Lebenszufriedenheit der Deutschen?

Rolle spielen Feinstaub, Grünflächen, Einwohnerzahlen. Im Grünen zufrieden

Eine neue Untersuchung über die Zufriedenheit zeigt regionale Unterschiede. Wie verlaufen dabei die Trennungslinien? Eine Rolle spielen Feinstaub, Grünflächen und Einwohnerzahlen. Wer ist wo wie zufrieden? Die Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit in Ost und West in Deutschland klaffen laut einer neuen Studie bei 18- bis 49-Jährigen weniger auseinander als bei der Generation 50 plus. Ein Grund dafür könnte laut der Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden, Katharina Spieß, sein, „dass sich die Regionen ökonomisch angenähert haben und sich die Situation in Ostdeutschland heute besser darstellt als noch in den 1990er- und 2000er-Jahren“.
Der sogenannte BiB-Monitor Wohlbefinden zeigt Spieß zufolge, „dass Unterschiede in der Lebenszufriedenheit nicht per se mit Ost-West- oder Stadt-Land-Schablonen abgebildet werden können. So finden sich beispielsweise in ländlichen Räumen in Ostdeutschland sowohl Regionen mit sehr hoher als auch mit sehr niedriger Lebenszufriedenheit.“
Für die bundesweite Studie wurden von Oktober 2022 bis Januar 2023 mehr als 30.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren befragt. Hinzu kamen zwischen November 2021 und September 2022 Antworten von rund 4500 Bürgerinnen und Bürgern ab 50 Jahren aufwärts. Die Lebenszufriedenheit der 18- bis 49-Jährigen ist laut der Studie in Süddeutschland mit durchschnittlich 7,0 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10 etwas stärker ausgeprägt als im Norden, Westen und Osten der Republik mit jeweils 6,9 Punkten.

Menschen im Süden des Landes sind leicht zufriedener

Die Statistiker definierten im BiB-Monitor drei Gruppen: die „wenig Zufriedenen“ mit 0 bis 6 Punkten, die „Zufriedenen“ mit 7 und 8 Punkten sowie die „sehr Zufriedenen“ mit 9 und 10 Punkten. Die Anteile der „wenig Zufriedenen“ fallen mit je 33 Prozent im Norden und Osten Deutschlands am höchsten aus, während ihr Anteil im Süden mit 29 Prozent am niedrigsten ist. BiB-Direktorin Spieß erklärte: „In diesen Werten spiegeln sich etwa die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Regionen wider, wenn auch die Unterschiede in der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit zwischen den Großregionen nur gering sind.“
Auffällig ist laut dem BiB-Wissenschaftler Heiko Rüger, dass insgesamt in Deutschland die Lebenszufriedenheit in städtischen und ländlichen Regionen fast gleichauf sei. Mit die größten Unterschiede zeigen sich demnach zwischen Dörfern und Kleinstädten einerseits und mittelgroßen Städten andererseits, vor allem im Osten der Republik. Eine Erklärung könnten laut Rüger weniger sozialer Zusammenhalt und mehr Lärm in Mittelstädten mit mehr als 20.000 Einwohnern sein im Vergleich zu kleineren Kommunen. Zugleich böten mittelgroße Städte „nicht die Vorteile von Großstädten“ mit mehr Angeboten für Bürger.
Auch die Umweltqualität in Metropolen beeinflusst der Studie zufolge das Wohlbefinden. Eine hohe Feinstaubbelastung über dem älteren, inzwischen noch verschärften Richtwert der Weltgesundheitsorganisation stehe in Zusammenhang mit einer statistisch geringeren Lebenszufriedenheit. Bewohner in Städten mit viel Grün zeigten sich dagegen im Durchschnitt zufriedener mit ihrem Leben. Die BiB-Wissenschaftlerin Anna Daelen sagte, viele Grünflächen könnten sich positiv auf die Gesundheit auswirken, viel Feinstaub dagegen das Risiko etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs erhöhen. Bei der Berücksichtigung von Stadtparks hatten die Autorinnen und Autoren der Studie auf Satellitenbilder zurückgegriffen.

„Keine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse “

Die Wissenschaftler betonten die Bedeutung des subjektiven Wohlbefindens der Bürger für viele Bereiche, die die Bevölkerungsentwicklung und -struktur beeinflussen. „Dazu gehören etwa die Gründung einer Familie oder Umzugsentscheidungen“, erklärte das BiB. Beispielsweise die Förderung von Bildung und Wirtschaft in Regionen könne dort zur Steigerung des „subjektiven Wohlstands“ beitragen. BiB-Direktorin Spieß sagte, insgesamt zeige die Studie für Deutschland, „dass wir keine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse haben“. Die gewonnenen Daten könnten der Politik bei Entscheidungen helfen.


Quelle: Jens Albes im RN vom 30. November 2024

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