Der Preis wurde 1961 gestiftet und wird seit 1964 alljährlich verliehen
Mit einem Grimme-Preis werden Fernsehsendungen und -leistungen ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind (siehe dazu den Eintrag „Grimme-Preis Marl – Renommiertester Medienpreis in Deutschland wird in Marl hergestellt und vergeben“ in diesem Lexikon). Leitziel der im Grimme-Preis institutionalisierten Fernsehkritik ist eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Fernsehen, das als zentrales und bedeutsames Medium mit vielfachen gesellschaftlichen Bezügen und Wirkungen verstanden wird. In diese kritische Auseinandersetzung sind alle Themen und Formen des Fernsehens einbezogen.
Zu den Hauptmerkmalen des Grimme-Preises gehören die Breite seiner Programmbeobachtung, die Professionalität bei den Nominierungen, die Sorgfalt der Juryarbeit, weiter die Unabhängigkeit der Entscheidungen und, nicht zuletzt, das Prinzip einer umfassenden Öffentlichkeit und einer weitgehenden Begründung und Transparenz aller Entscheidungen. Von Anfang an hat der Grimme-Preis auch die Qualitätsvorstellungen der Fernsehzuschauer berücksichtigt. So wird in enger Zusammenarbeit mit der örtlichen Volkshochschule („insel“) der Publikumspreis der Marler Gruppe vergeben.
Der Grimme-Preis wird seit 1964 alljährlich in Marl verliehen
Er wurde 1961 auf Initiative Bert Donnepps vom Deutschen Volkshochschul-Verband gestiftet. Die ersten 13 Wettbewerbe wurden unter Donnepps Verantwortung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Marler Volkshochschule „insel“ gleichsam nebenamtlich organisiert.
Anfang der 70er-Jahre musste eine neue Organisationsstruktur gefunden werden, um eine kontinuierliche und professionelle Beobachtung und Bewertung der Fernsehentwicklung sicherzustellen. Dies war aus verschiedenen Gründen notwendig: so wegen der steigenden Ansprüche an eine attraktive Präsentation des Preises, wegen des größer werdenden technischen Aufwands bei der Sichtung der Wettbewerbssendungen, nicht zuletzt auch wegen des kontinuierlich zunehmenden Programmangebots. Die entsprechenden Modellüberlegungen führten 1973 zur Gründung des Grimme-Instituts, das als Medieninstitut des Deutschen Volkshochschul-Verbandes seit 1978 hauptamtlich für die Organisation und Entwicklung des Grimme-Preises verantwortlich ist.
Das Verfahren der Auswahl
Erste Stufe: Jeder Zuschauer kann, so wie beispielsweise Fernsehanstalten und Produzenten auch, eine oder mehrere Sendungen für den Grimme-Preis vorschlagen. Dies kann per Anmeldungsbogen oder auch formlos geschehen. Eine eigene Begründung kann diesen Vorschlag stützen. In der Regel erreichen jedes Jahr zwischen 500 und 600 Vorschläge das Institut. Das Institut prüft, ob die Vorschläge den formalen Anforderungen des Wettbewerbs entsprechen. Ansonsten wird jeder Vorschlag neutral und gleichberechtigt aufgenommen.
Zweite Stufe: Vier Nominierungskommissionen beraten in mehrtägigen Sitzungen ausführlich darüber, welche aus diesen mehreren Hundert Vorschlägen in die Jury-Endrunde gelangen sollen, sprich: nominiert werden.
Am Ende dieser Vorauswahlrunden können sich diese Kommissionen für bis zu 84 Produktionen und Einzelleistungen entscheiden, welche für vier so genannte Wettbewerbsbereiche nominiert werden: „Fiktion“, „Unterhaltung“, „Information & Kultur“ sowie „Kinder & Jugend“.
Dritte Stufe: Vier Jurys befinden in mehrtägigen Sitzungen Anfang Februar darüber, welche dieser nominierten Sendungen dann tatsächlich einen Preis bekommen. Dabei können maximal 16 Grimme-Preise in allen Wettbewerbsbereichen vergeben werden.
Zusätzlich zu diesen 16 Preisen für Einzelsendungen, Serien. Spezial-Einzelleistungen oder eine Besondere Journalistische Leistung kann der Stifter des Grimme-Preises – der Deutsche Volkshochschul-Verband – auch noch eine „Besondere Ehrung“ an eine Persönlichkeit vergeben, die sich um das Fernsehen in besonderer Weise verdient gemacht hat. Außerdem wird im Rahmen des Grimme-Preises der Publikumspreis der Marler Gruppe vergeben.
Nominierungskommissionen und Jurys
Die Nominierungskommissionen und Jurys sind aus Fernsehkritikern und Publizisten, aus Medienwissenschaftlern und Bildungsfachleuten zusammengesetzt, welche vom Grimme-Institut für diese Aufgabe berufen werden.
Der Verein „Freunde des Adolf-Grimme-Preises“
Das Jahr 1989 ist für die Bundesrepublik Deutschland und für den Adolf-Grimme-Preis ein historisch bedeutsames Jahr: Durch die am 9. November verkündete Öffnung der Mauer wurde die spätere Wiedervereinigung Deutschlands ermöglicht. In Marl wurde der Adolf-Grimme Preis zum 25. Mal verliehen und auf Initiative von Bert Donnepp und Ulrich Spies kam es zum Zusammenschluss der „Freunde des Adolf-Grimme-Preises “ – als Verein gegründet von Hans Abich (ehem. ARD-Programmdirektor), Dr. Hans Geert Falkenberg (ehem. WDR-Kulturchef). Lothar Hentschel (ehem. Bürgermeister der Stadt Marl), Anna-Luise Heygster (ehem. Leiterin der „Mainzer Tage der Fernsehkritik“ im ZDF), Dirk Hünerbein (Rechtsanwalt und Notar in Marl), Karl-Otto Saur (Kontor für Kommunikation und Kultur, Ebemhausen), Prof. Dr. Norbert Schneider (ehem. Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, LfM), Walter Sethe (ehem. Stadtdirektor in Marl) und Jochen Stelzer (ehem. Sprecher der Publikumsjury „Marler Gruppe“). Ehrenvorsitzender war Prof. Dr. Bert Donnepp.
Seitdem fördern die „Freunde des Adolf-Grimme-Preises“ die Ziele des Fernsehwettbewerbs. Sie helfen bei der Sicherung und Unabhängigkeit des Preises und vergeben darüber hinaus den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik. Vorstandsmitglieder sind: Vorsitzender: Jörg Schieb, Stellv. Vorsitzende: Martin Brambach und Maik Große Lochtmann, Schatzmeisterin: Ute Mühlenberg, Geschäftsführer: Dr. Ulrich Spies, Ehrenvorsitzender: Dr. Ulrich Spies. Bert Donnepp wurde 1989 beim 25. Grimme-Preis vom DVV besonders geehrt für seine Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens in Deutschland. Als Rundfunkreferent des DVV hielt er fast bis zu seinem Tod 1995 engen Kontakt zum DVV und seinen Landesverbänden, zu den Rundfunkanstalten und zum Adolf-Grimme-Institut. Er hatte als Sprecher der Wettbewerbsleitung des Grimme-Preises und Kuratoriumsvorsitzender des Grimme-Instituts wichtige ehrenamtliche Führungsämter inne und kümmerte sich bis zuletzt um „seinen“ Adolf-Grimme-Preis.
Siehe auch: Grimme-Preis 2024
Siehe auch: Grimme-Preis Marl