Narren-Wörter von Alaaf bis Zoch, vom Rosenmontag und Veilchendienstag
Auch wenn jeder Jeck bzw. Narr anders ist, vereint Karneval, Fastnacht oder Fasching den Spaß der Menschen. Bestimmte Wörter sind aus der Karnevalszeit nicht wegzudenken. Ob besondere Tage wie Rosenmontag, die Zahl Elf oder die Narrenrufe Helau und Alaaf: Es gibt weit mehr Worte, die ihren Ursprung du ihre Bedeutung im Karneval haben, so wie das Wort Karneval selbst: Die Herkunft des Begriffes ist zwar nicht eindeutig geklärt, lässt sich jedoch ableiten aus den Wörtern „Fleisch“ (carne) sowie „lebe wohl“ (vale). Vor Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit sollte also noch einmal übermütig gefeiert und gegessen werden. Aus diesem Grund sind die sechs Tage vor Aschermittwoch die wichtigste Zeit im Karneval.
Fünfte Jahreszeit: Fasching oder Fastnacht – die Nacht vorm Fasten
Vor allem im Südwesten des Landes, aber auch in Hessen oder auch im Frankenland wird die fünfte Jahreszeit Fastnacht oder auch Fasnet genannt. Der Begriff stammt von den althochdeutschen Wörtern „fasta“ (Fastenzeit) und „naht“ (Nacht, Vorabend). Ursprünglich bezeichnete der Name nur den Tag vor Beginn der Fastenzeit, ab dem 15. Jahrhundert jedoch auch die Woche davor. Die vor allem im südwestdeutschen Raum vorkommende Guggenmusik bei den großen Umzügen ist bemerkenswert, da sie eine absichtlich schräg gespielte Blasmusik mit dominierendem Rhythmus ist. Die Musiker sind dabei oft verkleidet und teilweise maskiert und die Masken sowie der Lärm erinnern an das germanische Frühlingsfest. Praktiziert wurde die Guggenmusik bereits seit dem 16. Jahrhundert. Die Bezeichnung Fasching dagegen wird vor allem in Bayern, Sachsen und Österreich verwendet. Das Wort leitet sich aus den Formen des mittelhochdeutschen Wortes „vaschanc“ oder „vaschang“ ab und heißt so viel wie Fastenschank, also der letzte Ausschank alkoholischer Getränke, bevor die Fastenzeit beginnt.
Narrenrufe und weitere bekannte Karnevalsbegriffe
Alaaf ist der Kölner Narrenruf (wird aber auch zum Beispiel in Bonn und Aachen benutzt) und heißt so viel wie „über alles“. Wer in der Karnevalszeit am Bütt (Rednerpult) steht, darf sich frei nach Herzenslust auslassen – oft beißend politisch und bewusst albern. Die Zahl Elf gilt auch als Zahl der Maßlosigkeit und hat eine besondere Bedeutung in der Karnevalszeit: Am 11.11. um 11:11 Uhr wird die alljährliche Karnevalssession eröffnet. Der Elferrat spielt in den Karnevalsvereinen eine große Rolle. Er hat organisatorische Aufgaben wie das Planen von Sitzungen und besitzt historisch einen politischen Hintergrund, in dem es um die demokratischen Rechte unter dem Deckmantel des karnevalistischen Treibens geht. Das Kölner Dreigestirn besteht aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Sie eröffnen in Köln um 11:11 Uhr an Weiberfastnacht den Straßenkarneval. In vielen Regionen herrscht stattdessen ein Prinzenpaar über die Narren. – Was will das in den Karnevalstagen das Narrenvolk wirklich, wenn es „Kamelle“ schreit? Und welches ist das Kostüm, dessen Name nicht genannt werden darf? Der Karneval ist eine Welt für sich. Hier einige zentrale Fachausdrücke und Problemfelder rund um die närrische Zeit in alphabetischer Reihenfolge:
Alaaf: Ruf der Kölner Karnevalisten. Bedeutet so viel wie „Köln über alles“. Soll erstmals ertönt sein, als Kölner Wutbürger im Mittelalter einen erzbischöflichen Festungsturm stürmten. Vorsicht: Der Düsseldorfer Karnevalsruf „Helau“ wird im Kölner Raum sanktioniert.
Bütt: Tonnenförmiges Pult, an dem mehr oder weniger lustige Reden geschwungen werden. Nicht zu verwechseln mit Bützje – einem unverbindlichen Wangenkuss.
