Duisburger Polizei schaltete eine weltweit tätige Kinderporno-Plattform ab
Nach der Enttarnung eines weltweiten Kindesmissbrauchsforums mit Hunderttausenden Mitgliedern im sogenannten Darknet hat Nordrhein-Westfalens Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) mehr rechtliche Instrumente gefordert. „Mir ist wichtig, dass wir in NRW in Zukunft noch effektiver gegen die Verbreitung von Kindesmissbrauch vorgehen können“, sagte Limbach. Er fordere deswegen den Bund auf, zügig eine rechtssichere Grundlage zur Speicherung von IP-Adressen durch Telekommunikations- und Internetanbieter zu schaffen. Einem Team von 16 Ermittlern im Duisburger Polizeipräsidium ist es nach mehrjährigen Ermittlungen gelungen, eine global agierende Plattform abzuschalten, auf der Hunderttausende Nutzer Bilder, Videos und Informationen über den Missbrauch von Mädchen austauschten. „Diese Plattform ist seit 2019 ein Forum für Pädophile gewesen, in dem sie ihre abscheulichen Fantasien ausgelebt und ihre Gräueltaten zur Schau gestellt haben“, sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU): „Damit gehörte die Plattform zu den langlebigsten dieser Art im Dark-net.“ Unter Federführung der Polizei Duisburg hatte es Ende September in mehreren Bundesländern Durchsuchungen gegeben – darunter Schleswig-Holstein, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und NRW. Ermittelt wird wegen bandenmäßiger Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. „Bei den Festgenommenen handelt es sich zu weiten Teilen um die Führungsriege dieser Plattform“, erklärte Reul.
Festgenommene Tatverdächtige in sechs Bundesländern
Die Tatverdächtigen seien zwei 45 und 56 Jahre alte Männer aus Nordrhein-Westfalen, ein 43-Jähriger aus Schleswig-Holstein, ein 61-Jähriger aus Baden-Württemberg, ein 62-Jähriger aus Niedersachsen, ein 69-Jähriger aus Rheinland-Pfalz und ein 45-Jähriger aus Bayern. Sechs von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen drohen jeweils Haftstrafen bis zu 15 Jahren. „Der Fall ist schwindelerregend groß“, sagte Reul. Bei den Durchsuchungen wurden insgesamt 1517 Objekte sichergestellt – etwa Laptops, Handys, DVDs und Videokassetten. Auf einem Rechner wurde eine Datenmenge von 13,5 Terabyte entdeckt, was laut Reul etwa 3,4 Millionen Fotos entspricht. „Bei einem Beschuldigten sind wir auf eine Art Kindesmissbrauchsmuseum gestoßen. Das heißt, wir haben Material auf alten Magnetsteinen, Videokassetten, DVDs und USB-Sticks gefunden“, sagte Ermittlungsleiter Kai-Arne Gailer.
„Gebraucht werden intelligente Ermittlungsinstrumente“
Auf die Spur gekommen waren die Ermittler den Hintermännern durch ein kleines Verfahren in Bayern, von dem eine Spur zu einem Mann nach Duisburg führte. „Dieser hat sich reuig gezeigt und bereitwillig Informationen gegeben“, sagte Gailer. Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis zeigte sich fassungslos. „Hinter jedem Bild steht ein Missbrauch, steht eine Seele, die für immer zerstört ist“, sagte Dierselhuis, der auch auf die enorme Belastung seiner Ermittler verwies. Unterstützt wurden die Duisburger unter anderem durch die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (Zac NRW). Auch dort fordert man mehr Ressourcen. „Der Fall zeigt, dass die Aufgabe sehr groß ist“, sagte Zac-Chef Markus Hartmann: „Ich habe zwölf Staatsanwälte für diesen Bereich, die komplett ausgelastet sind. Wir brauchen intelligente Ermittlungsinstrumente und künstliche Intelligenz.“ – Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht das ähnlich. „Im Kampf gegen Kinderpornografie im Netz spielt KI eine entscheidende Rolle“, sagte Landesvorstandsmitglied Ernst Herget. Ermittler seien mit einer unglaublichen Menge an Bildern und Videos konfrontiert, die nur so bewältigt werden könne. „Hier sind erhebliche Investitionen nötig, die wir so bisher nicht sehen“, sagte Herget.
Siehe auch: Missbrauch (Artikelübersicht)
Quelle: Christian Schwerdtfeger in RN (DZ) vom 9. Oktober 2024