Geburtsstätte des Vereins war 1919 die Lembecker Kneipe Cosanne-Bölling
Mit einjähriger Verzögerung feierte der SV Schwarz-Weiß Lembeck im Juni 2022 sein 100-jähriges Bestehen. Das große Festwochenende begann mit der „Schwarz-Weißen Nacht“. Passend zum Gründungsjahr feierten Vereinsmitglieder und Freunde im Festzelt im Volksbank-Sportpark zur Musik von DJ‘s on night. Die Veranstaltung war ausverkauft. Am andern Tag lud der SVL zu einem „Tag der Abteilungen“ auf seine Sportanlage (Am Hagen 29). Am darauffolgenden Sonntag schließlich stand der „Empfang der Vereine“ mit Gottesdienst und anschließendem Frühschoppen mit Musik an.
Die Geburtsstätte des SV Lembeck war eine Kneipe. Wie in vielen anderen deutschen Städten und Dörfern suchten die Menschen nach dem Ersten Weltkrieg nach neuen Lebensinhalten. So trafen sich 1919 die Initiatoren Hans Otto, Ludwig und Constantin Cosanne in der Gaststätte Cosanne-Bölling und planten die Gründung eines Fußballvereins. Zwei Jahre später konnten sie Vollzug melden. Auch was die Spielstätte betraf, unterschieden sich die Lembecker Fußballer nicht von denen in anderen Gemeinden: Zunächst wurde ohne Sportstätte auf den Wiesen von Lembecker Bauern gekickt. Nach schwierigen Anfangsjahren wurde der erste offizielle Sportplatz dann 1935 an der Schulstraße gebaut. Er sollte bis 1970 genutzt werden. Doch die Freude über den neuen Platz währte nicht lange. Im Zweiten Weltkrieg mussten die Spieler zur Wehrmacht, und der Spielbetrieb wurde für lange Jahre eingestellt. Doch schon unmittelbar nach Kriegsende ging es unter Leitung des Vorsitzenden Franz Maas an den Wiederaufbau des Vereins – mit Hilfe des FC Rhade. Denn der war zu der Zeit noch nicht wieder aktiv, und so ging der SV Lembeck im Westdeutschen Spielverband mit vielen FC-Spielern an den Start und konnte so zeitnah wieder am Spielbetrieb teilnehmen.
Der Umzug von der Schulstraße erfolgte kurz nach den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 1971. Am Hagen entstand eine neue Sportanlage mit Kabinengebäude. Auch ein neues Sportlerheim sollte gebaut werden, und die Planungen sahen eine Zusammenführung der Fußballer mit Lembecks Tennisspielern und Sportschützen vor. Am 29. Januar 1978 wurde der Grundstein für die gemeinsame Heimat der drei Vereine gelegt, und am 30. April 1979 wurde das Gebäude eingeweiht – nur um kurz darauf von Vandalen komplett verwüstet zu werden.
Ein erweitertes Angebot mit vielen sportlichen Aktivitäten
Doch davon ließen sich die Sportler nicht beirren. Das Sportlerheim wurde wieder hergerichtet und bot 1981 einen würdigen Rahmen für die 60-Jahr-Feier des SV Lembeck. In einer Festwoche präsentierte sich der Verein mit vielen sportlichen Aktivitäten. Denn das Angebot des SV hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits erweitert. 1977 hatte sich eine Leichtathletik-Abteilung gegründet, was sich auch an den Mitgliederzahlen ablesen ließ. 1970 hatte der reine Fußballverein 230 Mitglieder gezählt, 1975 waren es 265, und bis 1980 schnellte die Zahl dann auf 406 hoch. Den Bedürfnissen der Leichtathleten wollte der Verein auch Rechnung tragen. Bis dahin hatten sie ausschließlich auf Straßen und Waldwegen laufen können. Eine eigene Laufbahn am Sportplatz sollte her, und so begannen die Planungen zum Ausbau der Sportstätte. Im Oktober 1979 begann beim SV Lembeck eine neue Zeitrechnung: Heinz Kötting rief eine Damenabteilung ins Leben. Kurz danach übernahm Ingrid Liebers die Abteilung und führte ein breites Angebot mit Gymnastik, Korbball, Handball, und Leichtathletik ein. 1985 bekamen dann Fußballer und Leichathleten des SVL gleichermaßen leuchtende Augen: Die Sportanlage „Am Hagen“ wurde um einen Rasenplatz mit Laufbahnen und Leichtathletikanlagen ergänzt. Voraussetzung für erfolgreichen Sport in allen Abteilungen des Vereins. 1987 stellte sich die Fußballabteilung auf eigene Beine und handelt seitdem eigenverantwortlich innerhalb des Vereins.
