Das professionelle Helfer-System funktioniert in Dorsten auf hohem Niveau
Laut einer Recherche des SWR gibt es dennoch Verbesserungsbedarf. Der Kreis Recklinghausen arbeitet schon daran. – Nach einem Herzstillstand zählt jede Minute. Ein schneller Anruf des Ersthelfers bei der 112 führt zum ersten professionellen Retter und – wenn alles gut läuft – zu einer „strukturierten und standardisierten Notruf-Abfrage“. Während sich Krankenwagen und Notarzt auf den Weg machen, gibt der Profi aus der Leitstelle Anleitungen zur Wiederbelebung, beruhigt den Ersthelfer und lässt ihn nicht allein. Dass das nicht immer so bilderbuchmäßig funktioniert, hat in der vorigen Woche eine umfangreiche Recherche des SWR (Südwestrundfunk) unter dem Titel „Notfallrettung“ aufgezeigt. Mindestens ein Fünftel der deutschen Rettungsdienstbereiche, so lautet das Ergebnis, nutzen eine solche Abfrage in ihrer Leitstelle nicht. Der Kreis Recklinghausen zählt zu der Mehrheit, bei der die standardisierte Form angewandt wird. Wohl auch deshalb hat Chefarzt Dr. Jan Bernd Böckenförde vom St.-Elisabeth-Krankenhaus nichts auszusetzen am Dorstener Rettungssystem. „Wer den Rettungseinsatz in der Leitstelle koordiniert“, erklärt er, „ist dringend auf möglichst genaue Informationen durch die Ersthelfer angewiesen.“ Angst und Aufregung des Ersthelfers könnten den Informationsfluss durchaus hemmen. „Es handelt sich schließlich um eine absolute Ausnahmesituation.“
Qualitätskontrolle kommt
Um die Qualitätsstandards der Leitstelle hochzuhalten, den optimalen Verlauf aller Prozesse zu prüfen und Mitarbeiter auf schwierige Situationen in der Zukunft vorzubereiten, betreiben etwas mehr als die Hälfte aller Leitstellen ein Qualitätsmanagementsystem. Der Kreis Recklinghausen bislang nicht. Aber das soll sich nach Auskunft von Pressesprecherin Lena Heimers demnächst ändern: „Wir finden ein solches System sinnvoll und haben mit der Einführung begonnen. Wir sind mitten im Prozess.“ Das gilt auch für die Einführung einer sogenannten „First-Ressonder-App“, durch die im Notfall registrierte freiwillige, qualifizierte Ersthelfer schnell zu Einsatzorten in der Nähe geschickt werden können, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams zu überbrücken. Sobald eine zusätzliche Personalstelle beim Kreis besetzt werden konnte, soll es mit der Einführung der App losgehen.
Problem mit „Hilfsfristen“
Das Problem der „Hilfsfristen“ wird sich dagegen so schnell nicht lösen lassen. Nicht mehr als acht Minuten in der Stadt und maximal zwölf Minuten auf dem Land sollten vergehen, bis die Rettungskräfte am Einsatzort eintreffen. In Rhade und Lembeck sind diese Zeiten bislang kaum einzuhalten, deshalb soll es auf lange Sicht im Dorstener Norden eine neue Rettungswache geben. Bereits kurzfristig werden im Kreis sechs neue Rettungswagen mitsamt neuer Besatzung eingesetzt, um den Anforderungen des Rettungsdienstbedarfsplans nachzukommen. Und bis die Profi-Retter vor Ort sind, unterstützt die Leitstelle den Laien bei der Lebensrettung.
Siehe auch: Notfallseelsorge
Siehe auch: Notfall-Informationspunkte
Siehe auch: Notfall – was ist das?
Quelle: Petra Berkenbusch in DZ vom 5. Juli 2024