Klima.Werk

Im Fokus steht der wasserbewusste Umbau der Stadt – Schwammstadt?

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk, bestehend aus Emschergenossenschaft und Lippeverband, arbeitet gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung. Ihr Ziel ist es, die Folgen des Klimawandels zu mildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu erhöhen. Ursprünglich startete sie als Zukunftsvereinbarung Regenwasser im Jahr 2005, entwickelte sie sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter und trägt heute den Namen Klima.Werk. Unter diesem Dach wird ein Projekt des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Bis 2030 sollen etwa 250 Millionen Euro in den klimafesten Wandel investiert werden. 25 Prozent der befestigten Flächen werden dabei in ausgewiesenen Gebieten abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden sollen. 16 Emscher-​Kommunen sowie die Emschergenossenschaft arbeiten seit 2014 zusammen in der Zukunftsinitiative für einen bewussten Umgang mit der Ressource Regenwasser. Gemeinsam treibt das Netzwerk den blau-​grünen, klimarobusten Umbau des Ruhrgebiets voran. Am Anfang stand die Erkenntnis: In einer dicht bebauten, stark versiegelten, urbanen Region wie unserer sind die Folgen der Klimakrise nur gemeinsam zu bewältigen. Starkregen und Trockenheit machen an Stadtgrenzen nicht Halt. Die Zukunftsinitiative Klima.Werk setzt sich gemeinsam mit Kommunen und Wasserwirtschaftsverbänden für den Umbau der Region ein. Dabei nimmt sie öffentliche und private Flächen in den Blick. Dieser Umbau berücksichtigt Stadtplanung und Wasserwirtschaft gleichermaßen. So will man nicht nur den Schutz vor Überflutungen gewährleisten, sondern auch die Auswirkungen des Klimawandels mildern. Eine zentrale Rolle spielt dabei die bewusste Nutzung von Regenwasser.

Stadt Dorsten ist seit Mai 2024 offizielles Mitglied

Die Stadt Dorsten war bereits länger im Netzwerk aktiv und wurde im Mai 2024 offiziell als Mitglied aufgenommen. Bürgermeister Tobias Stockhoff betont, dass die Mitgliedschaft in der Klima.Werk-Gruppe bedeutet, Teil eines starken Verbunds für eine bedeutende Aufgabe zu sein. Die Stadt Dorsten bringt nicht nur ihr eigenes Wissen, sondern auch aktive Beteiligung an gemeinsamen Lösungsansätzen und Projekten in das Netzwerk ein.

Umbau zur Schwammstadt

Im Fokus der Maßnahmen von Klima.Werk steht der wasserbewusste Umbau der Stadt, auch bekannt als Umbau zur Schwammstadt. Hierbei spielt Regenwasser eine zentrale Rolle. Es wird nicht mehr sofort in die Kanalisation und Kläranlage abgeleitet, sondern vor Ort gespeichert, aufgefangen oder versickert. Diese naturnahe Regenwasserbewirtschaftung stärkt den natürlichen Wasserkreislauf. Zudem fördert sie Grundwasser und Gewässer und trägt zur Kühlung der Lufttemperatur sowie zur Bewässerung von Pflanzen bei. Die Schaffung von mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen für Niederschlag reduziert das Gefährdungspotenzial von Starkregen. Zusätzlich sorgen mehr Grünflächen für eine verbesserte Kühlung und Frischluftzufuhr. Verschiedene bauliche Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünungen, Abkopplung der Niederschlagsentwässerung von der Kanalisation, Entsiegelung von Flächen und der Bau unterirdischer Speicher werden dafür benötigt.

