Volksküche

In akuten Notzeiten bekamen Frauen und Kinder nur die Hälfte

Volksküchen waren Wohltätigkeitsanstalten, in denen arme Leute mit nahrhafter Suppe (Suppenküchen) entweder unentgeltlich oder gegen geringe Bezahlung versorgt wurden. Die Volksküchen traten besonders in kriegsbedingten Hungerjahren, wie 1813 und 1816/17, im Ersten Weltkrieg, in den schlechten Jahren der Weimarer Republik und nach dem Zweiten Weltkrieg  auf. Auch derzeit ist das Thema wieder aktuell.

Heiße Suppe

Heiße Suppe – Kinderspeisung 1917

Besonders Frauenvereine bemühten sich um die Versorgung der Bevölkerung und der Armen, in Dorsten insbesondere der Vaterländische Frauenverein und der Stadtverordnete Ferdinand Jungeblodt (1839 bis 1922). In Dorsten gab es die so genannten fliegenden Volksküchen, die das Essen entweder im Freien oder in Pfarrräumen oder kommunalen Häusern ausgaben. Allein in den Bergbaugemeinden Hervest und Holsterhausen stieg die Anzahl der Portionen aus der Volksküche im Jahr 1924 von Monat zu Monat stark an: im Januar 7.500 Portionen, im Februar 13.000, im März 18.000, im April 17.2000, im Mai 87.500 und im Juni 45.000 Portionen. Jede Portion war gleich einem Liter. – Die heutigen Essensausgaben für Bedürftige in Dorsten, die so genannten Tafeln, oder die Essensabgabe des Freundeskreises „Menschen in Not“ basieren auf der Tradition der Volksküchen.

Erste Volksküchen von Frauenvereinen betrieben

Nicht in Dorsten, aber in anderen Städten wurden als Dauereinrichtung so genannte Volks- oder Suppenküchen eingerichtet, in denen Arme für wenig Geld eine Malzeit bekommen konnten. Die erste einer solchen sich selbst erhaltenden Anstalt wurde 1848 in Leipzig gegründet und von Frauenvereinen betrieben. Diese Volksküche nahmen sich viele andere Städte in Deutschland und Europa zum Vorbild und richteten ebenfalls Volksküchen ein. Das Essen in den Volksküchen bestand meist aus 1 Liter Gemüse in Bouillon gekocht und 83 Gramm Fleisch. In akuten Notzeiten wurde an Frauen und Kindern oft nur die Hälfte dieser Portion ausgegeben. Die Preise für die volle Portion schwankten zwischen 15 und 25 Pfennigen.

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