Amnesty international (ai)

Unermüdlicher Einsatz der Gruppen hat Gefangenen vielfältig geholfen

Ausstellung von ai Dorsten zum 50-jährigen Jubiläum

Ausstellung von ai Dorsten zum 50-jährigen Jubiläum

1970 gründete sich eine ai-Gruppe in Dorsten. Elisabeth Schlagböhmer (Lehrerin am St. Ursula-Gymnasium), Bernhard Fiedler (Pfarrer in St. Nikolaus) und der Arzt Dr. Dietmar Schmitz-Burchartz waren die Gründer. Kurze Zeit nach der ersten Gründung entstanden zwei weitere Gruppen in Stadtteilen. Seither arbeiten Studenten und Schüler, Hausfrauen und Lehrer, Rentner und Ärzte für Gefangene und gegen die Todesstrafe. Amnesty international hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Betreuung von einzelnen Gefangenen oder Gruppen diesen durch eine größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu helfen.
Zudem betreut ai die Familien und Angehörigen von politischen Gefangenen, setzt sich gegen Folter und Todesstrafe und für die Menschenrechte ein. Jährlich werden von der Londoner Zentrale bis zu 2.000 neue Fälle auf Gewaltlosigkeit der Delikte geprüft, aufgenommen und die Namen der Gefangenen den verschiedenen Arbeitsgruppen in der Welt zugewiesen. Die Gruppe übernimmt dann die „Adoption“ des Gefangenen, betreut ihn und seine Familie, schreibt Briefe an Regierungsstellen des betreffenden Staates, nimmt Kontakt mit Rechtsanwälten, Kirchen und Gewerkschaften auf.

Hunderte von Briefen gegen das Vergessen

Die Dorstener Gruppen bemühten sich bislang um die in Argentinien 1976 verschwundene Garciela Melibowsky Saidler, die auf offener Straße in Buenos Aires verhaftet wurde und seither kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hatte. Sie kümmerten sich auch um die 1976/77 in Indien gefangene Regimekritikerin Mrinal Gore, 1981 um den in sibirischer Verbannung lebenden estländischen Bürgerrechtler Tit Madison, 1985 um den marokkanischen Studenten Abdessamad Taaji, der wegen der Brotpreiserhöhung protestierte und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Über zehn Jahre lang bemühten sich die Dorstener auch um die sowjetische Regimekritikerin Iryna Senyk, die nach ihrer Entlassung an die Dorstener ai-Gruppe schrieb, dass die Briefe, die sie erhielt, für sie „gleichbedeutende wie der Frühling“ waren.
Von der früher 30 Personen umfassenden Dorstener „ai-Gruppe 1311“ sind nur noch wenige Mitglieder übrig geblieben, die sich engagiert für das Thema Menschenrechte einsetzen. 2010 haben die sechs verbliebenen Mitglieder am „Tag der Menschenrechte“ (10. Dezember)  in Dorsten Mahnwache gestanden und mit Schildern auf den inhaftierten chinesischen Schriftsteller und Regime-Kritiker Liu Xiaobo hingewiesen, der an diesem Tag den Friedensnobelpreis verliehen bekam. Dass der Künstler Ai Weiwei in China 2011 einfach so verschwinden konnte, ist ein prominentes Beispiel für staatliche Gewalt und Willkür in China. Der oppositionelle Chefredakteur Abuzar Al Amin (Sudan), der Wehrdienstverweigerer Halil Savda (Türkei) und der Journalist und Menschenrechtler Mohammad Sadiq Kabudvand (Iran) sind drei weitere Opfer staatlicher Willkür.Zu besten Zeiten hatte ai in der Lippestadt 40 Mitglieder in drei Gruppen. Die Dorstener ai-Gruppe „1311“ ist kleiner geworden. Doch sie kann noch immer auf 70 Unterstützter zählen, die jeden Monat „Briefe gegen das Vergessen” an Diktatoren, Gewaltherrscher und Staatschefs verschicken, die Menschenrechte missachten.

Im Jahr 2021 nur noch eine Gruppe in Dorsten aktiv

In Dorsten gab es ursprünglich drei Ortsgruppen: die Gruppe 1311, die gegründet wurde, die Gruppe 1003 auf der Hardt im Kreis um Pastor Fiedler und die Gruppe 1362 in Holsterhausen im Kreis um Dr. Schmitz-Burchartz. Als einzige Gruppe ist die 1311 um Dörthe Rengeling-Eschweiler noch aktiv.
Aus Anlass der Erklärung der Menschenrechte durch die UN-Vollversammlung, die 2023 ihr 75-jähriges Jubiläum hatte, haben sich die Mitglieder der örtlichen Amnesty-Gruppe gewünscht, einen Baum für die Menschenrechte zu pflanzen. Der Dank galt zum einen dem Leiter des Bürgerparks, Hans Kratz, der gleich am Eingang des Bürgerparks einen gut sichtbaren Platz für die Silberlinde ausgewählt hatte sowie den sachkundigen Baumpflanzern von der Firma Habsch, die unter dem Beifall der Amnesty-Gruppenmitglieder dem Baum einen dauerhaften Platz geschaufelt hatten.


Quelle: Ludger Böhne „amnesty international wird 50: Ein Prosit auf die Freiheit“ in der WAZ vom 24. Mai 2011.

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