Frühere Dorstener Stadtansichten künstlerisch in die Gegenwart geholt
Zwei Graffiti-Künstler haben in der Innenstadt von Dorsten im Auftrag des Lions Clubs Dorsten-Wulfen vier große Verteilerkästen mit historischen Stadtansichten mittels Farben und einer Schablonen verschönert. Gleich vier Verteilerkästen von Telekom und Westenergie haben sie mit alten und zum Teil verschwundenen baulichen Dorstener Sehenswürdigkeiten verziert: Das alte Franziskanerkloster ist seitdem ein Blickfang an der neuen Franziskanerkirche, an der Ursulastraße/Nonnenstiege haben die beiden Künstler den zerstörten Turm der im Zweiten Weltkrieg zerbombten Agathakirche verewigt und an der Recklinghäuser Straße/Suitbertusstraße stoßen die Besucher der Fußgängerzone auf ein Marktplatz-Motiv. Daher war die Abbildung des Drubbels, die alte und längst abgerissene Häuserzeile in der Lippestraße, nicht die einzige Auftragsarbeit, die Joshua Hildebrandt und Levin Tomala Ende 2021 durchgeführt hatten.
Joshua Hildebrandt und Levin Tomala in Dorstens Graffiti-Szene aktiv
Joshua Hildebrandt ist Streetworker im Begegnungszentrum „Das Leo“. Seit vielen Jahren ist er in der Sprayer-Szene aktiv. Sein jüngstes farbenfreudiges Graffiti-Projekt ist an der „Hohen Brücke“ über den Bahngleisen zu sehen. Levin Tomala ist frei schaffender Sprühkünstler, verdient damit sein Geld. In seiner Heimatstadt Gladbeck hat er zum Beispiel eine Trinkgut-Filiale zum Kunstobjekt gestaltet. Dass beide in Dorsten aktiv wurden, ist dem Lions Club Dorsten-Wulfen zu verdanken, der das Graffiti-Projekt in einer der letzten Mitte-Konferenz vorgestellt und einen Zuschuss in Höhe von 2700 Euro aus dem Bürgerfonds erhalten hatte. Durch Förderprogramme sind in Dorsten inzwischen einige solcher vormals schmucklosen Verteilerkästen zu Kunstobjekten bemalt worden. Zum Beispiel hat die Künstlerin Brigitte Stüwe im Auftrag des Verkehrsvereins unlängst weitere Kästen mit Naturmotiven gestaltet.
Graffiti-Künstlerin Szukowski setzt altem Tante-Emma-Laden ein Denkmal
Stefanie Szukowski, aktives Mitglied im Dorstener Kunstverein „Virtuell-Visuell“, setzte im Oktober 2022 mit zwei Motiven auf Verteilerkästen an der Kirchhellener Allee 50/Ecke Schillerstraße ihrer eigenen Familiengeschichte ein Denkmal. Die Kästen befinden sich neben dem Gebäude, in dem die Großeltern der Hervesterin früher einen Lebensmittelladen betrieben hatten und in dem seit Jahren das Tatoo-Studio „Leib und Seele“ ansässig ist. „Diese künstlerische Arbeit war mir daher ein besonderes persönliches Anliegen“, zitierte die Dorstener Zeitung die Künstlerin. Für die Gestaltung hat die Künstlerin zwei alte Fotografien aus dem Familienalbum als Vorlage benutzt, die um 1938 herum entstanden sind. Auf dem größeren Stromkasten sieht man den damaligen Verkaufsladen. „Die Verkäuferin, Tante Grete genannt, wiegt gerade etwas auf der Waage ab“, beschreibt die Künstlerin die Szenerie. Großvater Johannes Föcker steht daneben an der Wurstmaschine „und meine Oma ist im Hintergrund“. Auf dem kleineren Stromkasten sieht man den Opel von Opa Johannes Föcker, mit dem er damals wohl auch zu Kunden und Lieferanten gefahren ist. Dire Mutter der Künstlerin, die damals ein Kind war, wurde für das Foto zu Dekorationszwecken obendrauf auf die Heckklappe zu dem Ersatzreifen gesetzt.
Siehe auch: Brigitte Stüwe
Siehe auch: Stromkasten-Kunst I
Siehe auch: Stefanie Szukowski
Quelle und Foto: Michael Klein in DZ vom 11. Dez. 2021 – Michael Klein in DZ vom 15. Okt. 2022).