Dorsten als Schwammstadt? Regenwasser nicht mehr in den Kanal leiten

Um klimarobuster zu werden, macht die Stadt Dorsten 2024 bei der Zukunftsinitiative „Klima.Werk“ mit. Die will die Region zur Schwammstadt machen. Ein anderer Umgang mit Regenwasser spielt eine zentrale Rolle bei der Aufgabe, Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Vor zehn Jahren haben sich Kommunen und die Emschergenossenschaft in der Zukunftsinitiative „Klima.Werk“ zusammengeschlossen, um den Umbau zur Schwamm-Region gemeinsam zu realisieren. Neuerdings gehört auch Dorsten dazu, heißt es in einer Pressemitteilung des Lippeverbandes. Als Vorsorge gegen Starkregen, Dürre und Hitze sind seit 2014 schon rund 500 Projekte umgesetzt und rund 488 Hektar Fläche von der Kanalisation abgekoppelt worden. Wohin fließt der Regen, der von Dächern abläuft? Wohin fließt der Niederschlag, der auf städtische Plätze oder andere versiegelte Flächen trifft? In der Regel (immer noch) in die Kanalisation. Dort wird das Regenwasser mit dem Abwasser vermischt, zur Kläranlage geleitet und aufwändig gereinigt. Dadurch fehlt das Niederschlagswasser in der Stadt: Es könnte aber zum Beispiel zum Bewässern von Bäumen und Grünflächen genutzt werden oder künstliche und natürliche Gewässer speisen. Bäume und verdunstendes Wasser wiederum sorgen in der Stadt für Frischluft und Kühlung.

In Wulfen ist die Schwammstadt schon Realität

Die Stadt Dorsten präsentiert bereits Beispiele für diese Maßnahmen. So etwa die Wohnsiedlung Bückelsberg in Wulfen. Hier leitet ein Trennsystem des Regenwasser ab. Dabei führt man das Wasser entweder ins Gewässer oder versickert es in zentralen Mulden. Beim Betreten des Wohngebiets könnte einem die großflächige, sanft abfallende Wiese im südlichen Teil des Geländes auffallen. Doch dieses Gebiet ist mehr als nur eine Wiese – es handelt sich um eine Versickerungsmulde. Ähnlich wie die offenen Rinnen ist sie ein deutliches Anzeichen dafür, dass hier das wertvolle Regenwasser nicht mit Schmutzwasser in die Kanalisation gelangt und unnötigerweise behandelt wird. Die Stadt Dorsten hat hier eine Planung mit einem Trennsystem für das Wohngebiet umgesetzt und konsequent das Prinzip der Schwammstadt verfolgt. Das bedeutet, dass die Entwässerung des Niederschlags durch Versickerung, Verdunstung und ein separates Rohrsystem für Regenwasser erfolgt, während das Schmutzwasser zur Kläranlage Wulfen geleitet wird.

Starkregenfall soll Kanalisation entlasten, weniger Überflutungen

In der Initiative „Klima.Werk“ arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen der Städte (Umwelt, Stadtentwässerung, Stadtplanung oder Tiefbau) zusammen mit Kolleginnen und Kollegen bei Emschergenossenschaft/Lippeverband für eine klimarobuste Region. Ziel ist, städtische und private Infrastrukturen so umzubauen, dass diese wie ein Schwamm Regenwasser aufsaugen, speichern und zurückhalten. Das hat nicht nur positive Effekte für Kühlung und mehr Grün, im Starkregenfall entlastet es auch die Kanalisation, weniger Überflutungen drohen. Derzeit identifizieren die Kommunen die Gebiete, in denen Schwammstadt-Maßnahmen gebaut werden sollen, oder sie haben dies schon getan.
Für rund 500 Projekte zur Abkopplung von Regenwasser von der Kanalisation sind aus dem ZVR-Fördertopf der Emschergenossenschaft seit 2008 bereits 60 Millionen Euro ausgezahlt worden. Seit 2020 gibt es die Serviceorganisation bei der Emschergenossenschaft eine eigene Abteilung für den Umbau zur Schwammstadt. Das Netzwerk wächst zudem in den Bereich des Lippeverbandsgebiets hinein. Dorsten ist jetzt das erste Mitglied aus dem Verbandsgebiet, weitere Kommunen werden folgen. In den klimafesten Wandel der Region sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt sowie die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden.

  • Information: Was ist ein Klimawerk? Das Ziel der Klimawerk-Energieagentur ist es, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu senken und den Einsatz erneuerbarer Energien voranzutreiben. Als regionaler Impulsgeber mit Sitz in Lüneburg sind wir Anlaufstelle für u. a. Gebäudeeigentümer, Projektentwickler, Immobilienverwaltungen, Gewerbliche Unternehmen und Kommunen – alle brauchen professionelle, qualitativ hochwertige Energieberatungen und Bauausführungen!

Quellen: Online-Veröffentlichungen Emschergenossenschaft und Lippeverband. – Klima-Werk (Aufruf 2024). – Petra Berkenbusch in DZ vom 17. Mai 2024.

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