Herausforderung“ (Verein)

Erster Workshop ein Wellenbrecher für Eltern mit neurodivergenten Kindern

Was machen Eltern, wenn sie merken: Mein Kind ist irgendwie anders? Wenn alltägliche Situationen zum emotionalen Spießrutenlauf werden, weil das Kind vermeintlich „überreagiert“? Der Dorstener Verein „Herausforderung“ hat zum ersten Mal einen informativen Tag zu den Themen Neurodivergenz, Inklusion Hochbegabung, Hochsensibilität und Hochreaktivität veranstaltet. Ein Startpaket des Wissens für Eltern mit Kindern, die von der Norm abweichen, aber trotzdem ganz normal sind. „Ich bin nicht allein. Mein Kind ist nicht falsch oder schlecht.“ Das ist eine der vielen Erkenntnisse und Feedbacks der 23 Familien, die am ersten Wellenbrecher-Tag des Vereins Herausforderung teilgenommen haben. Die 37 Elternteile verbindet viel. „Es tat gut zu sehen, dass viele vor ähnlichen Herausforderungen stehen – und zwar auch Personen aus der näheren Umgebung.“

Klären, in welchen Bereichen das Kind von der Norm abweicht

Menschen mit einer Neurodivergenz haben einfach unterschiedliche Bedürfnisse, die es gilt, zu erkennen und zu unterstützen. Dafür wurde extra ein Elternfragebogen entwickelt. Eine erste Bestandsaufnahme soll so klären, in welchen Bereichen das Kind von der Norm abweicht, erklärt Alison Marburger. Sind es Berührungen, Temperaturen, Geräusche, Licht oder Farben? Sie ist selbst Mutter zweier betroffener Kinder und Teil des Vereins. „Manche Eltern ziehen ihren Kindern die Socken zum Beispiel auf links an, weil das Gefühl der Naht sonst nicht erträglich ist“, erzählt sie weiter. Anschließend werden die Ergebnisse der Auswertung an einem weiteren Termin mit den Eltern besprochen.

„Sein Kind ist verzogen!“ – „Dein Kind stellt sich an!“

Das Umfeld reagiere häufig mit Unverständnis. Auch Fehlinterpretationen seien ein Riesenthema, erklärt Dr. Stefanie Marzian in ihrem Vortrag. Was Eltern betroffener Kinder häufig zu hören bekommen würden, dass ihr Kind könnte, wenn es wollte, es sich aber stattdessen anstellt und einen Wutausbruch hinlegt. Die Schuld wird also bei den Erziehungsberechtigten gesucht. Ein Klassiker, den die Eltern dabei immer wieder hören: „Du musst einfach konsequenter sein. Dein Kind will dich manipulieren. Dein Kind stellt sich an. Dein Kind ist verzogen und du hast es nicht unter Kontrolle“. Was folgt, ist oft ein uninformierter Spießrutenlauf, am Ende geben sich die Eltern meist selbst die Schuld, erzählt Marburger.
Genau hier setzt der Verein mit seinem neuen Angebot an. Es soll ein Wissensstand geschaffen und Unsicherheiten genommen werden. Damit Eltern sprachfähig im Dialog mit Schulen, Kitas und anderen Stellen sind. Denn was fehlt, sei eine passgenaue Förderung. – Das neue Wellenbrecherkonzept sei so gut angekommen, dass es im Dezember einen zweiten Termin geben wird. Am 7. Dezember 2024  von 10 bis 17 Uhr werden im Bürgerbahnhof Dorsten am Johannes-Rau-Platz 1 dann wieder Wellen gebrochen.


Quelle: DZ vom 18. Oktober 2024

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone

Kein passender Begriff gefunden.