Alltägliches flüssiges Küchen-Gold fließt wieder mit sinkenden Preisen
Die Olivenöl-Preise sind in den Jahren ab 2020 explodiert. 2025 erwarten spanische und griechische Produzenten eine verhältnismäßig gute Ernte und damit sinkende Preise. Nur Italien rutscht ab. Für Salatdressings gilt: Nimm Essig wie ein Bettler und Öl wie ein König. In den vergangenen Jahren erhielt dieser Spruch von Profi- und Hobby-Köchen eine ganz neue Bedeutung – nicht großzügig, sondern reich wie ein König musste man sein, um ein paar Tropfen Extra Vergine über den Tomatensalat zu träufeln, so teuer war das flüssige Gold aus Oliven. Das könnte sich nun ändern. Zumindest beim größten Produzenten Spanien, aber auch in Griechenland sind die Ernteprognosen gut. Lediglich Italien erwartet erneut ein schwaches Erntejahr. Bis 2024 waren die Preise für Olivenöl in Deutschland binnen zwölf Monaten um bis zu 45 Prozent gestiegen. Der Wert stammt vom Juli 2024; bei keinem anderen Lebensmittel registrierte das Statistische Bundesamt damals eine größere Steigerung. Schlimmer noch der längerfristige Vergleich: Zahlte man 2022 für manch ein Olivenöl 3,89 Euro je 750-Milliliter-Flasche, waren es Mitte dieses Jahres 9,49 Euro.
Inzwischen aber zeichnet sich in deutschen Supermärkten eine Trendwende ab. Dort wurde Olivenöl zuletzt wieder günstiger angeboten. Aldi etwa senkte den Preis für eine Flasche Ende Oktober deutlich von knapp neun auf unter sieben Euro. Andere Handelsunternehmen zogen nach. „Für die Ernte 2024/25 prognostiziert die EU eine Normalisierung mit einem Produktionsanstieg von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagt Monika Hartmann, Professorin für Agrarmarktforschung an der Universität Bonn. Die erwartete Marktentspannung könne die Preissenkung im Handel erklären, sagte Hartmann. Grund dafür sei jedoch auch eine deutlich gesunkene Nachfrage nach Olivenöl; viele Verbraucher sind aufgrund der gestiegenen Preise auf andere Speiseöle ausgewichen.
Regen: „Das war genau richtig im letzten Moment“
Diese Verbraucher wollen die Olivenbauern nun zurückzugewinnen – und die Produzenten sind zuversichtlich. In Griechenland etwa hat es nach monatelanger Trockenheit wieder ergiebig geregnet. „Das war genau richtig im letzten Moment“, sagen Giorgos und Giannis Tagaris, die auf der Halbinsel Peloponnes rund 300 Olivenhaine betreiben. Nach Schätzungen von Experten könnte die griechische Ernte im Jahr 2024 rund 230.000 Tonnen Öl erbringen – nach lediglich 150.000 Tonnen im Jahr 2023. Damals machte vor allem das Wetter den Produzenten einen Strich durch die Rechnung, und zwar in allen südeuropäischen Ländern. Nach zwei desaströsen Erntejahren mit Produktionseinbrüchen von zum Teil über 50 Prozent blickt man inzwischen aber optimistischer in die Zukunft. Das im Anfang November begonnenen Erntejahr 2024/2025 wird ein Anstieg der Produktion von immerhin 48 Prozent auf gut 1,26 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr erwartet.
Vorräte nahezu bei null
Im Gegensatz zu Spanien und Griechenland leidet Italien weiterhin unter ungünstigen Bedingungen. Die starke Trockenheit und Hitze des Sommers machen den Oliven wie bereits in den vergangenen Jahren zu schaffen. Vor allem der Süden Italiens war davon betroffen. Nach ersten Schätzungen könnte die Ernte nur rund 220.000 Tonnen Öl erbringen – was einem Rückgang von 32 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr entspricht.
Quelle: Takis Tsafos, Robert Messer und Emilio Rappold in RN vom 25. November 2024