Ein von Goethe und seinem Beruf begeisterter Polizeichef
1912 in Mailand bis 1983 in Dorsten; Polizeichef. – Er entstammte einer Hotelier-Familie, die in Mailand und in der Nähe von Leipzig Hotels betrieb. 1914 übersiedelte die Familie von Mailand nach Leipzig. Richard Albrecht besuchte das Internat in Borna, machte dort das Abitur und ging 1932 in den Polizeidienst nach Berlin. 1941 heiratete er seine aus Schlesien stammende Frau Gerda, die mit ihren beiden Söhnen bei Kriegsende 1945 zu ihren Eltern nach Lüdenscheid zog. Albrecht erlebte den Zweiten Weltkrieg bei der Feldgendarmerie in Russland, Frankreich und in Italien, wo er bei Rimini in englische Gefangenschaft kam. 1947 konnte er zu seiner Familie nach Lüdenscheid zurückkehren. Die Familie zog anschließend nach Herne, wo Richard Albrecht als Bergmann untertage arbeitete. Erst 1953 konnte er in den Polizeidienst zurückkehren. Herne, Recklinghausen, Coesfeld waren seine Stationen. 1965 kam er nach Dorsten, wurde Polizeichef und Anfang der 1970er-Jahre Bezirkskommissar mit Amtssitz in Marl. Neben den polizeilichen Aufgaben hatte er immer Zeit, sich der Kunst und Literatur zu widmen: Albrecht war ein begeisterter Geigenspieler und Holzschnitzer. Nach seiner Pensionierung hatte der Literatur-Fan mehr Zeit, Bücher zu lesen. Von Goethe kannte er alles und hatte alle dessen Bücher im Bücherschrank. Sein großes Hobby bis zu seinem Tod durch Herzversagen war es, Gerichtsberichte zu schreiben, die er mit viel Eifer und Sachkenntnis für die „Ruhr-Nachrichten“ (Dorstener Zeitung) fertigte. Auch war er viele Jahre im Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck engagiert. – Dass er während des Krieges einem der berüchtigten Polizei-Regimenter im Osten angehörte, die Juden erschossen haben, wurde erst nach seinem Tod bekannt.