Schubkarrenrennen in Schermbeck

Die Bürgerbelustigung in Schermbeck jährte sich 2024 zum 100. Mal

Das Schubkarrenrennen gehört in Schermbeck seit Jahrzehnten zur festen Tradition: Rasante Schubkarrenlenker flitzten am Karnevalssonntag, den 11. Februar 2024, beim 19. Schubkarrenrennen der Kolpingsfamilie über den Schermbecker „Schlopi-Ring“. Hinter verschlossenen Türen wurde schon seit Wochen gebastelt, natürlich streng geheim, denn keine der 21 gemeldeten Gruppen wollte sich in die Karten schauen lassen. „Es wird ein Riesenspektakel“, versprach Christa Hülsdünker, die Vorsitzende der Kolpingsfamilie. Sie ist eine der elf Organisatoren, die für die Planung und Durchführung des Schubkarrenrennens 2024  verantwortlich war. Nur alle vier Jahre startet die Kolpingsfamilie ihr traditionelles Schubkarrenrennen, das auf eine Nachahmung der Freudenberger Dreiecksrennen in den 1920er-Jahren zurückgeht. Am 8. Januar 2024 fand das Fahrertreffen in der Gaststätte Overkämping statt. Dort wurden mit der veranstaltenden Kolpingsfamilie die letzten Details besprochen. Danach durfte eine Schubkarre nur auf einem Rad fortbewegt werden und musste mit einem originellen Aufbau versehen werden. Mindestens ein Gruppenmitglied musste die Karre schieben und mindestens ein Mitglied in der Karre geschoben werden, wenn nach dem Kommando „Auf die Plätze, fertig, los“ die Karrenschieber am 11. Februar 2024 an den Start gingen.

Schubkarrenrennen 2024 übertraf alle Erwartungen

Mehrere Tausend Zuschauer säumten den „Schlopi-Ring“, um den packenden Renntag hautnah mitzuerleben. Die etwa 250 Meter lange Strecke musste im Jahr 2024 gleich viermal durchlaufen werden. Pünktlich um 14.01 Uhr gab Moderator Holger Martens die „Warm up“-Runde frei, auf der den Schermbeckern die einzelnen Karren vorgestellt wurden. Und die strotzen, obwohl die Fahrzeuge ja recht klein waren, wieder vor karnevalistischen Einfallsreichtum, denn die großen Themen und Probleme unserer Gesellschaft wurden einmal mehr karikiert. Von der Automatensprengung bei der Volksbank, die zudem mit einer spektakulären Choreografie begleitet wurde, den Erhalt des alten Dorfkerns bis hin zum Hallenbad reichte die Spanne der lokalen Themen der karnevalistischen Wagen. Eine ganz besondere Hommage wurde dem Schermbecker DZ-Reporter Helmut Scheffler zuteil. Der Kegelclub „Good Wood“ widmete ihm einen Themenwagen unter dem Motto „Ein Hoch auf den Lokalreporter“ und die Pappmaschee-Figur auf dem Wagen war ein nahezu perfektes Abbild von Helmut Scheffler, der sich dieses Großereignis seiner Heimatgemeinde natürlich nicht entgehen ließ.
Um 13 Uhr startete der Zug unter musikalischer Begleitung der Blaskapelle „Einklang“ zum Marienheim, um den älteren Menschen Referenz zu erweisen. Und fast wäre hier für „bike an beer“ die Veranstaltung zu Ende gewesen, denn ein Plattfuß – übrigens nicht der einzige Plattfuß an diesem Tag – ereilte das Team. Doch nicht nur Schnelligkeit war gefragt. Auch die schönste Karre und das schönste Karrenteam unter den 21 gestarteten Teams wurden ausgezeichnet. Die Sieger, die von einer mehrköpfigen Jury ermittelt wurden, bekamen ihre Preise von den Schützenköniginnen aus Uefte (Sabrina Ribbekamp), Altschermbeck (Petra Höper), Schermbeck (Sophie Dunzel) und Buschhausen (Julia Große Ruiken) überreicht . Danach wurde im Festzelt gefeiert.
Unterstützt wurde das Rennen von der „Volksbank Schermbeck eG“, von der „Schreinerei Grewing“, von der „Hülsdünker Elektroanlagen GmbH“, von der „Stenkamp Sicherheitstechnik“ und von den „Fimen ACG-Ingenieuren“ und „Westenergie“. Die Kolpingsfamilie bot ein Bändchen zum Preis von 5 Euro an, welches an das aktuelle Schubkarrenrennen erinnert. Weitere Einnahmen wurden in der Caféteria im Foyer der Sporthalle erwirtschaftet, an fünf „Tankstellen“ entlang der Strecke, am Bratwurststand vor „La Cascina“ und an zwei fahrbaren Theken.

