Die „Saturnalien“-Feiern der Römer waren ähnlich dem heutigen Karneval
Schon in der Antike tranken und lärmten die Menschen und fielen gern mal aus der Rolle. Die alten Römer feierten an bestimmten Tagen die „Saturnalien“ – ähnlich unserem heutigen Karneval. Alles mal rauslassen, so richtig frech werden, der Obrigkeit die lange Nase oder den blanken Popo zeigen – das macht bis heute Spaß. Karneval eben. Schon im Römischen Reich gab es solche tollen närrischen Tage. Die fanden allerdings terminlich rund um das heutige Weihnachten statt – zu einer Zeit, als es dieses christliche Fest noch gar nicht gab.
Die Feiertage „Saturnalien“ begannen am 17. Dezember und dauerten zuerst drei Tage, später dann sieben. „Das war eine tolle Zeit, es ging hoch her“, so Julia Großekathöfer, Mitarbeiterin der Landesmuseums Westfalen-Lippe (LWL) an einem Familiensonntag im Februar 2024 im LWL-Römermuseum Haltern zum Thema.
Nach Saturn, Gott des Ackerbaus, waren die „Saturnalien“ benannt
Saturn war der Gott des Ackerbaus. Ursprünglich feierten die Bauern am 17. Dezember das Ende der Feldarbeit. Deshalb wurde an diesem Tag anno 497 v. Chr. auch der Saturntempel in Rom geweiht. Die Saturnalien als mehrtägiges Fest gab es aber wohl erst ab 45 v. Chr. Die Menschen begrüßten sich mit dem Ruf „Io, Saturnalia“ (Hurra, Saturnalien). Verwaltung und Schulen waren geschlossen. Die Römer zogen Kostüme über und legten Hemmungen ab. Es herrschte der „Rex bibendi“, der König des Trinkens. Herren und Sklaven tauschten die Rollen, an den Gelagen dufte jeder teilnehmen. Eher an unser Weihnachtsfest erinnert die Tatsache, dass auch Präsente getauscht wurden. „Eine Öllampe wäre ein typisches Geschenk gewesen“, erklärte Julia Großekathöfer.
Es gibt jede Menge schriftliche Quellen – etwa von Horaz, Seneca oder Martial. Lukianos von Samosata (etwa 120-180 n. Chr.) schilderte die Feiern so: „Es ist mir nicht gestattet, etwas Ernsthaftes oder Wichtiges zu tun, sondern bloß, zu trinken, zu lärmen, zu scherzen und Würfel zu spielen, Festkönige zu wählen, die Sklaven zu bewirten, nackend zu singen und mit Ruß bestrichen in einen kalten Brunnen getaucht zu werden.“ Das Wichtigste an den Saturnalien war: Nur an den tollen Tagen durfte um Geld gespielt werden. Bräuche wie diesen brachten die römischen Legionäre nach Germanien mit. Dazu gehörte vor allem das Würfeln. Nicht mit einem Becher wie heute, sondern mit einem Würfelturm – so groß wie eine Tasse, die innen eine kleine „Treppe“ hatte, damit der Würfel sich zufällig drehte und wendete. Dass die Saturnalien allerdings etwas mit dem heutigen Karneval oder (wegen der Geschenke) mit Weihnachten zu tun haben, gilt als spekulativ.
Siehe auch: Karneval (Essay)
Quelle: Entnommen Bettina Jäger in Halterner Zeitung vom 9. Februar 2024