WinDor

Wirtschafts- und Grundstücksgeschäfte für die Stadt - „Konzern der Stadt“

WinDor ist die kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Dorsten. WinDor verfolgt das Ziel, die soziale und wirtschaftliche Struktur in Dorsten und somit die Lebensqualität der Einwohner durch Neuansiedlung von Unternehmen zu verbessern. Als eine von der Stadt Dorsten im Jahr 2002 gegründete und von ihr gehaltene Gesellschaft hat sie vor allem die Aufgabe, Wohn-, Industrie- und Gewerbegebiete zu erschließen und zu vermarkten. Ihre weiteren Aufgaben sind Beratung von Unternehmen bei Existenzgründungen, bei Betriebsübernahmen, bei Verlegungen von Betrieben, bei Rationalisierungsmaßnahmen und bei Verbesserung des touristischen Angebots. Geschäftsführer von WinDor war bis September 2015 Bürgermeister bzw. Altbürgermeister  Lambert Lütkenhorst, der 2014 als Bürgermeister nicht mehr zur Wahl angetreten war. Jahrelang war er in Personalunion beides. Sein Nachfolger im Bürgermeisteramt, Tobias Stockhoff, sah darin einen Interessenskonflikt und verzichtete auf das Amt des Geschäftsführers. Daher wurde der bisherige Prokurist der Wirtschaftsgesellschaft, Günter Aleff, alleiniger Chef. Jürgen Bendisch und Agneta Marx erhielten für ihre Geschäftsbereiche Prokura. – Prokuristen waren bislang Alfred Weiß und Erwin Gerdemann; seit 2010 Günter Aleff. Tobias Stockhoff löste im Juli 2016 Günter Aleff als Geschäftsführer durch den Lembecker Josef Hadick ab, der vorher RWE-Manager war. Mit „Frischer Wind“, „Neuer Chef, neue Strategie“, „Neuer Lotse“ belegte die „Dorstener Zeitung“ den Wechsel. Aleff blieb WinDor als Prokurist erhalten. Agneta Marx und Jürgen Bendisch wurde die Prokura entzogen. Der neue Chef will sich wieder mehr dem Kerngeschäft widmen und den Fokus vor allem auf die örtlichen rund 3000 Unternehmen in der Stadt richten.

Dorstens Wirtschaftsförderung bekommt 2021 neuen Geschäftsführer

Der Nachfolger für den bisherigen WinDor-Geschäftsführer Josef Hadick, der 2021 in den Ruhestand ging, ist Markus Funk (46) aus Münster. Er wurde im Laufe des ersten Quartals 2021 neuer Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung und der Dorstener Wohnungsgesellschaft (DWG). Funk war  elf Jahre Lang bei der Stadt Hagen Leiter des Fachbereichs Stadtkanzlei und wurde von Hadick eingearbeitet, bevor er im April die Alleinverantwortung für beide Gesellschaften voll übernommen hattel.

Eingang hinterm Rathaus

Eingang zu den Büros des städtischen Unternehmens neben dem Rathaus; Foto: Wolf Stegemann

Kritik wegen luxuriöser Ausstattung

2004 hat die Stadt über WinDor das Dorstener Bahnhofsgebäude (siehe Bahnhof) erworben, um sich strategische Handlungsmöglichkeiten zu sichern. Es wurde 2010 an einen Investor verkauft, der dort Gastronomie einrichten will. Zum Geschäftsbereich gehört auch der Hafen mit Anschlussbahn. Das alte Gesundheitsamt neben dem Rathaus kaufte WinDor 2004 für 900.000 Euro als eigenes Domizil, was ihr auch wegen der luxuriösen Ausstattung Kritik vornehmlich der SPD einbrachte. 2009 hat Windor fast 700.000 Euro erwirtschaftet. – WinDor will verstärkt und mit strategischer Absicht in das Geschäft mit Bauland einsteigen: in Dorsten-Südwest, Lembeck, an der Feldhausener Straße und an der Kolkstraße. Beim Wirtschaftsempfang der Stadt 2011 umriss Bürgermeister Lambert Lütkenhorst mit dem Credo „Wir sind in einer Region, die Bewegung braucht“ einige der aktuellen wirtschaftlichen „Bewegungen“ der Stadt: Neuansiedlung Media Markt, Abriss und Neubau Lippetor-Einkaufszentrum, 2010 gab es bei Windor 150 Gründerberatungen für Jungunternehmer, WinDor betreibt mittlerweile 23 Heizzentralen, zumeist als Dienstleister für städtische Immobilien, die 2010 über 25 Millionen Kilowattstunden Wärme und drei Millionen kW/h Strom erzeugten und als Eigenleistung somit 160 000 Euro einsparten. Im Jahr 2010 erwirtschaftete WinDor 106.000 Euro.

