kleinen gestielten Dolden gilt der Baum als Nährpflanze für Bienen. Ausschlaggebend für die Auswahl der Bürger war ein besonderer Aspekt: das Farbenspiel der Blätter. Im Austrieb sind sie kupferrot, werden dann sattgrün glänzend und im Herbst verfärben sich die Blätter rotorange.
Siehe auch: Galerie Brunnenplatz
Siehe auch: Brunnen
Siehe auch: Zechensiedlung Hervest-Dorsten