Ein herausforderndes Jahr: „Wir kommen mit einem blauen Auge davon“
Das Sommerwetter stellte die Landwirte in diesem Jahr vor Herausforderungen. In die Karten spielte ihnen der besondere Boden in der Region. Die Landwirte in Dorsten sind wieder mit Mähdreschern unterwegs und ernten ihr Getreide. Auch die ersten Frühkartoffeln werden vom Feld geholt. Wann geerntet wird, hängt maßgeblich vom Wetter ab. Vor allem spielte der Regen eine Rolle. „Niederschläge begleiten uns jetzt seit zwölf Monaten“, erklärt Hendrik Lammering, Bereichsleiter Pflanzenbau bei der Raiffeisen Hohe Mark Hamaland eG. Er begleitet die hiesigen Landwirte von der Aussaat bis zur Ernte.
„Die Hitze ist in diesem Jahr bislang kein primäres Problem. Das war schonmal schlimmer“, erklärt der Experte. Der anhaltende Niederschlag hat besonders die Maßnahmen und Termine beeinflusst. So konnte der Weizen teilweise erst im Dezember und Januar gesät werden. Andere Regionen hätten unter den Umständen deutlich mehr zu kämpfen: „Wir kommen in NRW mit einem blauen Auge davon. Wir haben sehr leichte Böden“, erklärt Lammering. Für die Dorstener Landwirte bedeutet das konkret, dass die sehr sandigen Böden das Wasser gut ableiten können. „Das Wasser kommt schneller weg“, sagt Lammering.
Der Vorteil der Region kommt den Landwirten bei Regen daher besonders zugute. „Die Bedingungen waren in diesem Jahr schon speziell. Wir haben den Vorteil, dass wir nach Niederschlägen durch den sandigen Boden schnell wieder auf die Flächen kommen“, erklärt Regina Böckenhoff. Die Landwirtin und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen beschreibt einen insgesamt entspannten Eindruck unter den Landwirten. Aktuell führe der immer wieder einsetzende Regen dazu, dass sie noch nicht dreschen können. „Wir brauchen drei bis vier Tage gutes Wetter, um zu ernten.“ Die Hitze und der Regen gefallen hingegen besonders dem Mais, der im Herbst an der Reihe ist. „Der steht super. Da sind wir richtig glücklich mit“, erklärt die Landwirtin.
Getreide-Erträge waren unterdurchschnittlich
Regina Böckenhoff betont, dass der Ackerbau für die meisten Landwirte nicht das einzige Standbein ist. „Wir haben in der Region einen vielfältigen Anbau, aber für unsere Betriebe spielt auch die Tierhaltung eine Rolle“, erläutert Böckenhoff. Das meiste Getreide werde gerade noch geerntet, aber die Erträge seien unterdurchschnittlich. Hendrik Lammering schätzt 15 bis 20 Prozent weniger Getreideerträge im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Erträge und Qualitäten sind jedoch zwei Paar Schuhe. „Wir können keine nennenswerten Einbrüche bei der Qualität feststellen“, sagt Hendrik Lammering.
Krautfäule bei Kartoffeln – m Bis Ende Oktober Kartoffelernte.
Größere Probleme gab es bei der Kartoffelernte: „Wir haben Krautfäule wie nie zuvor“, so der Experte. Ohne die entsprechenden Maßnahmen würde sich die Krautfäule ausbreiten und schlimmstenfalls den ganzen Bestand befallen. Lukas Gedding baut mit seiner Familie in Lembeck Kartoffeln an, die zu Pommes Frites verarbeitet werden. Auch er betont den Vorteil der Sandböden in diesem Jahr: „Es ging noch relativ gut dieses Jahr.“ Die Kombination aus Pflanzenschutzmitteln und modernen Anbauverfahren sorgt dafür, dass die Qualitäten nicht allzu sehr unter den Niederschlägen leiden. „Hier in der Region werden wir noch einigermaßen gute Qualitäten haben“, sagt der Landwirt. Trotzdem war es eine Herausforderung für den Anbau. Die Bedingungen, die der Mais liebt, könnten die Kartoffeln allerdings vor Probleme stellen: Alles über 25 Grad sei schwierig für die Knolle, gleichzeitig sind die Böden noch relativ feucht. „Man muss schauen, wie sie durchkommen.“
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Quelle: DZ vom 7. August 2024