Bütz, Bützchen oder Bützje: Was wäre die Session ohne das traditionelle Abschmatzen jeder Wange, die nicht bei drei auf dem Festwagen ist. Die Opfer der Kussattacken erkennt man an den handtellergroßen Lippenstift-Abdrücken.
Carne vale , Carneval: Ursprüngliche Schreibweise von „Karneval“. „Carne vale“ klingt nicht nur ähnlich wie Karneval, sondern ist wahrscheinlich auch Ursprung der Bezeichnung für das närrische Fest. Das lateinische Wort „carne“ bedeutet Fleisch, das Wort „vale“ ist eine Abwandlung des Wortes „levare“, das „weglassen“ bedeutet. Frei übersetzt bedeutet Karneval bzw. „Carne vale“ also „Fleisch, lebe wohl“, was auf die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit hinweist.
Dreigestirn: Regierendes Kölner Triumvirat aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Die Jungfrau ist ein Mann.
Elf: Die Zahl Elf hat gleich mehrere Gründe, warum sie mit dem Karneval verbunden ist. Zum einen steht sie in der christlichen Zahlenmystik für Maßlosigkeit, das Brechen der zehn Gebote und die Sünde im Allgemeinen. Außerdem ist die Elf eine Schnapszahl. Bis heute taucht die Elf im Karneval häufig auf. Unter anderem beginnt die Session am 11 .11. um 11:11 Uhr und es gibt einen Elferrat auf vielen Karnevalssitzungen.
Enthemmung, befristete: Der Karneval stellt die Welt auf den Kopf – aber nur für ein paar Tage. Die Devise lautet: Heute feiern, morgen wieder in der Reihe tanzen.
Fasching: So wird der Karneval vor allem in Bayern bezeichnet. Für Rheinländer exotischer als Karneval in Rio.
Fastelovend: Schon fast eingebürgert sind Imis, wenn sie ein lässiges „Fastelovend“ über die Lippen bekommen. Heißt auch nur „Karneval“ – aber auf Kölsch.
Fasten: Was kommt nach dem Karneval, außer dem Kater? Das Fasten! So war es früher zumindest vorgesehen. Man wollte es noch einmal richtig knallen lassen, bevor man bis Ostern wieder 40 Tage lang auf die Freuden des Lebens verzichten musste. Heutzutage wird kaum noch gefastet, das lenkt eh nur vom Feiern ab.
Flönz: Eine für Köln typische, schwach geräucherte, schnittfeste Blutwurst. Die Kölsche Flönz ist eine eingetragene Marke der Schutzgemeinschaft Kölner Wurstspezialitäten e.V.
Helau: Narrenruf insbesondere im Rheinland, in Westfalen und im Rhein-Main-Gebiet. Der genaue Ursprung des Ausrufes ist unbekannt, aber als wahrscheinlich gilt, dass er von „Hellblau“, „Halleluja“ oder „Hölle auf“ abgeleitet wurde.
Höhner: Karnevalsband, die insbesondere den Kölnern immer wieder versichert, dass es an ihrer Stadt nichts mehr zu verbessern gibt.
Imi: Nicht böse gemeinte Bezeichnung für alle nicht originalen Kölner, die als Zugereiste die Lebensart der Ur-Gesteine „imitieren“ und besonders zum Karneval die Stadt bevölkern.
Indianer: Früher der Klassiker, heute nur das Kostüm, dessen Name nicht mehr genannt werden darf. Das „I-Kostüm“ wird zunehmend als ein Fall von bedenklicher kultureller Aneignung begriffen.
Jecke: Sie wollen nur feiern und sind völlig harmlose „Verrückte“. Als jeck gilt grundsätzlich jeder, der den Karneval feiert – sei es im Kostüm oder eher ungewöhnlich als „Normalo“.
Jungfrau: Ein Mitglied des Kölner Dreigestirns, das traditionell von einem Mann verkörpert wird – außer während der Nazizeit, da war die Travestie verboten.
Kamelle: Ursprünglich Karamellbonbons, die aber heute niemand mehr haben will. Das Narrenvolk ruft an Rosenmontag zwar „Kamelle!“, erwartet dafür aber Schokoladentafeln und
Pralinen.
Lecker Mädcher: Im karnevalistischen Rheinland als Kompliment gemeinte Bezeichnung für eine „Hübsche Frau“. Zum Anbeißen eben.
„Lück“: Ist in Köln ein Begriff für Leute, von denen an Karneval ziemlich viele in der Stadt sind.
