Zwei Hitlerjungs wollten bei Kriegsende in Dorsten Widerstand leisten
Bei der Besetzung der Stadt Dorsten durch amerikanische Kampftruppen Ostern 1945 hatten diese Befürchtungen, in Dorsten auf den berüchtigten „Werwolf“ zu stoßen. Denn die örtliche und regionale deutsche Kriegspropaganda ließ veröffentlichen, dass hier Werwölfe im Einsatz seien. Da es solche Bildungen tatsächlich da oder dort gegeben hat, waren die Amerikaner bei ihren Durchmärschen stets sehr vorsichtig. So auch in Dorsten.Und das mit Grund. Wenn es auch zu keinen Sabotageaktionen auf Amerikaner kam, so konnten diese doch zwei Hitlerjungen festnehmen, bei denen sie ausreichend Material für Sabotageaktionen fanden. Die beiden wurden in das Internierungslager in Recklinghausen-Hillerheide eingeliefert.
Der Werwolf (seltener: Wehrwolf) wurde von Reichsführer SS Heinrich Himmler als nationalsozialistische Freischärler- bzw. Untergrundbewegung ab September 1944 bis zum Zusammenbruch des Reichs als Partisanen ins Leben gerufen. Aufrufe zur Bildung des Werwolfs fanden unter der Bevölkerung und unter den Soldaten allerdings nur ein geringes Echo. Erst nach Hitlers Tod untersagte sein Nachfolger Karl Dönitz am 5. Mai, drei Tage vor der Kapitulation, Werwolf-Aktionen und bezeichnete sie als illegal.
Hans-Adolf Prützmann war der letztlich erfolglose „Reichs-Werwolf“
Werwölfe waren SS-Leute, Hitler-Jungen, SA-Männer, Parteifunktionäre. Da die Meldungen zu gering waren, musste auch die Wehrmacht für Sabotageakte Soldaten „aus den West- und Ostgauen“ zum Training als Werwölfe abstellen. Die nationalsozialistischen Partisanen wurden in Lagern der SS ausgebildet. Als „Reichs-Werwolf“ war Hans-Adolf Prützmann gegenüber Himmler für die Kommandos verantwortlich. Die spektakulärste Aktion („Unternehmen Karneval“), die dem Werwolf zugeschrieben wurde, war der Mord am Aachener Oberbürgermeister Franz Oppenhoff am 25. März 1945 durch ein Sonderkommando, das hinter der Westfront abgesetzt wurde. Aachen war damals bereits von Amerikanern besetzt. Die Täter wurden 1949 bestraft. Erst lange nach dem Krieg wurde bekannt, dass nicht Werwölfe, sondern SS und Luftwaffe die Aktion durchgeführt hatten. In den letzten Kriegsmonaten richtete sich die Aktion von Werwölfen vornehmlich gegen Deserteure. In der sowjetisch besetzten Zone vollstreckten die sowjetischen Besatzungstruppen in den Jahren nach dem Krieg zahlreiche Todesurteile gegen Jugendliche, die der Werwolftätigkeit für schuldig erklärt worden waren.
Zur Geschichte des Werwolf in Westfalen
In vielen Gegenden Westfalens hielt sich der Glaube an den Werwolf noch eine lange Zeit, zum Teil bis ins 20. Jahrhundert. Der Werwolf heißt in Westfalen gewöhnlich Werwolf, in manchen Gegenden Barwulf, Bärwolf, Bannwolf, Börenwolf, Kwawolf (kwa, kwad = böse). Man kann zwei oft ineinander übergehende Auffassungen der Werwolfsgestalt unterscheiden. Nach der einen ist er ein noch lebender Mensch, der sich in einen Wolf verwandeln kann und als solcher Menschen und Tiere frisst. Nach der anderen ist er ein zottiges schwarzes Ungeheuer, das nachts auf bestimmten Wegen, auch in den Gassen alter Städte, herumläuft und die Menschen ängstigt. In ihm sieht man einen zur Strafe seiner Missetaten verwandelten Sünder. „Du sühst ut as so’n Warwulf“ riefen die Mütter ihren Kindern zu, wenn sie nicht ordentlich gewaschen und gekämmt waren (siehe Wallmeister).
Quelle:
Archiv Wolf Stegemann; ansonsten nach Wikipedia, Online-Enzyklopädie (2010). – Prof. Paul Sartori „Westfälische Volkskunde“, Leiprig 1922.