Der Bereich Tourismus wächst

Ins Gerede kam WinDor, als bekannt wurde, dass WinDor mit Wissen von Bürgermeister, Beigeordneten und Stadtkämmerer und auch der Ratsfraktionen seit 2006 mit öffentlichen Steuermitteln wettet, um die Finanzen der Stadtkasse zu mehren, dabei aber vermutlich am Ende der Wettzeit (2013) Verluste gemacht haben dürfte. 2012 wurden von Stadt und Windor 116 Unternehmen bei Planungen oder Problemen durch Verwaltungsverfahren begleitet, 80 Gespräche über Immobilien geführt und 20 Existenzgründer beraten. Der Bereich Tourismus wächst. WinDor zählte im letzten Jahr 6.800 Wohnmobile auf dem Stellplatz an der Eishalle, 30 Prozent der Gäste kamen aus dem Ausland. 200 auswärtige Sportboote machten in Dorsten Station machten. Die Stadtinfo führte 100 Gruppen durch die Lippestadt, die meisten auf einer Nachtwächtertour. Allerdings nahmen bei den Nachtwächtertouren meist Einheimische und keine Touristen teil.

2015 kam das Zechengelände dazu

In einem Interview mit der WAZ (21. Sept. 2013) sagte Prokurist Günter Aleff, dass Windors weiter wachsen möchte und die Finanzierung dabei auf sicheren Füßen gestellt werden müsse. Das Thema Energie werde neben den klassischen Aufgaben an Bedeutung zunehmen. Windors werde gezielt auf Wohnungsträger mit größeren Objekten zugehen und Versorgung mit Wärme anbieten. Weiter sagte er, dass die Vermarktung von neuen Gewerbeflächen gut angelaufen sei. Ab 2015 komme das Zechengelände hinzu. Mittelfristig möchte Windor auch das Lembecker Gewerbegebiet erweitern.

Auch anerkannte Bildungsscheckberatungsstelle

Das Land NRW gewährt mit dem Bildungsscheck einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent, maximal 500 Euro, für berufliche Weiterbildung. Gefördert werden Beschäftigte, Berufsrückkehrende sowie Unternehmen mit maximal 249 Mitarbeitern. Windor ist als anerkannte Bildungsscheckberatungsstelle tätig: Beratung über das Förderinstrument „Bildungsscheck“, Prüfung der Förderfähigkeit der geplanten beruflichen Weiterbildung und  Ausgabe von Bildungsschecks.

Randnotiz: Kaufpreis von Reihenhäusern in Dorsten

Aktuell kostet in Dorsten ein gebrauchtes Reihenhaus 170.000 Euro. Landesweit (NRW)  liegt der häufigste Preis einer solchen Immobilie bei 205.000 Euro. Vor zehn Jahren waren di Häuser in Dorsten noch um sechs Prozent günstiger zu haben. Dies geht aus einer Studie der Landesbausparkasse (LBS) hervor, in der Häuser im vergleichenden Überblick aus 279 Orten in NRW herangezogen wurden. Im Vergleich zum Gebrauchtkauf müssen Bauherrn in Dorsten 25.000 Euro mehr bezahlen. Für ein erschlossenes Grundstück in stadtnaher Lage werden heute in Dorsten durchschnittlich 220 Euro pro Quadratmeter verlangt. Der NRW-Durchschnitt liegt bei 175 Euro. Eigentumswohnungen liegen in Dorsten im Durchschnitt bei 2.200 Euro pro Quadratmeter im Neubau, für eine gebrauchte Wohnung liegt der Quadratmeterpreis bei 1.250 Euro (Stand 2014).

Die Agierenden des Wirtschaftsgesprächs 2021; Namen der Abgebildeten unten; Foto: Stadt