Mitglieder fanden über andere Sportarten zum Radsport
Zu dieser Zeit entstand auch die jüngste Abteilung des SVL – die Radsportabteilung. Zwei Strömungen liefen hier zusammen: eine private Gruppe vom Brink, die bereits regelmäßige Ausfahrten unternahm, und einige Leichtathleten, die sich dem Triathlon zuwandten. Im Laufe der Jahre entsprang dann ein wachsendes Interesse, sodass immer mehr Mitglieder den Weg über andere Sportarten zum Radsport fanden. Zum 70-jährigen Bestehen betrug die Mitgliederzahl des SVL 1991 insgesamt 652 Mitglieder, und Schwarz-Weiß war einer der größten Vereine der Stadt Dorsten. Ins Jubiläumsjahr fiel auch der erste Aufstieg der Fußballer in die Bezirksliga. Spielertrainer Holger Flossbach führte Lembeck in der Kreisliga A Borken zur Meisterschaft. In den 90er-Jahren folgten als weitere Höhepunkte die große Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Vereinsbestehen 1996, bei der die erste Mannschaft des SV Lembeck gegen die Bundesligamannschaft von Borussia Mönchengladbach antrat und Stars wie Uwe Kamps, Patrik Andersson und Stefan Effenberg am Hagen zu Gast waren.
Im Jahr 1997 kickten die ersten Mädchen am Hagen
Zur Saison 1997/98 wurde beim SV Lembeck zum ersten Mal eine Mädchenmannschaft gemeldet. Sie spielte zunächst als U16 und konnte auch in der Saison 98/99 noch im Jugendbereich antreten, bevor sie geschlossen in den Damenbereich wechselte und den ersten Seniorinnenfußball im SV Lembeck anbot. Auch die Männer feierten Erfolge: In der Saison 2002/2003 gelang der ersten Mannschaft unter Trainer Wolfgang Korb zum zweiten Mal der Aufstieg in die Bezirksliga. Parallel dazu investierte der Verein auch „in Steine“: Von 2005 bis 2007 wurde der Neubau der Kabinen am Sportplatz vorangetrieben, ebenso die Errichtung eines kleinen Tennenplatzes als weitere Trainingsfläche. 2008 wurde der Radsport im SVL endgültig institutionalisiert und eine eigene Radsportabteilung gegründet. In der Saison 2010/2011 führte Trainer Klaus Kamphoff dann zum ersten Mal die Damenmannschaft zum Kreisliga-Titel und in die Bezirksliga. Inzwischen war vor allem der Tennenplatz am Hagen in die Jahre gekommen. Ab 2014 begannen die Planungen für einen Kunstrasenplatz auf der Sportanlage, um den sanierungsbedürftigen Ascheplatz zu ersetzen. Viele Sponsoren machten die Realisierung des Projektes möglich, und schon im August 2016 wurde der neue Platz fertiggestellt und eingeweiht.
Neues Verkaufshaus entsteht am Spielfeld – Kosten 145.000 Euro
Im November 2023 soll das neue Verkaufsgebäude des SV Lembeck in Eigenleistung zwischen Kunstrasen- und Naturspielfeld fertiggestellt sein. Früher stand dort ein hölzernes Gartenhäuschen, zuletzt hatte der Verein stattdessen zwei separate Verkaufsbuden neben das Kabinengebäude gestellt. Beides funktionierte, aber beides war keine Dauerlösung und hatte seine Nachteile. 45.000 Euro haben die Lembecker aus Mitteln der Sportpauschale des Landes NRW von der Stadt Dorsten zugesprochen bekommen. Doch damit ist der Neubau noch lange nicht bezahlt. „Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf circa 145.000 Euro“, erklärt der 2. Vorsitzende des SV Lembeck Thomas Bahde der „Dorstener Zeitung“. So muss der Verein die Finanzierungslücke einmal mehr durch Eigenleistung, Sponsoren und Arbeitseinsätze zuschließen.
Lembecker Einspruch vergeblich – Risthaus bleibt weiter gesperrt
Der Einspruch des SV Lembeck gegen die Sperre von Stürmer Julian Risthaus nach seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen den SV Schermbeck II war erfolglos. Das Sportgericht des Fußballkreises Recklinghausen hielt das ausgesprochene Strafmaß von zwei Spielen aufrecht. Die vom SV Lembeck eingereichten Video-Aufnahmen der Partie änderten die Sichtweise des Gerichts nicht. Risthaus hatte beim Versuch, den Ball unter Kontrolle zu bringen, den Schermbecker Malte Grumann mit dem Fuß im Gesicht getroffen. Unabsichtlich, wie der Lembecker Vorstand argumentierte. Die Lembecker hatten versucht, Risthaus mit dem Einspruch schon fürs Topspiel in Gahlen frei zu bekommen. Jetzt wird er neben dem Gipfeltreffen auch noch die Partie am kommenden Sonntag gegen Barkenberg verpassen (al).
Quelle: Andreas Leistner in DZ vom 22. Juni 2022