Er trug drei Jahrzehnte lang Verantwortung für die Stadt
1932 in Jennowitz bei Hirschberg/Niederschlesien bis 2007 in Dorsten; Stadtdirektor und Bürgermeister. – Der Verwaltungsjurist wurde 1995 erster hauptamtlicher Bürgermeister in der Nachkriegsgeschichte und blieb somit auch Verwaltungschef, was er bereits seit 1971 war. Somit stand Dr. Zahn (CDU) bis zu seinem Ausscheiden aus Altersgründen fast drei Jahrzehnte lang an oberster Stelle der Stadt in kommunalpolitischer Verantwortung. Die 1970- und 80er-Jahre waren geprägt von der Eingemeindung der umliegenden Dörfer als Stadtteile, von großen Bauvorhaben wie Fußgängerzone, Pliesterbecker Schulzentrum, Bildungszentrum Maria Lindenhof, Gymnasium Petrinum, Jugendheim und Verkehrsverbesserungen. In den 1990er-Jahren kündigte sich bereits die Schließung der Zeche an, es galt, sich den Problemen einer hohen Arbeitslosigkeit und unausgeglichener Haushalte zu stellen. Zahns Interesse galt auch immer den überregionalen Tätigkeiten und der Europapolitik. Er war Verbandsvorsitzender im Lippeverband, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt und Energie beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, Leiter der deutschen Delegation beim Kongress der Gemeinden und Regionen Europas in Straßburg und Präsidiumsmitglied im Rat der Gemeinden und Regionen Europas in Brüssel. 1990 wurde er Präsident des Sozialausschusses der „Ständigen Konferenz der Gemeinden und Regionen Europas beim Europarat“ in Straßburg, für die er auch nach seiner Pensionierung noch tätig war. 1991 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zahn löste während einer Ratsperiode als Bürgermeister Friedhelm Fragemann (SPD) ab, dem die Grünen wegen Nichteinhaltung einer Absprache (siehe Wittenberger Damm) die politische Zustimmung und somit die Mehrheitsstimmen entzogen haben und zusammen mit der CDU mehrheitlich Dr. Zahn zum hauptamtlichen Bürgermeister wählten.
Ein besonderes Merkmal der kommunalpolitischen Arbeit des vielgereisten und überzeugten Europäers Zahn war, sich bei Entscheidungen kaum von parteipolitischen Vorstellungen beeinflussen zu lassen, wenn diese gegen sachliche Erwägungen standen, was mitunter zu heftigen Anfeindungen in seiner eigenen Partei, aber auch von anderen Fraktionen führte. Unter den Partnerstädten von Dorsten gehörte sein Herz der polnischen Stadt Rybnik:
„Zum einen habe ich väterlicherseits polnisches Blut in den Adern, zum andern ist unser Verhältnis zu Polen immer noch defizitär – und das zu einem Land, mit dem wir durch die Geschichte so verflochten sind, wie mit keinem zweiten.“
Er war durch und durch ein Europäer
Am 8. September 1999 leitete er seine letzte Ratssitzung. Als er Ende September 1999 in einer Festveranstaltung vor 200 geladenen Gästen in den Ruhestand verabschiedet wurde, übermittelte der Vizepräsident des Kongresses der Gemeinden Europas, Dr. Josef Hoffmann, dem scheidenden Bürgermeister die persönlichen Grüße und den Dank Giscard d’Estaing, denn Zahns Name war mit vielen europäischen Projekten eng verbunden, darunter das Straßenkinderprojekt in St. Petersburg, der Bericht über Behinderte in Europa und das Wandergesellen-Projekt zugunsten der Handwerker. Erster Beigeordneter Jürgen Haase, der mit dem Stadtdirektor und Bürgermeister jahrelang zusammengearbeitet hatte, sagte:
„Heute scheidet ein Bürgermeister aus seinem Amt, der mit Freude, Leidenschaft und unvorstellbarer Energie nahezu drei Jahrzehnte die Verwaltung geführt und die Stadt in unzähligen Feldern geprägt hat. Sie, Herr Dr. Zahn, haben Stadtgeschichte gemacht!“
Nach seiner Pensionierung war Karl-Christian Zahn weiterhin sporadisch für den Europarat auf dem Balkan tätig und arbeitete dort in Justizministerien an der rechtsstaatlichen Gesetzgebung mit. In Dorsten war er Mitbegründer des Goethe-Stammtisches, blieb vorerst weiterhin Vorsitzender des Roten Kreuzes. Diese Funktion übte er 34 Jahre lang aus. Er blieb Vorsitzender der Lebenshilfe und des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Dorsten-Hod Hasharon, lernte das Klavierspiel und regte nicht zuletzt die Errichtung dieses Lexikons an. – Zahn starb 2007.
Siehe auch:
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Quellen:
Wolf Stegemann: „Drei Jahrzehnte Verantwortung. Dr. Karl-Christian Zahn. Stadtdirektor und Bürgermeister 1971-1999“, Dorsten 1999. – Klaus-Dieter Krause in DZ vom 1. Oktober 1999. – DZ vom 2. Oktober 1999. – Gespräche Wolf Stegemann mit Dr. Zahn zwischen 1999 und 2007.