Möbelhaus: Fluchtpunkt nicht karnevalisierbarer Gegner des organisierten Frohsinns. Ihr Motto: „Der Trick ist, dass man sich verpisst, bis wieder Aschermittwoch ist.“
Muuzepuckel: Das sind Spaßverderber, die schon beim Stichwort „Karneval“ ein sauertöpfisches Gesicht machen und vorzugsweise während des Straßenkarnevals in „jeckenfreie“ Orte flüchten.
Orden: Schmuck und Sammelobjekte zugleich. Sie werden von allen Karnevalsgesellschaften an besonders verdiente Mitglieder und Showgäste verliehen. Es gibt so viele, dass man ein ganzes Museum füllen könnte.
Pänz: Die Kinder haben in Köln nicht nur ihr eigenes Dreigestirn, sondern stehen auch im Mittelpunkt des Schullzoch, der am Sonntag eine verkürzte Strecke des Rosenmontagszugs entlang zieht.
Prinz Karneval: Ursprünglich gab es keinen Karnevalsprinzen, sondern einen Karnevalskönig. Die preußische Polizei setzte 1824 jedoch durch, dass aus dem König Carneval ein Held Carneval und später ein Prinz wurde. Begründung: In Preußen gibt es nur einen König – und der sitzt in Berlin.
Querulantentum: Falls man durch Kamelle oder andere Wurfgeschosse beim Rosenmontagszug verletzt wird, hat man sich das selbst zuzuschreiben. Kamelle-Werfen sei in Köln „sozial üblich, allgemein anerkannt und erlaubt“, hat das örtliche Amtsgericht entschieden.
Quetschbüggel: Bezeichnung für das Karnevalsinstrument neben der „decken Trumm“ – der großen Trommel. Die Ziehharmonika ist überall mit dabei.
Rosenmontag: Höhepunkt des Straßenkarnevals mit Umzügen, die gefühlte 24 Stunden im Fernsehen übertragen werden.
Session: Der Karnevalist spricht nicht von der neuen Saison, sondern von der Session.
Strüssjer: Kleine „Blumensträußchen“, die während des Rosenmontagszugs geworfen und von den Fußtruppen gegen ein Bützjer eingetauscht werden.
Trecken: Während der sechs tollen Tage sind die Jecken konstant auf Wanderschaft, sprich sie „trecken“.
Tusch: Zeigt den Teilnehmern einer Karnevalssitzung an, wann gelacht werden muss.
Uniform: Achtung! Die Prinzengarde trägt kein Kostüm, sondern Uniform.
Veilchendienstag: Nicht nur die Rosenmontagszüge locken tausende Schaulustige an, sondern auch die Züge, die am Veilchen- bzw. Fastnachtsdienstag stattfinden, dem letzten Tag vor Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit einläutet.
Viva Colonia: Karnevalshymne, zu der der rheinische Gemütsmensch auf den Tischen tanzt. Sogar in Düsseldorf.
Weiberfastnacht: Los gehen die letzten Tage des Karnevals an Weiberfastnacht, das auch als Weiberfasching, im Kölner Raum als Wieverfastelovend oder als Fettdonnerstag (Aachener Raum) bekannt ist: Hier übernehmen die Frauen die Macht, was sich symbolisch in dem Abschneiden von Krawatten (mit vorheriger Zustimmung) äußern kann. Der Name Rosenmontag leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „rasen“ ab, im Sinne von „toben“ oder auch „lustig sein“.
Wiever: Wer seine Krawatte liebt, der bindet sie an „Alt Weiber“, dem Karnevalsdonnerstag am besten gar nicht erst um. Ab 11 Uhr 11 macht nämlich die Schere mit jeder Krawatte kurzen Prozess, wenn die verrückten Weiber los sind.
Zoch: Wer nicht weiß, was der Zoch ist, dürfte zu jener Mehrheit der Bundesbürger zählen, denen Karneval egal ist. – Die Kölner neigen ab Samstag zu organisierten Märschen durch die ganze Stadt, denen – auf die Hauptbeteiligten abgestimmt – unterschiedliche Namen verliehen werden: Geisterzoch, Schul- und Veedelszöch und natürlich der Rosenmontagszug. Der Kölner Rosenmontagszug ist rund sechs Kilometer lang und wird von einer Million Besuchern verfolgt. Festwagen, Kapellen und Tanzchore blockieren auf feierliche Weise einen Tag lang die halbe Stadt, entschädigen aber mit 300 Tonne Kamelle.
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Quellen: Christoph Driessen in RN vom 7. Febr. 2023. – Wikipedia (Aufruf 2024). – Internet-Seite „Von Alaaf bis Zoch“, Köln (Aufruf 2024).