Porno-Andeutungen statt Politik: AfD reagiert auf gehackte Facebook-Seite
Seit mehreren Tagen geht es auf der Facebook-Seite „Ratsfraktion AfD Dorsten“ nicht mehr um Politik. Vielmehr bekommen die mehr als 2700 Follower Videos angezeigt, deren Inhalte Pornos andeuten. Denn: Unbekannte haben die Seite „gekapert“. Das hatte Heribert Leineweber, Fraktionsvorsitzender der AfD, am 2. November 2023 in einer kurzen Pressemitteilung erklärt. Die AfD-Ratsfraktion habe keine Adminrechte mehr und könne die Seite dementsprechend nicht mehr verändern. Auf Nachfrage der „Dorstener Zeitung“ nennt Leineweber weitere Details zu dem Hacker-Angriff. Es ist anzunehmen, dass Kriminelle zum ersten Mal versucht haben, die Kontrolle über die Seite der AfD zu übernehmen. „Derartige Versuche“ seien der Partei zuvor nicht aufgefallen, führt Leineweber weiter aus. Er schreibt: „Wir haben keine realistische Perspektive auf einen Zugang zu unserer Seite.“ Aus Sicht der Partei ist das ärgerlich. Die Seiten des Stadtverbandes (ca. 5200 Follower) und der Ratsfraktion (ca. 2700 Follower) sind die erfolgreichen digitalen Sprachrohre der Dorstener AfD. PR-Experte Marc Raschke fasste in der Lokalzeitung zusammen: „Die AfD in Dorsten nutzt Facebook ‚optimal‘, wenn man das so sagen darf.“ Er spielt auf Themen an, die auf dieser Plattform verkürzt, verzerrt und emotional aufgeladen werden würden – passend zur Agenda der Partei.
AfD hat neue Internet-Seite erstellt
Einen Teil dieser digitalen Reichweite muss sich die Partei neu aufbauen. Damit hat sie bereits begonnen. Die ersten Inhalte dort stammen vom vergangenen 2. November. Die Seite hat mit Stand vom 6. November 37 „Gefällt mir“-Angaben und 147 Follower. Indes hat der Staatsschutz der Polizei Recklinghausen die Ermittlungen aufgenommen. Die AfD hatte nach der Hacker-Attacke eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Dass der Staatsschutz übernimmt, sei in solchen Fällen von möglicherweise politisch motivierten Straftaten normal, so die Polizei. Es gehe herauszufinden, wer den Hacker-Angriff veranlasst hat. Zudem wird der Staatsschutz die Löschung der Seite beantragen, so Leineweber in der Dorstener Zeitung. Passiert ist das bislang noch nicht. Die Unbekannten posten weiter Videos, die mit den politischen Inhalten der Partei nicht zu tun haben. Wie der Facebook-Mutterkonzern Meta mit diesem Fall umgeht, ist unklar. Eine Anfrage der Lokalzeitung blieb bis 7. November unbeantwortet.
*****
- Ermittlungen gegen Facebook und Instagram. Die Europäische Kommission hat im April 2024 wegen des Verdachts auf Verstöße gegen EU-Recht ein Verfahren gegen den Facebook- und Instagram-Konzern Meta eröffnet. Es werde unter anderem geprüft, ob sich das US-Unternehmen im Umgang mit politischer Werbung nicht an europäische Regeln gehalten habe, teilte die Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Bei den mutmaßlichen Verstößen geht es etwa darum, dass Meta die Verbreitung von irreführender Werbung und Desinformationskampagnen in der EU nicht ausreichend bekämpft. Darüber hinaus vermutet die Kommission, dass die Möglichkeiten von Nutzenden, sich etwa über Inhalte auf den Plattformen zu beschweren, nicht den Anforderungen des europäischen Rechts gerecht wird. Zudem gewähre Meta Forschern nur unzureichend Zugang zu Daten (dpa).
Siehe auch: AfD-Alternatibe für Deutschland
Siehe auch: AfD-Debatte im Rat
Siehe auch: AfD-Wahlplakate
Quelle: DZ vom 8. Nov. 2023