Taufe in der Lippe

Erstmalig: Pfarrerin Denise Bongers taufte die einjährige Amelie im Fluss

Ehepaar Flack mit der getauften Amelie und die Pfarrerin Denise Bongers; Foto: Berkel (DZ)

Martin und Kerstin Flack hatten einen besonderen Ort für die Taufe ihrer kleinen Tochter Amelie ausgesucht: die Lippe. Dafür hatten die Dorstener einen speziellen Grund. Als Denise Bongers, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Hervest/Wulfen, von der Idee hörte, war sie sofort einverstanden, zögerte nicht lange und organisierte die Taufe in der Lippe. So wurde die kleine Amelie Flack, noch kein Jahr alt, am Sonntag, den 10. Juli 2022,  in der Lippe getauft. Für Pfarrerin Bongers war es die erste Taufe in einem Fluss. „Wir hatten schon einige Taufen draußen, aber in der Lippe war es für uns das erste Mal.“ Aber wie kam die Idee überhaupt auf, eine Taufe in der Lippe durchzuführen? Kerstin Flack, die Mutter der kleinen Amelie, und ihr Mann haben vor vier Jahren auf dem Ausflugsboot „Klabautermann“ geheiratet. Auf einer Wiese an der Lippe wurden sie gesegnet. Beide fühlen sich daher mit dem Wasser verbunden.

Kerstin Flack und ihr Mann erleben Gott in der Natur

Als Mitglied der Kanufreunde Dorsten haben sie ebenfalls viel mit dem Fluss zu tun. „Das brachte uns auf die Idee, auch die Taufe der kleinen Amelie nach draußen zu verlegen und sie hier an der Lippe zu taufen“, zitierte die „Dorstener Zeitung“ die Mutter Kerstin Flack. Die Kanufreunde hatten erlaubt, als Ort den Steg nahe des Bürgerparks Maria Lindenhof zu benutzen. Für Kerstin Flack und ihren Mann Martin brauche es keine Kirche, um sich Gott nahe zu fühlen. „Wir müssen Gott nicht in einer Kirche suchen mit einem Dach drauf.“ Vielmehr sei Gott immer da, wo die Menschen sind. „Wir erleben den lieben Gott und den Heiligen Geist draußen in der Natur und mit unserer Familie immer da, wo wir sind“, erklärte Kerstin Flack, warum Amelies Taufe in dem Fluss zu ihnen passe. Pfarrerin Bongers sah das genauso. „Kirche ist da, wo wir Kirche leben.“ Sie wolle offen für die Ideen der Menschen sein für Taufen und Trauungen. „Wenn es etwas mit Glaube zu tun hat, machen wir mit.“ Pfarrerin Bongers war am Ende der Taufe begeistert. „Es war eine wunderbare Stimmung.“ Sie habe den „Geist Gottes“ gespürt. Zusammen mit Papa Martin und der kleinen Amelie stieg die Pfarrerin unter den Blicken der eingeladenen Freunde und Verwandten in die Lippe. Dort taufte sie das Mädchen mit dem Lippewasser. Anschließend konnten die eingeladenen Verwandten und Freunde ihre besten Wünsche auf kleine Papierschiffchen für Amelie aufschreiben. Papa Martin schwamm extra mitten in die Lippe, damit sie mit der Strömung den Fluss hinauffließen können. Damit die Schiffchen allerdings nicht in der Lippe liegen bleiben, waren sie aus Zuckerrohr. Das löst sich im Wasser auf. So wie es sich für Naturliebhaber gehört.

Anhang;
Taufen an der Weser, dem Neckar, dem Main und anderen Gewässern

Die Taufe ist ein christlicher Ritus, der seit der Zeit des Neuen Testaments besteht. Die Auffassungen über Voraussetzung, Durchführung und Wirkung der Taufe sind in den jeweiligen Konfessionen verschieden; sie kann die Eingliederung in die Gemeinschaft der Christen oder ein öffentliches Glaubensbekenntnis bedeuten. Vollzogen wird die Taufe durch Übergießen des Täuflings mit Wasser (Infusionstaufe) oder das Untertauchen im Wasser (Immersionstaufe). Dabei wird eine Taufformel gesprochen. Das wesentliche, äußerlich sichtbare Element der Taufe ist das Wasser. Die Taufform des Urchristentums, die durch Untertauchen das „Begrabenwerden und Auferstehen mit Jesus Christus“ symbolisiert, wird heute noch in den Ostkirchen, bei Baptisten und vielen anderen Freikirchen sowie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und bei den Zeugen Jehovas praktiziert.

Taufen durch Untertauchen, Übergießen und Besprengen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat in diesem Zusammenhang erklärt: „Man kann durch Untertauchen oder durch Übergießen taufen. Die Taufe durch Untertauchen ist besser geeignet, die Teilnahme am Tod und an der Auferstehung Christi auszudrücken. In unseren Verhältnissen wird es im Allgemeinen bei der Taufe durch Übergießen bleiben.“ Die Ostkirchen halten allerdings auch bei Kleinkindern an der Taufe durch Untertauchen fest, führen sie aber erst durch, wenn das neugeborene Kind kräftig genug ist. Die Täufer der Reformationszeit tauften bis auf einige Ausnahmen durch Übergießen. Die in direkter Linie aus dieser Bewegung hervorgegangenen Mennoniten praktizieren heute je nach Gemeinde oder Wunsch des zu Taufenden die Taufe durch Untertauchen (Immersion), durch Begießen (Affusion) oder Besprengen (Aspersion). Eine Ausnahme innerhalb der Mennoniten bilden die Mennonitischen Brüdergemeinden. Sie taufen ausschließlich durch Untertauchen. Die Taufe durch Untertauchen ist im protestantischen Bereich seit Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Baptisten und mehrere andere Freikirchen wieder üblich geworden. Sie wird heute in den meisten taufgesinnten Kirchengemeinschaften in dieser Form praktiziert. Manchmal wird das Untertauchen dreimal hintereinander ausgeführt, um die drei Tage im Grab oder die Trinität zu symbolisieren (Foto: Taufe Christi im Jordan, Darstellung aus dem 15. Jahrhundert)..

Auch evangelische und katholische Tauffeste an Gewässern

Die Taufe kann auch außerhalb von Kirchengebäuden in Seen, Flüssen oder Schwimmbädern erfolgen. Bekannt sind Tauffeste der evangelischen und katholischen Kirchen von Bremerhaven am Weserstrand. Auch am Neckar, Main  und zahlreichen anderen Gewässern wurde und wird in Deutschland getauft – auch an der Lippe.

Siehe auch: Taufstein St. Agatha
Siehe auch: Judentaufe


Quellen: Niklas Berkel in der DZ vom 11. Juli 2022; auch Foto oben. – Wikipedia (Aufruf Taufen, 2022).

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