Premiere Wirtschaftsgespräch und Verabschiedung von Josef Hadick

Mit dem „Wirtschaftsgespräch“ bot Dorstens Wirtschaftsförderung Windor gemeinsam mit der Stadt Dorsten Anfang November 2021 im Paul Spiegel Berufskolleg eine neue, kleinere Form der Zusammenkunft für Unternehmer an, die künftig im zweijährigen Wechsel mit dem größeren Wirtschaftsempfang stattfinden wird. Eröffnet wurde das Wirtschaftsgespräch von Markus Funk, dem neuen Geschäftsführer von WinDor und DWG. Neben einem faktenreichen und nachdenklich stimmenden Vortrag zum Strukturwandel stand an diesem Abend die offizielle Verabschiedung von Josef Hadick im Mittelpunkt. Der WinDor- und DWG-Geschäftsführer war bereits vor einigen Monaten coronabedingt „still“ in den Ruhestand getreten. Rund 90 Dorstener Unternehmer waren zu diesem Abend eingeladen worden, die in den letzten fünf Jahren besondere wirtschaftliche Kontakte zu Hadick hatten. Der Lembecker habe, so Bürgermeister Tobias Stockhoff, neue Komponenten in die Dorstener Wirtschaftsförderung gebracht: Er sei „weltoffen und zugleich bodenständig“. In seinen fünf Jahren in Diensten der Stadt habe er „ein maßgebliches Kapitel unserer Wirtschaftsgeschichte geschrieben“. Diese fünf Jahre waren die letzte Phase des Strukturwandels nach dem Aus von Zeche, Betonwerk Stewing, Maschinenfabrik und vielen Zulieferern, die von diesen großen Arbeitgebern abhängig waren. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gab es in Dorsten 4700 Arbeitslose und nur 13.500 sozialversicherungspflichtige Jobs. Am Ende von Josef Hadicks Dienstzeit waren noch 2750 Menschen ohne Arbeit und die Zahl der sozialversicherten Jobs lag bei über 20.000.
Der erfolgreiche Strukturwandel spiegelt sich auch in der Stadtkasse: 2016 nahm die Stadt noch 13 Millionen Euro Gewerbesteuer ein. 2021 steuerte Dorsten auf eine neue Rekordeinnahme von über 30 Millionen Euro zu. Josef Hadick betonte, dass Wirtschaftsförderung immer eine Mannschaftsleistung sei: Von seinem Team bei WinDor, von der Politik, von der Verwaltung. Und natürlich der Unternehmen. Im Sinne der Betriebe und der Stadt appellierte Josef Hadick zum Ende seiner Dienstzeit an Politik und Verwaltung, die Bereitstellung von Gewerbe- und Industrieflächen nicht aus dem Blick zu verlieren. Von den Gästen erhielt Josef Hadick stehenden Applaus. Als thematischen Impuls gab es einen Vortrag von Dr. Vera Demary, beim Institut der Deutschen Wirtschaft (DIW) in Köln Leiterin des Kompetenzfeldes Digitalisierung, Strukturwandel und Wettbewerb. Sie benannte vier „D“ als wesentliche Herausforderungen der deutschen Wirtschaft: Digitalisierung, Demografie, Dekarbonisierung und Deglobalisierung.

Windor-EnergieTisch: Wasserstoff – Unternehmen tauschten sich aus

Seit 2014 treffen sich regelmäßig Dorstener Unternehmen beim „Windor-EnergieTisch“ zum Wissensaustausch und für Diskussionen. Das St. Elisabeth-Krankenhaus war Anfang Februar 2023 Gastgeber des Treffens mit 40 Teilnehmern. Thema war diesmal insbesondere die Nutzungsmöglichkeit von „grünem“ Wasserstoff, der aus Erneuerbaren Energien hergestellt wird. Die Energiewende stelle alle Unternehmen vor die Herausforderung, von Erdgas auf nachhaltige Energieträger umzustellen. Für die teilnehmenden Unternehmen habe grüner Wasserstoff, aus Wind- und Sonnenkraft hergestellt, das Potenzial, Erdgas zu ersetzen, heißt es in der Pressemitteilung. Dr. Babette Nieder, Wasserstoffkoordinatorin der regionalen Wirtschaftsförderung WiN Emscher-Lippe, erläuterte Möglichkeiten der Herstellung und Anwendungsmöglichkeiten. Fachvorträge der Delta Projektentwicklung, 2g Energietechnik und Westnetz berichteten über Spezialthemen wie Cradel to Cradel, Elektrolyseure, H2-Blockheizkraftwerke und Wasserstoffnetze.

Ausbau der Windkraftanlagen

Durch das Programm führte Windor-Energieexperte Günter Kesselmann, der auch zu Austausch und Diskussion anregte. Er berichtete aus der Dezember-Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Stadt Dorsten, in der der Ausbau der Windkrafterzeugungsanlagen (WEA) in Dorsten Thema war. Dort wurde berichtet, dass bei Realisierung aller derzeit beantragten WEA der Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch von derzeit sechs auf bis zu 100 Prozent und darüber hinaus möglich wäre. – In Dorsten sind derzeit 28 Windkraftanlagen in der Planung.

2024 feierte WinDor 100 Jahre Wirtschaftsförderung in der Stadt

Zum Sommerfest der WinDor GmbH begrüßten Geschäftsführer Markus Funk und Bürgermeister Tobias Stockhoff am 3. Juli 2024 rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden im Treffpunkt Altstadt. Anlass war die Gründung der Wirtschaftsförderung vor 100 Jahren, damals noch als Dorstener Hafen- und Betriebsgesellschaft. „Die Firma soll zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Region beitragen“, war damals wie heute das Ziel. Strategische Grundstücksgeschäfte gehören mittlerweile dazu, die Energieversorgung ebenso wie die Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen. Beim Sommerfest bestand Gelegenheit, sich auszutauschen und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt zu diskutieren.

  • Das Bild zeigt (v. l.) Susanna Schönrock-Klenner (Moderatorin des Abends), Markus Funk (Windor-Geschäftsführer), Waltraud und Josef Hadick, Gastrednerin Dr. Vera Demary vom Institut der Deutschen Wirtschaft und Bürgermeister Tobias Stockhoff. Foto: Stadt Dorsten
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