„Bei uns erobert man das Rathaus mit Köpfchen und nicht mit Gewalt“
Relativ wenige Zuschauer verfolgten an Weiberfastnacht (8. Februar) den Sturm der Narren auf das Alte Rathaus am Markt. Mit lauter Karnevalsmusik brachten sich die Narren in Stimmung und warteten geduldig auf die Uhrzeit, die traditionell den Straßenkarneval einläutet: 11.11 Uhr. Es galt, die Regierung in der Stadt Dorsten zu übernehmen und den Bürgermeister aus dem Amt zu holen, der sich traditionell an diesem Tag im Alten Rathaus verschanzte und mit närrischer Gewalt aus dem Rathaus herausgeholt werden sollte – so wie jedes Jahr. Dazu hatte das Stadtprinzenpaar Stefan und Sonja Muth allerdings zunächst ein völlig untaugliches Werkzeug mitgebracht: einen aufblasbaren Rammbock aus Plastik. Den brauchten sie allerdings nicht benutzen, denn Bürgermeister Tobias Stockhoff schrie von innen: „Haltet ein! So wird das nicht funktionieren. Bei uns kann das Rathaus nur mit Köpfchen erobert werden!“ Nach richtiger Beantwortung mehrere Fragen, die Stockhoff dem Prinzenpaar stellte, so die Szenenabfolge, konnte die Narren-Prinzessin unter dem Helau-Jubel der Zuschauer dem Bürgermeister die Krawatte abschnippeln. Daraufhin Stockhoff: „Damit habt ihr die Amtsgeschäfte. Ich mach‘ jetzt Urlaub.“ Mit einem Sektempfang im Rathaus feierten die Narren ihren Erfolg. Am späten Nachmittag ging es dann zum traditionellen Prinzen-Aufwiegen in die Mercaden.
Siehe auch: Karneval (Essay)
Quelle: Berthold Fehmer in DZ vom 9. Februar 2024