Missbrauch: Sexfotos und Videos

Prozess: Ex-Pfarrer gesteht Pornosucht: „Vor den Trümmern seines Lebens“

Das Schöffengericht Recklinghausen verurteilte den Ex-Pfarrer im Dezember 2024 wegen Besitzes von Tausenden kinder- und jugendpornografischen Bildern und Videos unter großem Zuschauerinteresse zu 15 Monaten Haft auf Bewährung. „Hinter jedem einzelnen Bild steckt ein realer sexueller Missbrauch“, hieß es in der Urteilsbegründung. Obendrein musste der Geistliche ein Erstgespräch in Sexualtherapie-Einrichtung absolvieren. Dass er im Zuge seiner Pornosucht auch pädosexuelle Neigungen entwickelt haben könnte, hatte der Angeklagte konsequent in Abrede gestellt. Staatsanwaltschaft und Gericht hatten das in Teilen zwar als „Schönfärberei“ kritisiert. Nichtsdestotrotz, so hieß es im Urteil, habe der Ex-Pfarrer sich vor allem durch sein transparentes und glaubhaftes Geständnis vor zahlreichen Gemeindemitgliedern eine Bewährungschance verdient. „So viel Mut, sich so zu bekennen, haben nur wenige ganz wenige Angeklagte“, hatte auch Staatsanwältin erklärt. Gleichzeitig hatte die Anklägerin dem Geistlichen aber auch Ansätze von „Scheinheiligkeit“ vorgeworfen, weil er im Tatzeitraum selbst öffentlich den Umgang der Kirche mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch kritisiert hatte. Weil sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte das Urteil am Ende akzeptierten, ist der Schuldspruch jetzt rechtskräftig. Im Nachgang droht dem aktuell noch bei Fortzahlung der Bezüge (3.000 Euro monatlich) suspendierten Priester ein kirchenrechtliches Entlassungs-Verfahren inklusive beträchtlicher finanzieller Rückforderungen. „Er wird seinen Beruf nicht mehr ausüben können“, war sich einer seiner Verteidiger sicher. „Er steht vor den Trümmern seines Lebens.“

Priester im Prozess: „Ich empfinde tiefe Scham und Reue“

Mit dem Strafmaß blieb das Gericht zwei Monate unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, legte dem Angeklagten aber zusätzlich „als Signal“ auch eine Geldzahlung in Höhe von 450 Euro an den Kinderschutzbund auf. „Ich empfinde tiefe Scham und Reue“, räumte der Priester beim Prozess mit fester und klarer Stimme ein. „Ich bitte an dieser Stelle öffentlich um Verzeihung für die Fehler, die ich gemacht habe. Es ist mir ein aufrichtiges Anliegen, die volle Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen.“ Zum damaligen Zeitpunkt, so der Angeklagte, habe er unter Depressionen gelitten und sei „exzessiv pornosüchtig“ gewesen. „Ich war gefangen in einer Abwärtsspirale. Ich habe die Übersicht und Kontrolle über mein Leben komplett verloren gehabt“, so der Geistliche.
Nachdem das Bundeskriminalamt von einer Kontrollstelle in den USA eine erste Kinderpornoverdachts-Meldung erhalten hatte, waren Ende 2022 das Recklinghäuser Pfarrhaus und die Wohnräume des Pfarrers durchsucht worden. In einer völlig verwahrlosten „Messie-Wohnung“, so hieß es jetzt im Prozess, beschlagnahmten die Ermittler damals zahlreiche Festplatten und Computer. Auf acht von 125 sichergestellten IT-Geräten (mit offenbar etwa 13 Millionen Bildern und Videos) konnten Experten rund 1,7 Millionen heruntergeladene Pornodateien sichern. Davon waren 2126 Dateien als kinderpornografisches, weitere 481 als jugendpornografisches Material eingestuft und dem Ex-Pfarrer nun in der Anklage vorgeworfen worden. „Für mich war der Konsum von Pornos Teil einer Strategie, mit Stress und Einsamkeit umzugehen“, gab der Priester zu. Unter den Zuhörern im vollbesetzten Gerichtssaal 127 befanden sich auch Mitglieder der betroffenen Gemeinde. – Während der rund 20-minütigen Verlesung der Anklage inklusive der detaillierten Beschreibung der Bilder und Videos von teils schwer sexuell missbrauchten oder in schockierend entwürdigende Reizwäsche-Posen gedrängten jungen Mädchen herrschte absolute Stille.

Siehe auch: Missbrauch (Artikelübersicht)


Quelle: RN (DZ) vom 19. Dezember 2024

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone

Kein passender Begriff gefunden.