Witwer belästigte Elfjährige im Bus und masturbierte in Marl vor einer Frau
Ein Mann griff in Dorsten einem Mädchen zwischen die Beine. In Marl belästigte er eine weitere Frau. Das führte zu emotionalen Szenen und letztlich vors Amtsgericht Dorsten. – Noch einmal musste das Mädchen nicht mehr das durchleben, was ihr ein Mann aus dem Libanon im November 2023 angetan hatte. Die damals Elfjährige stieg an der Bushaltestelle am Lippetor in Dorsten in die Linie 274 ein, ehe ein Mann sie im Intimbereich anfasste. Der in Beirut Geborene stieg vermutlich ebenfalls an der gleichen Haltestelle ein und verließ nach der Tat den Bus an der Haltestelle Im Harsewinkel. „Wir brauchen das Mädchen nicht noch einmal zu hören und es mit den Erlebnissen noch weiter zu belasten“, sagte der Anwalt des Angeklagten vor dem Amtsgericht Dorsten. „Mein Mandant gibt alles zu.“
Gewillt, eine Therapie zu machen
Außerdem sei dieser gewillt, eine Therapie zu machen, um seine sexuelle Störung behandeln zu lassen. Das Problem, so der Verteidiger: Für den Mann sei es enorm schwierig, einen Therapieplatz zu bekommen. Seine sexuelle Störung brachte den Witwer, mehrfachen Familienvater und einschlägig Vorbestraften wegen eines weiteren Zwischenfalls vor Gericht. Und zwar wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses – ebenfalls in einem Bus. Laut Anklage war der Mann in Marl unterwegs, als er Blickkontakt zu einer Frau aufnahm und sich dann vor ihren Augen befriedigte. Allerdings ohne sich dabei zu entblößen.
Werdende Mutter brach in Tränen aus
Im Gegensatz zu dem belästigten Mädchen musste die Betroffene als Zeugin aussagen und das Geschehene rekapitulieren. Dabei kam es zu emotionalen Szenen. Die werdende Mutter brach vor Richterin Lisa Hinkers in Tränen aus. „Vor dem Gerichtstermin konnte ich mehrere Nächte lang nicht schlafen. Noch nie habe ich so etwas Erbärmliches gesehen.“ Sie erzählte: „Ich dachte zunächst, dass er sich meine Tasche anschaut. Seine Jeans saß sehr locker. Man hat alles gesehen. Ich habe ihm ins Gesicht geschaut, weil ich dachte, dass er dann aufhört.“ Stattdessen habe der Mann versucht, den Bus zu verlassen. „Ich habe ihn am Kragen gehalten, damit er nicht rauskommt“, schilderte die betroffene Frau. Ein weiterer Fahrgast habe ihr dabei geholfen.
Richterin Lisa Hinkers hatte genug gehört. Mit Blick auf den sich nähernden Geburtstermin und der emotionalen Belastung der Zeugin sagte sie: „Wir möchten nicht, dass noch etwas passiert.“ Anderthalb Jahre Haft ohne Bewährung forderte die Staatsanwältin, wenn kein Therapieplatz in Aussicht sei. Diese Forderung stieß auf Unverständnis beim Verteidiger: „Man kann die Taten nicht beschönigen. Die Frage sollte aber sein: Wie kann man den Mann von seiner Störung befreien? Er möchte nicht mehr straffällig werden.“
„Möchte ein vernünftiger Mensch werden“
Das bekräftigte der Mann. „Ich möchte ein vernünftiger Mensch werden“, sagte er. Ins Gefängnis musste der Geständige tatsächlich nicht. Richterin Lisa Hinkers setzte die anderthalbjährige Haftstrafe zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe samt 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit aus. Die Voraussetzung: Der Verurteilte kümmert sich mithilfe seines Verteidigers und seines Bewährungshelfers unverzüglich um einen Therapieplatz. Richterin Lisa Hinkers: „Ich bin selbst überrascht von meinem Urteil.“ Zwar könne der Verurteilte während der Haft keine Frauen und Kinder belästigen, aber die Gefahr bestehe, dass es danach so weiter gehe wie vorher.
Siehe auch: MIssbrauch (Artikelübersicht)
Quelle: jp in DZ vom 9. November 2024