Zeitzeugen-Nachmittag

Wulfener Heimatverein lud ein: Zeitzeugen berichteten aus ihrem Leben

Der zweite Teil der Veranstaltung „Zeitzeugen-Nachmittag“ des Wulfener Heimatvereins fand am 19. Oktober 2024 statt. Die Resonanz war noch größer als beim ersten Treffen. – Die Zeitzeugen-Nachmittage wollen Erinnerungen wecken und auch Wissen über die Vergangenheit vermitteln. Insbesondere dienen die Bilderpräsentationen mit Aufnahmen aus den letzten 120 Jahren dabei, konkrete Erinnerungen auf Gebäude und Häuser zu geben“, erklärte Max Schürmann. Der vor wenigen Tagen verstorbene Reinhold Grewer hatte die Zeitzeugen-Nachmittage ins Leben gerufen. Bei der Premiere der Veranstaltungsreihe ging es in der ersten Jahreshälfte 2024 um die Dülmener Straße vom Bahnübergang bis Kleiner Ring, nun um den restlichen Verlauf der Straße. Schürmann stellte in einer kurzen Präsentation einige zeithistorische Bezüge her, Reinhard Schwingenheuer hatte wieder sehr viele Informationen zu Begebenheiten und Ereignissen anhand dutzender Bilder parat, die in der Präsentation gezeigt wurden. Auch einige Gäste konnten zu der ein oder anderen Aufnahme ergänzende Hinweise geben.

Wichtiges Element der sind die Interviews mit Zeitzeugen

Zu ihnen gehörten Gustav Schonebeck vom Malerfachbetrieb, Heinrich und Johannes Humbert vom Fuhrunternehmen sowie Johannes Mergen von der damaligen Kornbrennerei und Landwirtschaft in Wulfen. Auf die Frage, wie er zu seinem Beruf als Maler gekommen sei, verwies Gustav Schonebeck auf Erlebnisse aus der Jugend. Ein älterer Mann faszinierte ihn mit seinen malerischen Fähigkeiten. Da auch ein Freund aus der Malerfamilie Bülskemper dabei war, entstand sein Wunsch, in der Firma seine Lehre zu machen. Später, als Meister, ergab es sich, ein Grundstück in Alt-Wulfen zu erwerben und dort den Malerfachbetrieb Schonebeck zu gründen. Er konzentrierte sich auf die Arbeit an den Objekten, seine Frau Karin organisierte den Betrieb.
Heinrich „Heini“ Humbert berichtete, dass er nach seiner Lehre und Gesellenzeit bei Köpper in Dorsten von seinem Vater Johann Humbert gefragt wurde, doch auch im stetig wachsenden Familienbetrieb zu arbeiten. „Nicht nur aufgrund der besseren Bezahlung, sondern weil ich dem Vater diesen Wunsch nicht ausschlagen konnte, arbeitete ich dann fast 50 Jahre im Unternehmen.“ Viele Anwesenden konnten bestätigen, dass er über die Jahre auch an vielen Grundstücken und Häusern mit seiner Arbeit als Bagger-, Radlader- oder LKW-Fahrer beteiligt war.

Lebensplan wurde durch Tod des Vaters gekreuzt

Johannes „Hans“ Humbert schilderte mit bewegenden Worten, wie sein Leben sich mit dem Todestag seines Vaters veränderte. „Vom Hörsaal direkt in den Betrieb des Fuhrunternehmens Humbert“, war eigentlich noch nicht sein Lebensplan, der durch den plötzlichen Tod seines Vaters jedoch vorgegeben war. Die Verlagerung des Betriebes von der heutigen Dülmener Straße ins Gewerbegebiet Köhl war eine gewagte, aber auch notwendige Entscheidung. Auch die Weiterentwicklung des Unternehmens, z.B. auch mit dem Kauf der Rundhalle in Hervest-Dorsten, sei notwendig geworden, um das Unternehmen mit seinen 80 Mitarbeitenden auch für die aktuellen Aufgaben gut aufgestellt zu haben.
Johannes Mergen berichtete über den Mergenhof, der auf das 17. Jahrhundert zurückgeht. 1835 errichtete Jakob Mergen einen Gebäudekomplex mit einer Seilerei und Holzschuh-Herstellung. Sein Sohn Heinrich Mergen gründete 1871 die Kornbrennerei, die ihre Produkte vor allem in der Herrlichkeit Lembeck und im Münsterland verkaufte. Der 1901 geborene Großvater führte später die Landwirtschaft und die Kornbrennerei fort. Der Vater von Johannes Mergen modernisierte die Kornbrennerei und Landwirtschaft. Die Veränderungen in diesen beiden Wirtschaftsbereichen führte letztlich aber dazu, die Landwirtschaft wie auch die Kornbrennerei zu beenden und einen Einzelhandel zu etablieren.


Quelle: DZ vom 23. Oktober 2024

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