Dorstener soll Schwangere geboxt haben – Später wusste sie von nichts
Der Vorwurf hatte es in sich: Ein Mann aus Dorsten soll seiner schwangeren Freundin im Jahr 2020 in den Bauch geboxt haben. Sie erzählte vor Gericht jedoch eine andere Geschichte. – Da waren auch die Richter erstmal baff: Anfang Januar 2021 wurde dem 25-jährigen Mann aus Dorsten am Essener Landgericht der Prozess gemacht. Der Vorwurf wog schwer: Er soll seiner schwangeren Freundin am Busbahnhof in den Bauch geboxt haben, weil sie das Kind nicht abtreiben wollte. Die 20-Jährige hatte danach auch sofort Anzeige erstattet. Bei ihrer Zeugenvernehmung am Essener Landgericht wollte sie sich allerdings an fast nichts mehr erinnern können.
Schläge in den Unterbauch: „Ich hoffe, das Kind stirbt“
„Ich weiß nicht, ob er mich überhaupt getroffen hat“, sagte sie den Richtern. „Ich denke ja, sicher bin ich aber nicht.“ Ihre Halbschwester habe ihr später davon erzählt, sie selbst habe gar nicht realisiert, was passiert sei. Bei der Polizei hatte das allerdings noch ganz anders geklungen. Dort hatte die 20-Jährige nicht nur von wuchtigen Schlägen in den Unterbauch berichtet, sondern auch von einem Faustschlag ins Gesicht. Außerdem soll ihr damaliger Freund noch diesen Satz gesagt haben: „Ich hoffe, das Kind stirbt.“
Liebesschwüre an den Schläger: „Ich liebe dich, mein Schatz“
All das hat sie vor Gericht nun allerdings nicht wiederholt. Und nicht nur das: Kurz nach der angeblichen Tat soll sie sogar noch eine ganze Tirade von Liebesschwüren an ihren Ex-Partner abgeschickt haben. „Ich liebe dich, mein Schatz“, soll es in den Audio-Dateien zum Beispiel geheißen haben, die Verteidiger Dirk Wolterstädt der 20-Jährigen im Prozess vorgehalten hat. „Ich schicke Dir ein Bild, wie sich das Kind bewegt.“ Und am Ende: „Du sollst nach Hause kommen.“ Doch auch daran wollte sich die Zeugin im Prozess nicht erinnern können. Von wieder entfachter Liebe kann zumindest zum aktuellen Zeitpunkt keine Rede sein. Die 20-Jährige hat einen neuen Freund, lebt inzwischen in einer anderen Stadt. Komplett abbrechen möchte sie den Kontakt zu dem Dorstener aber nicht: „Du kannst das Kind natürlich sehen. Du bist der Vater.“ Zu diesem Zeitpunkt ging das allerdings nicht. Der 25-Jährige war seit Juli 2020 in der geschlossenen Psychiatrie. Auch er hatte sich damals allerdings noch Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Beziehung gemacht. „Ich hatte noch Gefühle für Dich“, sagte er seiner Ex-Freundin am Mittwoch. „Ich hatte gedacht, dass wir gemeinsam für das Kind da sein werden.“
Tatsächlich hat der 25-Jährige seinen Sohn bis zum Prozessbeginn noch kein einziges Mal gesehen. Das Kind wurde am 2. Januar geboren, wenige Tage vor Prozessbeginn. Neben den mutmaßlichen Schlägen in den Unterleib, die der 25-Jährige bestreitet, geht es vor Gericht auch noch um weitere Gewalt-Vorwürfe und Drohungen. Der Prozess wurde fortgesetzt.
Quelle: Jörn Hartwich am 12. Februar in der DZ