Demonstration 2024 gegen Rechts in Dorsten

5000 Demonstranten: Eindrucksvolles Zeichen für Demokratie auf dem Markt

So voll mit Menschen, die dicht aneinander standen, wie am 26. Januar 2024, war der Dorstener Marktplatz zuvor erinnerlich schon mal in der zweiten Jahreszehnthälfte der 1980er-Jahre, als die Musikband Kelly-Familie mit ihren Hits auftrat. 2024 ging es politisch zu. Doch fast wundersamerweise füllten die Dorstener 2024 nicht nur den Platz, sondern auch die Nebenstraßen, die zum Marktplatz führen. Nach dem Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam hatte das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“ zu der Kundgebung „Aufstehen für unsere Demokratie!“ eingeladen. Bis 18 Uhr kamen rund 5000 Dorstener/innen, um ein Zeichen zu setzen gegen den aufkommenden Rechtsextremismus, vornehmlich gegen die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD), die auch in Dorsten im Stadtrat vertreten ist. Denn, so ein Redner: „Wenn die erst mal den Fuß in der Tür haben, gibt es kein zurück!“ Andreas Hatting vom Bündnis begrüßte die Teilnehmer und meinte: „Spinner sollen abhauen, Freunde sollen bleiben!“. Daraufhin schallte es lautstark über den Marktplatz: „Nazis raus!“ Zum Thema „Demokratie, was sonst!“ sprachen noch Ruth Lange und Hermann Kuhl, dann Landrat Bodo Klimpel, Bürgermeister Tobias Stockhoff.
Landrat Bodo Klimpel: „Wir müssen uns dem Faschismus entgegenstellen. Es ist wichtig, dass wir aufstehen, dass wir zeigen, dass wir mehr sind.“ Tobias Stockhoff nannte den vollen Marktplatz „ein Zeichen der Abgrenzung gegen Verfassungsfeinde“. Eine Partei in Dorsten schaffe es nicht, sich klar von dem Angriff der Rechtsextremen auf die Grundwerte zu distanzieren. Die 5000 Menschen auf dem Marktplatz seien „Wehrtürme der Demokratie“.
Die Ratsvertreter aus Dorsten fassten sich kurz und inhaltlich oberflächlich, wie bei solchen Groß-Veranstalten es üblich zu sein scheint. Bernd Schwane (CDU): „Ich habe meine Eltern oft gefragt, warum so viel geschwiegen wurde in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts, warum man sich Extremisten nicht in den Weg gestellt hat. Ich will nicht, dass meine Kinder und Enkelkindern mich irgendwann fragen: Was hast du damals gemacht?“ Claas Römer (Grüne) sagte in Hinblick auf die Pläne der Rechtsextremen, Menschen mit Migrationshintergrund aus dem Land zu vertreiben: „Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass Menschen mit Angst auf ihren Stammbaum blicken. Das hatten wir schon – das war kacke.“  Es sprachen noch Husam Al-Hereezi, Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Dorsten, und Karin Hallwass, die im Dorstener Krankenhaus beschäftigt ist, wo 39 Nationalitäten zusammenarbeiteten. – Mit klatschendem Beifall und Zustimmungsrufen löste sich die Kundgebung gegen 19 Uhr auf.

  • 5000 Menschen auf dem Marktplatz: Wie zählt man das? DZ-Redakteur Berthold Fehmer (ber) veröffentlichte in der Dorstener Zeitung seinen Eindruck über die Kundgebung, auszugsweise hier wiedergegeben:
    Es waren eindrucksvolle Bilder, die man am Freitagabend auf dem Dorstener Marktplatz bei der Kundgebung „Aufstehen für unsere Demokratie“ zu sehen bekam. Für 250 Menschen war diese angemeldet. Bürgermeister Tobias Stockhoff sprach am Ende von 5.000 Menschen. … „Es waren eindrucksvolle Bilder, die man am Freitagabend auf dem Dorstener Marktplatz bei der Kundgebung „Aufstehen für unsere Demokratie“ zu sehen bekam. Für 250 Menschen war diese angemeldet. Bürgermeister Tobias Stockhoff sprach am Ende von 5.000 Menschen. … Ob an dem Freitag tatsächlich eine Rekordmenge auf dem Dorstener Marktplatz stand – darauf wollte sich Stadtsprecher Ludger Böhne nicht festnageln lassen. Aber er erklärt, wie man auf die genannte Zahl gekommen sei, die natürlich ein Schätzwert ist, da niemand in so einem Gedränge die Menschen zählen kann. Er nimmt die grau gepflasterte Fläche, die „nicht ganz rechteckig ist“, als Maßstab. Diese habe Ausmaße von etwa 70 mal 20 Metern, wodurch man auf 1400 Quadratmeter komme. Hinzu kämen die hell gepflasterten Streifen an den Rändern, die vier Meter breit seien. Wenn man in einer Menschenmenge bequem stehen könne, rechne man drei Personen pro Quadratmeter, so Böhne, wodurch man allein auf der grau gepflasterten Fläche auf 4.200 Menschen kommen würde. Hinzu würden noch die Menschen auf den Seitenstreifen kommen. „Und es war Rückstau auf allen Seitenstraßen“, sagt Ludger Böhne. Deshalb ist es laut Böhne durchaus möglich, dass sogar mehr als 5.000 Menschen am Freitag bei der Kundgebung waren. Glücklicherweise blieben dabei alle Menschen friedlich, sodass die Polizei keinen Grund zum Eingreifen hatte…
  • Massenveranstaltungen in Dorsten: Nicht auf dem Marktplatz, aber an anderen Orten in Dorsten, gab es in jüngster Zeit schon einige Veranstaltungen mit großem Menschenandrang: Beispielsweise das Konzert  „WDR 2 für eine Stadt“ im Jahr 2012 auf dem Zechengelände als Zehntausende feierten. Tausende Besucher zog aber auch der damals umstrittene Kanzlerkandidat der Union, Franz Josef Strauß, im Jahr 1980 an. Auf Maria Lindenhof sprach er vor geschätzten 5000 Besuchern, geschützt durch 1000 Polizisten, Stacheldraht, Schäferhunde, Wasserwerfer, Hubschrauber der Polizei und Polizeiboote auf dem Wesel-Datteln-Kanal (ber).

Siehe auch: Demonstration 2024 / Schermbeck
Siehe auch:
Demonstration 2024 / bundesweit
Siehe auch
: Demonstration 2024 / Recklinghausen
Siehe auch: Demonstrationen 2024 / 20. und 21. Jan 2024
Siehe auch: Demonstration 2024 / Berliner Reichstag
Siehe auch: Demonstratiomen 2024 / 3. und 4. Februar
Siehe auch: Demonstration ( Artikelübersicht


Quelle: Teilweise DZ vom 27. und 29. Jan. 2024

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