Die ersten fünf neuen Modelle rollten 2024 an – bis 2030 sollen es 60 sein
Die Vestische sprach vom Beginn einer neuen Ära: Denn sie setzte auf Wasserstoff. Die fünf neuen Wasserstoff-Busse sind zwölf Meter lang, mit 3,48 Metern ein Stück höher als die anderen Busse und bieten Platz für jeweils 73 Fahrgäste: Fünf mit Brennstoffzellen betriebene Busse wurden am 26. August 2024 in Betrieb der Vestischen Straßenbahnen GmbH genommen. Sie werden nicht per Zündschlüssel gestartet, sondern wie ein Computer etwa 30 Sekunden lang „gebootet. Es gibt kein brummendes Motorengeräusch, während der Fahrt ist es vielmehr ein „leises Dahingleiten“. Die Wasserstoff-Busse fahren zunächst durch Herten, Recklinghausen, Marl, Oer-Erkenschwick, Castrop-Rauxel und Gelsenkirchen – und das deutlich geräusch- und emissionsärmer als Diesel-Modelle.
Verbrauch von 37,5 Kilo Wasserstoff für 450 Kilometer
Die Brennstoffzelle wird mit Wasserstoff aus im Fahrzeug installierten Tanks sowie Sauerstoff aus der Luft betrieben. Bei der chemischen Reaktion entstehen Energie und Dampf. Der Strom wird an den Antrieb und die Batterie weitergeleitet. Noch müssen die Busse nach etwa 450 Kilometern zum „Tanken“ aufs AGR-Gelände nach Herten-Süd. Der „orange“ Wasserstoff ist ein Nebenprodukt der Müllverbrennung beim RZR. Jeder Bus nimmt in den fünf Tanks, die sich auf dem Dach befinden (daher der höhere Aufbau), bis zu 37,5 Kilogramm Wasserstoff auf. Dieser Vorgang dauert etwa zehn Minuten, was wesentlich schneller ist als die Ladung der batterieelektrisch betriebenen Busse, die auch nur eine Reichweite von maximal 150 Kilometern haben. Nach Angaben der Vestischen, die mittelfristig selbst eine Wasserstofftankstelle auf dem Betriebshof in Herten bauen will, sparen Brennstoffzellenbusse im Vergleich zu Dieselbussen durchschnittlich rund 16,5 Tonnen an lokalen CO₂-Emissionen pro Jahr ein. Werde sogenannter „grüner“ Wasserstoff genutzt, liege die Einsparung sogar bei rund 89,1 Tonnen. Feinstaub und Stickoxide entstehen im Busverkehr nicht, das überschüssige Wasser entweicht in Form von Dampf. „Es wird keine Rinnsale oder Pfützen auf den Straßen geben“, betont Vestische-Geschäftsführer Martin Schmidt.
Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen 60 Brennstoffzellenbusse fahren
Bei fünf Wasserstofffahrzeugen – insgesamt hat die Vestische aktuell 260 Busse – soll es nicht bleiben. Wie Martin Schmidt erklärt, folgen fünf weitere Exemplare im Frühjahr 2025. Die zehn Wagen werden vom Bundesverkehrsministerium wegen des alternativen Antriebs mit 2,88 Millionen Euro bezuschusst. Die Fördersumme deckt 80 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zu Dieselfahrzeugen. „2027 sollen noch einmal sieben Wasserstoffbusse kommen“, kündigt der Vestische-Chef an – vorausgesetzt, dass die Förderrichtlinien Bestand haben und auch eine mögliche neue Bundesregierung das Vorhaben für unterstützenswert hält. Erklärtes Ziel der Vestischen ist es, bis 2030 rund 60 Brennstoffzellenbusse auf die Straße zu bringen. Für Landrat Bodo Klimpel, der Aufsichtsratsvorsitzender der Vestischen ist, sind die neuen Busse ein Baustein bei der Umsetzung des Vestischen Klimapakts von 2019, der auch eine Mobilitätswende anstrebt: „Diese nimmt mit einem zuverlässigen und gut ausgebauten ÖPNV bei der Bewältigung des Klimawandels eine zentrale Rolle ein.“
„Investition in eine nachhaltige Zukunft“
Die Anschaffung der Wasserstoffbusse sei „eine bedeutende Investition in eine nachhaltige Zukunft unseres Vests.“ Gleichzeitig zeige man damit: „Wir sind eine aufstrebende und ambitionierte Wasserstoff-Region.“ Bei einer Laufleistung von etwa 70.000 Kilometern pro Jahr hofft Vestische-Chef Martin Schmidt wie bei den Diesel-Modellen auf eine zwölfjährige Lebensdauer der neuen Busse. Wartung und Reparatur übernehmen die Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs selbst, schon jetzt sei das Interesse am neuen „Team H₂“ groß, heißt es. Zusammen mit der im Juli gegründeten eigenen Fahrschule, die „ausschließlich für den eigenen Bedarf“ Busfahrer ausbildet, sollen sich auch die personellen Engpässe verflüchtigen – ganz so wie Wasserdampf in der Atmosphäre.
Siehe auch: Vestische Straßenbahnen (Essay)
Siehe auch: Wasserstoffleitungen neu
Siehe auch: Vestische Verkehrswende
Siehe auch: Grüner Wasserstoff
Quelle: DZ vom 26. August 2024