1924 angefangen, in der NS-Zeit ausgesetzt, 1954 wieder weitergemacht

So wie damals die Motorräder über den Dreieckskurs am Freudenberg rasten, so wollten es die Mitglieder des Schermbecker Dilettantenvereins „Edelweiß“ mit ihren Schubkarren tun und starteten im Jahr 1924 das erste Mal. Während fünf Jahre später ein Motorradrennen das letzte Mal auf dem Freudenberger Dreieckskurs startete, behielt der Verein seine Schubkarrenrennen bei. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden keine Schubkarrenrennen statt. Erst 1953 beschlossen einige Kolpingsbrüder bei einem Glas Bier im Vereinslokal Köllmann, die Schubkarrenrennen fortzusetzen. Nach langem Überlegen und Planen wurde am Karnevalssonntag 1954 das erste Nachkriegsrennen auf den holprigen Straßen des Schlopi-Rings gestartet. Einige Themen der Schubkarren hießen seinerzeit: „Tünnes und Schäl“, „Grüne Minna“, „Spinner“, „verrückte Gesellschaft“, „Feuerwehr“, „Scherenschleifer“, „Rote Tomate“ und ähnliches Gemüse.
Der Weg, den die kräftigen Karrenschieber seinerzeit mit ihren rasenden Karren zurücklegen mussten, hatte es in sich und treibt den Pulsschlag noch heute in die Höhe. Auf der Schlossstraße stehen die Teams in Höhe des Hauses Flammer in den Startlöchern. Dann geht es hinunter zur Erler Straße. Vor der Kirchenmauer geht es nach links über ein steiles Wegstück zur Gaststätte Nappenfeld’s. Durch die Brunnenstraße finden die Schubkarrenrenner den Weg zur Schlossstraße zurück, die der Rennstrecke ihren Namen „Schlopi-Ring“ eingetragen hat.
In den letzten 70 Jahren waren die Schubkarrenrennen zugleich ein anschaulicher Spiegel Schermbecker und bundespolitischer Nachkriegsgeschichten und -skandale. Damit möglichst viele Informationen über die Teilnehmer, über das Motto ihrer Karren und über den Bau der Schubkarren den Zuschauern mitgeteilt werden können, bittet die Kolpingsfamilie um eine rechtzeitige Überreichung entsprechender Informationen in schriftlicher Form.
In der zweiten Runde geht es um die Schnelligkeit. Ein Blick in die Presseberichte der letzten 70 Jahre zeigt, dass es einzelnen Karrenteams schon gelungen war, in weniger als 60 Sekunden die Ziellinie zu erreichen. Mit 28 Sekunden stellten die Mitglieder des „30. 12.-Frühschoppens“ am 5. März 2000 beim 13. Schubkarren-Rennen einen Bahnrekord auf. Hindernisse, wie Wippen, Rampen, Schranken und in der Höhe angebrachte Würste, verlangen den Startern in der dritten Runde (Hindernisrunde) viel Geschick ab. Wenn die Zeit und die Witterung es zulassen, dann wird es eine vierte Runde geben. Dabei dürfen sich die Rennfahrer einen Zuschauer schnappen und ihm zeigen, wie schön so ein Schubkarren-Rennen ist.
Eine mehrköpfige Jury ermittelt die schönste Karre, das schönste Karrenteam und die schnellste Karre. Die Preise werden von den vier Schützenköniginnen aus Uefte, Altschermbeck, Schermbeck und Buschhausen überreicht. Die Preisverleihung findet im Festzelt auf dem ehemaligen Marktplatz zwischen Schlossstraße und Dreifachturnhalle statt. Dort kann anschließend zünftig gefeiert werden bei preiswerten Getränken und Würstchen.

Siehe auch: Freudenberg-Dreiecksrennen


Quellen: Helmut Scheffler in  DZ vom 10. Jan. und 12. Febr. 2024. – Online Kolpingsfamilie Schermbeck (Aufruf 2024). – Wikipedia (Aufruf 2024) 

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