Friedhof Gladbecker Straße / Diebstahl

Metalldiebe: Lebensgroße Jesus-Statue und andere Grab-Objekte gestohlen

Das Kreuz im Friedhof ohne Jesus-Figur

In der Nacht vom 26. auf 27. Mai 2022 – und auch Tage zuvor – wurden auf dem katholischen Friedhof an der Gladbecker Straße metallene Skulpturen und metallenes Gräberbeiwerk in professionellem Ausmaß gestohlen. Den Dieben ging es dabei offensichtlich um den Metallwert. Von dem großen steinernen Kreuz in der Mitte des Friedhofs wurde die lebensgroße Jesus-Figur aus Bronze abmontiert und entwendet. Die Skulptur wog 600 Kilogramm. Daher dürften es mehrere Täter gewesen sein. Die Täter könnten auch einen Kran benutzt haben. Allerdings wurden am Tatort weder Reifenspuren von Fremdfahrzeugen noch umgeknickte Blumen und Buschwerk entdeckt. Das lässt darauf schließen, dass Profis am Werk waren. Es wurden auch weitere schwere Metall-Kunstwerke gestohlen. Darunter ein etwa 200 Kilogramm schweres Relief, dass die Dorstener Künstlerin und Ursulinen-Schwester Paula (Tisa von der Schulenburg) geschaffen hatte und das an der Trauerhalle angebracht war. Der reine Metallwert der beiden Gegenstände wird auf 9600 Euro geschätzt, der künstlerische Wert lässt sich nicht beziffern. In den ersten beiden Tagen nach der Diebstählen waren bei der Polizei insgesamt sechs Anzeigen eingegangen. Weitere Anzeigen wurden erwartet.
Von Diebstählen betroffen waren bis zu 30 private Gräber. Dazu gehörte auch die Gruft der Familie Schürholz. Dort verschwand eine 1,20 Meter hohe metallene Pieta vom Sockel. Es war eine Darstellung mit Maria und dem vom Kreuz abgenommenen Jesus. Wenige Meter von der Gruft entfernt wurde aufgefunden, was sich in der Metallfigur befunden hatte. Daraus lässt sich schließen, dass die Täter die Pieta-Figur vom Sockel abgerissen und zerstört haben. Wilhelm Schürholz in der Dorstener Zeitung: „Es hängen viele Emotionen und Erinnerungen daran. Die Figur gehörte hier zur Gruft.“ Sollten die Täter gefasst oder die Figur wiederbeschafft werden, verspricht er eine Belohnung für diejenige Person, die den entscheidenden Hinweis gegeben hat. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Sollten die Täter gefasst werden, droht ihnen eine mehrjährige Haftstrafe. Sollten sie wegen Störung der Totenruhe (§ 168 Strafgesetzbuch) verurteilt werden, könnten sie bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen. Diebstahl (§ 242 StGB) wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet.

Gestohlene Statue in Berlin gefunden? 2023 Freude, dann Enttäuschung

Seit über einem Jahr wird nach der Bronze-Statue gesucht, die von einem Dorstener Friedhof gestohlen worden ist. Mitte September 2023 führten Hinweise nach Berlin, was die Hoffnung verstärkte, die Bronzefigur wieder aufgefunden zu haben. Denn in Berlin war eine Bronze-Skulptur gefunden worden, die dem gestohlenen Exemplar zum Verwechseln ähnlich aussah. Aufgetaucht waren Fotos im Internet bei Kleinanzeigen. Die katholische Gemeinde war darüber informiert worden und hatte die Hinweise an die Polizei weitergeleitet. Die Pressestelle der Polizei Berlin bestätigte dann auf Nachfrage, dass es diesbezüglich Ermittlungen gegeben hatte. Schriftlich teilte die Polizei Berlin mit: „Nach einem Hinweis der Polizei Recklinghausen wurde am 11. Juli 2023 in Berlin im Rahmen eines Polizeieinsatzes eine motivgleiche Jesus-Bronze-Statue (circa 180 Kilogramm schwer) gesichtet. Die Skulptur war zuvor im Internet zum Kauf angeboten worden. Dem ersten Anschein nach handelte es sich um die vom Friedhof in Dorsten entwendete Bronze.“

