Was ist ein medizinischer Notfall? Wann Notaufnahme – und wann nicht?
Der Name verrät es: Die Notaufnahme in der Klinik ist für Notfälle gedacht. Doch wo fängt so ein medizinischer Notfall an? Und was ist keiner? Man fühlt sich absolut elend, doch die Hausarztpraxis hat dicht. Also ab ins Krankenhaus, um schnell Hilfe zu bekommen?
Ob die Notaufnahme die richtige Anlaufstelle ist – das hängt davon ab, wie ernst die Symptome sind. Akute Beschwerden sind längst nicht immer ein Fall für die Notfallversorgung. Und so sollen Patienten, die damit Krankenhäuser aufsuchen, künftig besser vorsortiert werden. Die Reform der Notfallversorgung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht vor, dass in Krankenhäusern sogenannte Notfallzentren eingerichtet werden. Das Personal am Empfangstresen soll dort einschätzen: Ist das tatsächlich ein Fall für die Notaufnahme – oder doch eher für eine Notdienstpraxis? Doch wie ernst ist der eigene Gesundheitszustand nun, wie schnell braucht es Hilfe? Und was ist ein medizinischer Notfall?
Wenn das Leben in Gefahr ist oder bleibende Schäden drohen, ist schnelle Hilfe ein Muss – es sind Notfälle. Daher gilt: „In lebensbedrohlichen Situationen, wenn jede Minute zählt, sofort die 112 anrufen“, so Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die Leitstelle kann einen Rettungswagen schicken, der einen Hilfsbedürftigen in die Notaufnahme bringt. Alternativ kann man sich auch selbst in die Notaufnahme begeben, sofern der gesundheitliche Zustand das zulässt.
Was sind gesundheitliche Beschwerden, bei denen Hilfe notwendig ist?
Der Stiftung Gesundheitswissen zufolge liegt ein Notfall vor, wenn eine Person bewusstlos wird oder ihr Bewusstsein erheblich getrübt ist. Auch starke Brustschmerzen oder Herzbeschwerden sind ein Fall für die Notaufnahme, weil sie auf einen Herzinfarkt hindeuten können. Ebenso Atemnot, hinter der zum Beispiel eine Lungenembolie oder eine schwere allergische Reaktion stecken können. Ebenfalls sind starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen, Notfälle. Auch Unfälle mit Verdacht auf schwere Verletzungen, starke Verbrennungen, Stromunfälle und Krampfanfälle. Wer anhaltende stärkste Schmerzen erlebt, wendet sich der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zufolge ebenfalls an die Notaufnahme. Auch Vergiftungen können lebensbedrohlich werden. In so einem Fall kann man sich auch über die Giftnotrufzentrale eine erste Einschätzung einholen, was nun am besten zu tun ist.
Welche Beschwerden gehören nicht in die Notaufnahme?
Starke Hals- und Ohrenschmerzen sind der Stiftung Gesundheitswissen zufolge keine Notfälle. Das gilt auch für Harnwegsinfekte, für Rücken- oder Bauchschmerzen. Auch ein Magen-Darm-Infekt mit Erbrechen und Durchfall gehört nicht in die Notaufnahme, Erkältungen mit hohem Fieber auch nicht. Diese Beschwerden sind aber dennoch quälend – und sie können oft nicht warten, bis am nächsten Morgen oder am Montag die Hausarztpraxis wieder öffnet. Die Anlaufstelle ist in solchen Fällen der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen, der unter der Notfall-Telefonnummer 116 117 zu erreichen ist.
Siehe auch: Notfall – was ist das?
Siehe auch: Notfallseelsorge
Siehe auch: Notfallrettung
Siehe auch: Notfall-Informationspunkte
Siehe auch: Notrufe (I)I
Siehe auch: Notrufe 110/112 (I)
Quelle: dpa in RN vom 17. August 2024