1924 mit Eifer gegründet und Jahre später wieder aufgelöst
Von 1924 bis vermutlich in die 1930er-Jahre hinein bestand in Holsterhausen eine Ortsgruppe des „Vereins für Orts- und Heimkunde der Herrlichkeit Lembeck“, die sogar bis 1935 ein eigenes Museum in der neu errichteten Bonifatiusschule unterhielt. Heute versteht sich der Ökumenische Geschichtskreis Holsterhausen an der Lippe als Heimatverein für Holsterhausen. Einen Heimatbund für die Region gab es bereits seit 1922: den „Verein für Orts- und Heimatkunde der Herrlichkeit Lembeck“, der sich später „Heimatbund für die Herrlichkeit Lembeck (und Dorsten)“ nannte. „Heimatsinn und -liebe sollten durch die Erfahrbarkeit der Geschichte in Sprache und alten Überlieferungen erhalten, Sitten und Gebräuche“ befördert werden. Ab 1924 gab der Verein den 1934 eingestellten und 1952 wieder gegründeten Heimatkalender heraus. Der Heimatbund sah sich als Dachverband der Herrlichkeit an, gründete selbst in den einzelnen Gemeinden Ortsvereine oder regte deren Gründung an.
Pfarrer Herold übernahm den Vorsitz
Durch das eifrige Streben des Schulrektors Fritz Nölle und des katholischen Pfarrers Joseph Herold fanden sich am 20. Januar 1924 etliche Holsterhausener Bürger im Jugendheim (alte Kirche im Dorf) ein, um die „Ortsgruppe Holsterhausen“ des „Vereins für Orts- und Heimatkunde der Herrlichkeit Lembeck“ ins Leben zu rufen. Pfarrer Herold war bereits während der Vorbereitung zur Gründung durch den Dachverband bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Daher begrüßte er die Anwesenden, die ihn zum Versammlungsleiter wählten, Lehrer Philipp Flunkert wurde Stellvertreter und Lehrer Schäfer Schriftführer. Herold erläuterte sodann den Begriff der Heimat, wie er damals verstanden wurde:
„Ein trautes, inhaltsreiches Wort, im eigentlichen Sinne der Ort, wo unsere Wiege stand, wo wir geboren und erzogen wurden. Der Gedanke an die Heimat führt in die Kirche, Schule, auf die Spielplätze, in die selige, sonnige, sorgenlose Jugendzeit, lässt in unserem Ort die Muttersprache wieder erklingen, lässt uns unsere Eltern, Lehrer, Geistlichen, Freunde, respektvolle, originelle Persönlichkeiten vor die Seele treten. Wenn diese Summe von lieben Erinnerungen und Wohltaten in uns aufsteigt, müssen wir die Heimat lieben, schätzen und bereit sein, etwas für sie zu tun.“
Anschließend stimmte die Versammlung das „Westfalenlied“ und „Heimatglück“ an, sogar mehrstimmig „In der Heimat ist es schön“, dann das Lied „Wenn du noch eine Mutter hast“. Danach regte Pfarrer Herold zur Sammlung von geschichtlichen Exponaten für ein Heimatmuseum an.
Gründungsversammlung mit „Nun ade, du mein lieb Heimatland“
Mit dieser Gründungsversammlung trat der Holsterhausener „Verein für Orts- und Heimatkunde“ mit 65 Mitgliedern in die Öffentlichkeit. Der Jahresbeitrag wurde auf eine Mark festgelegt und sogleich der Vorstand gewählt: zum 1. Vorsitzenden Pfarrer Herold, zum 2. Vorsitzenden Schulrektor Flunkert, zu Beisitzern Lehrer Laukemper, Schulrektor Nölle, Baumeister Honigmann, Landwirt Kruse jun. und Landwirt A. Budde (Emmelkamp). Zum Abschluss sangen die Vereinsgründer das Lied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“. Der Ortsverein war äußert rührig. In Heimatabenden wurde über die Geschichte Holsterhausens referiert und kräftig die Werbetrommel für die Anliegen des Vereins, vor allem für die Einrichtung eines Museums geworben. Später wurden Lehrer Laukemper Schriftführer und Landwirt Kruse Kassierer. Die Sammlung für das Heimatmuseum wuchs ständig. Auch die Lokalzeitung nahm sich mit großem Eifer der Sache an und berichtete stets ausführlich über die Mitgliederversammlungen sowie Vortrags- und Gesangsabende des Vereins. Zu den Sitzungen des Holsterhausener Vereins für Orts- und Heimatkunde waren auch immer prominente Bürger persönlich eingeladen. 1928 beispielsweise die katholische und evangelische Geistlichkeit und Lehrpersonen, die Zechenbeamten, Direktor Grosse, Kreistagsabgeordneter Duve, Amtsgerichtsrat Thomas, Fabrikbesitzer Paton, der Brudervorsteher der Anstalt „Maria Lindenhof“, die Landwirte Delsing, Keller, Ostrop sowie Kaufmann Janschek.
Sammlung 1935 an das Dorstener Heimatmuseum übergeben
Ein Bodenfund aus vorgeschichtlicher Zeit ermöglichte schon 1928 die Einrichtung des ersten Heimatmuseums in der Wohnung des Lehrers Fritz Nölle. Die Lehrer Lammersmann und Sagemöller unterstützten ihn bei der Registrierung und Einordnung der Funde. Das Vorhaben wurde als Heimatmuseum beim Regierungspräsidenten angemeldet und es lag nun bei den Holsterhausenern, einen öffentlichen Ort für das Museum zu finden. Ab 1931 war das ein Raum unter dem Dach der neu errichteten Bonifatiusschule. 1935 musste die Sammlung an das Heimatmuseum in der Stadt Dorsten abgegeben werden.