Untersuchungen gaben Aufschluss über die aufgefundene Figur

Doch die Hoffnung, dass der Corpus des gekreuzigten Jesus bald wieder über die Dorstener Priestergruft wieder wachen wird, hat sich am 8. September 2023 zerschlagen. Die Polizei Berlin schrieb: „Durch aufwändige Vergleichsuntersuchungen ließ sich nunmehr nachweisen, dass es sich bei der in Berlin gesicherten Skulptur nicht um das Diebesgut vom Friedhof in Dorsten handelt. Eine Verkaufsweg-Feststellung der in Berlin gesicherten Skulptur ergab keine Hinweise auf eine strafbare Herkunft.“ Dementsprechend war auch die Gemeinde über das Ermittlungsergebnis informiert worden. Noch am gleichen Tag wurde St. Agatha-Pfarrer Stephan Rüdiger darüber kurz informiert. Er zeigte sich „offen gestanden fassungslos“ über die Nachricht, dass die gestohlene Skulptur doch nicht in Berlin gefunden worden war. Die Staatsanwaltschaft Berlin erklärte, wie die Ermittler zu diesem Schluss gekommen seien. Demnach seien die Halterungen der in Dorsten entwendeten Figur mit den Halterungen der Statue in Berlin verglichen worden. Weiter heißt es: „An der sichergestellten Bronzestatur sind die Halterungen immer noch vorhanden und fest an der Bronze verschweißt, weshalb die übersanden Halterungen aus Dorsten nicht zu der sichergestellten Bronze passen.“

Unbekannte verwüsteten im August 2024 Gräber – Hoher Schaden

Heriburg Boenisch wurde Opfer von Vandalismus. Unbekannte haben in der Nacht von Sonntag auf Montag (4./5. August 2024) das Grab ihres Mannes auf dem Agatha-Friedhof in Dorsten verwüstet. Seit Ende Juni fehlte nur ein Buchstabe auf dem Grab von Heriburg Boenischs Mann auf dem Friedhof der St. Agatha-Gemeinde in Dorsten. Unbekannte hatten den Bronze-Buchstaben „N“ vom Grabstein gewaltvoll abgerissen. Schon im Juni 2024 hatte die 73-jährige Dorstenerin gesehen, dass die Diebe auch an das große Bronze-Kreuz, das zwischen zwei Grabsteinen verankert war, wollten. Dieser Versuch blieb allerdings erfolglos. Nun war das komplette Grab ihres Mannes verwüstet. Alle Ornamente aus Bronze waren herausgerissen, das Bronze-Kreuz war abgesägt. Die großen Grabsteine waren kreuz und quer auf dem Grab verteilt. Vor 15 Jahren war ihr Mann gestorben. Seitdem kommt sie regelmäßig zum Grab. Damals hat der große Grabstein rund 4000 Euro gekostet. Die jetzige Verwüstung wurde mit 8000 bis 10.000 Euro bewertet. Allein der Abtransport der Steine kostet Geld. Für Heriburg Boenisch ist aber klar: „Da kommt kein Metall mehr dran.“

Täter zerstörten mehrere Gräber

Das Grab ihres Mannes war nicht das einzige, das den Tätern zum Opfer fiel. Heriburg Boenisch hat fünf bis sechs Gräber gezählt, die verwüstet, demoliert und zerstört wurden. „Vandalismus ist das Allerschlimmste“, sagt die Dorstenerin. Stefan Lukassen, Mitinhaber der Friedhofsgärtnerei Lukassen & Breuker, bestätigt den Vorfall. „Wöchentlich bekommt man irgendwas mit“, sagt er. Die Zerstörung am Grab von Ulrich Boenisch sei nur eine von vielen in den letzten Wochen und Monaten. Er betont aber, dass es wichtig ist, dass jeder Geschädigte selber zur Polizei geht und Anzeige erstattet. Das hat auch Heriburg Boenisch getan.

Siehe auch: Friedhöfe (Artikelübersicht)
Siehe auch: Beerdigungswesen (Essay)
Siehe auch: Beerdigungswesen I
Siehe auch: Soldatenfriedhöfe
Siehe auch: Jüd. Friedhöfe
Siehe auch: Frundsberger (SS)
Siehe auch: Russenfriedhof
Siehe auch: Soldatenfriedhof Holsterhausen


Quellen: Information Wilhelm Schürholz (29. Mai 2022). – Julian Preuß in der DZ vom 31. Mai 2022 und vom 13. Sept. 2023. – DZ vim 7. August 2024.

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