Experte Bernhard von Blanckenburg 2024: „Wir müssen da was verändern“
Dorsten bekommt im Hitze-Check eine Grüne Karte. hat da eine andere Meinung: „Wir müssen da was verändern.“ – Fichtensterben, Hitzetote und große Ernteausfälle in der Landwirtschaft waren die Folgen der Hitzewellen 2018 bis 2020. Die Konsequenz ist das Klimaanpassungsgesetz, das am 1. Juli 2024 in Kraft getreten ist. Länder sollen dafür Sorge tragen, dass in Kommunen und Gemeinden Konzepte und Maßnahmen zur Klimaanpassung getroffen werden. Die Deutsche Umwelthilfe hat Dorsten im Hitze-Check die Grüne Karte gegeben: Der Anteil der versiegelten Flächen liegt unter dem Durchschnitt, aber es fehlt an klimafördernder Begrünung. „Der Zustand ist ein anderer“, sagt Klima-Experte Bernhard von Blanckenburg zu den Ergebnissen. Der ehemalige Stadtförster und Leiter des Forstbetriebsbezirks Dorsten setzt sich in seinem Ruhestand umfassend mit dem Klimaschutz in der Innenstadt auseinander. 2019 entwickelte er Konzepte, wie das Klima in der Innenstadt verbessert werden könnte und gewann im folgenden Jahr dafür den Klimaschutzpreis.
Wenig Begrünung in der Innenstadt
Er hat herausgefunden, dass lediglich 15 bis 20 Prozent der Innenstadt begrünt sind. Wenige der Bäume spenden genügend Schatten, um bei hohen Temperaturen den Innenstadtbewohnern und den Besucherinnen und Besuchern Schutz vor der Sonne zu bieten. „Wir müssen ans Eingemachte, an die zugepflasterten Straßen, an den zugepflasterten Marktplatz. Wir müssen da was verändern“, mahnt der Experte. Für eine Verbesserung hat Bernhard von Blanckenburg konkrete Vorschläge. Eine große Rolle spielen Bäume, die mit einer großen Baumkrone viel Schatten spenden können. Begrünte Flächen tragen zur Reduzierung der Temperatur bei. Aber auch ausgewiesene Kühlräume sollten in ein Hitzeschutzkonzept aufgenommen werden. Da schlägt er Kirchen, Parkhäuser oder zum Beispiel den Treffpunkt Altstadt vor. Schatten könnte auch künstlich in der Innenstadt durch richtig platzierte Sonnensegel geschaffen werden. Wo geeignete Stellen dafür wären, untersucht er momentan. Ein weiterer Bestandteil sollte das Auffangen von Wasser und die Dachbegrünung von großflächigen Gebäuden wie das Sinn-Gebäude, die Mercaden oder das ehemalige Toom-Gebäude sein.
„Weil ich Innenstadtbewohner bin, ist es ja quasi meine Zukunft, die hier verbessert werden soll. Und besonders, wenn man bedenkt, was da auf uns zukommt“, zitiert ihn die Dorstener Zeitung. Damit spielt er auf die prognostizierte Hitzezunahme in den nächsten Jahrzehnten an. Momentan solle man froh sein, dass es in den vergangenen Jahren keine erneute Hitzewelle gab. Doch es sei nur eine Frage der Zeit. Um die Begrünung in der Innenstadt zu verbessern, sieht er vor allem die Stadt in der Pflicht. Trotzdem ist er sich sicher, dass das nicht der einzige Lösungsweg ist. „Das schaffen wir nur alle zusammen und es hilft überhaupt nicht, wenn wir zum Beispiel nur darauf gucken, was schlecht gemacht wurde.“
„Es ist eine Mammutaufgabe“ – Jeder Bürger ist in der Pflicht
Daher sieht er auch jeden einzelnen Bürger in der Pflicht, etwas zu verändern: Sei es das Gießen und Pflanzen von Bäumen oder das Aufsammeln von Laub. Eine erste Maßnahme wäre, wenn jeder Dorstener mit seinem Garten zwei bis drei gute Bäume wie Eichen, Linden, Trompetenbäume oder Ahorn pflanzt, sagt er. Gefragt seien für ein sinnvolles Hitzeschutzkonzept für Dorsten die besten Experten auf dem Gebiet, die zusammen Maßnahmen für eine lebenswerte und geschützte Zukunft schaffen sollen. „Es ist eine Mammutaufgabe, jeder Bürger ist in der Pflicht“, sagt er, „Es dauert wesentlich länger als 30 Jahre, vielleicht auch noch viel länger als 50 Jahre, bis wir eine richtig durchgegrünte Innenstadt haben.“
Siehe auch: Wetter (Essay)
Siehe auch: Bullenhitze Juni/Juli 2019
Siehe auch: Trockenheit 2022
Quelle: DZ vom 10. August 2024