Frankreich, England, Nordirland, Nicaragua, Israel, Polen, Sachsen
In Europa gibt es fast 20.000 Städtepartnerschaften. Einst als Beitrag zur Versöhnung gegründet, stand Alltag, nicht Politik, im Vordergrund. Dorsten unterhält acht Städtepartnerschaften, davon sechs in Europa. 1997 wurde die Stadt vom Europarat wegen der Vielzahl von Partnerstädten als „Gemeinde Europas“ ausgezeichnet. Es bestehen Partnerschaften mit Crawley (England), 90.000 Einwohner, seit 1973; Dormans (Frankreich), 3.000 Einwohner, seit 1981; Ernée (Frankreich), 5.800 Einwohner, seit 1985; Waslala (Nicaragua), Stadt 4.000 Einwohner, Bezirk 45.000 Ew., seit 1985; Newtownabbey (Nordirland), 60.000 Einwohner, seit 1988; Hainichen/Sachsen (damals DDR), 10.000 Einwohner, seit 1990; Rybnik (Polen), 150.000 Einwohner, seit 1994; Hod Hasharon (Israel), 32.000 Einwohner, seit 1994. Getragen werden die Partnerschaften von den Stadtverwaltungen und Räten sowie den Bürgern in den Freundeskreisen. Mitte 2000 haben die Städte Dorsten, Rybnik und Newtownabbey sowie Crawley eine engere Zusammenarbeit auf EU-Ebene mit gemeinsamen wirtschaftlichen Projekten geplant. Zudem hatte Dorsten noch Patenschaften. – Nachdem es in Dorsten Straßen gibt, die nach den Partnerstädten Crawley, Dormans, Rybnik, Ernee und Waslala benannt sind, wurde 2014 auf dem ehemaligen Zechengelände eine Straße „Hainichenring“ benannt. Vor kurzem hatte Hainichen in einem dortigen Gewerbegebiet eine „Dorstener Straße“ eingerichtet. In Dorsten fehlt noch eine Hod Hasharon-Straße und eine Newtownabbey-Straße.
Februar 2021 in den Partnerstädten: Vierstellige Inzidenz und Leugner
Die Corona-Situation in Dorsten, so scheint es, entspannt sich ein wenig. In einigen Partnerstädten sieht es nicht so aus. Da geht es um Corona-Leugner und vierstellige Inzidenzwerte. In Crawley (GB) starb im Januar 2021 der frühere Bürgermeister Sharma, das wohl prominenteste Opfer in Crawley. – Im Krankenhaus der nordirischen Stadt Newtownabbey waren zeitweise bis zu 50 Prozent aller behandelten Patienten positiv auf Covid-19 getestet. – Im ländlich geprägten französischen Dormans (3.000 Einwohner) hat die Corona-Pandemie längst nicht die Ausmaße erreicht wie in den französischen Metropolen. Im dortigen Gesundheitssystem gibt es eine Schweigepflicht, so dass die genauen Zahlen der Infizierten und Verstorbenen nicht bekannt sind. Allerdings war das 25 Kilometer entfernte Krankenhaus-Zentrum voll ausgelastet. Der Bürgermeister: „Es herrscht in unserer Stadt eine gewisse Katerstimmung.“ – Die nicaraguanische Gesundheitsbehörde hat den russischen Impfstoff Sputnik V zugelassen, der in Waslala zurzeit geimpft wird. Das Corona Problem wird klein geredet. Beispielsweise wurden 14 Mitarbeiter des Krankenhauses entlassen, weil sie sich weigerten, die Anweisungen des Gesundheitsministeriums zu befolgen und beispielsweise keine Masken trugen. Es gibt auch zahlreiche Seminare über das Händewaschen. Mund- und Nasenbedeckungen wurden ab Mitte Januar in einem Hotel in Waslala angeboten. Alkohol-Gel wird ausgegeben, um Busse, und Taxis zu reinigen, sowie Desinfektionsmittel, um Hauptstraßen, den städtischen Markt, öffentliche Schulen und die Gesundheitszentren zu besprühen. – Der Inzidenzwert geht auch in der sächsischen Partnerstadt Hainichen zurück. Mitte Februar 2021 betrug der Inzidenzwert das November-Niveau 2020. Ende des letzten Jahres hatte Hainichen (8.500 Einwohner) allerdings mit 1039 Infizierten auch mal vierstellige Werte und 43 Corona-Verstorbene.
2022: Dorstens Politiker wollen die Städtepartnerschaften neu beleben
Acht Partnerstädte hat Dorsten, doch besonders eng ist der Kontakt in vielen dieser Partnerschaften nicht (mehr). Der Stadtrat will daher „ein Zeichen setzen“. SPD, CDU und FDP haben Ende 2022 die Initiative ergriffen, um die Städtepartnerschaften neu zu beleben. Bezeichnend für das Desinteresse an aktiven Städtepartnerschaften ist auch die Stadtverwaltung selbst. Im Rathaus gibt es für Städtepartnerschaften und Schüleraustausch nur eine halbe Stelle. Mehr Personal zur Verfügung zu stellen, erscheint angesichts der jüngsten Haushaltsmisere eher unwahrscheinlich. „Die Zeit ist reif, Zeichen zu setzen für mehr Völkerverständigung“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag, der im Stadtrat mit großer Mehrheit im Oktober 2022 verabschiedet wurde. Das Parteien-Trio betonte zwar, dass Städtepartnerschaften „auf bürgerschaftlicher Ebene funktionieren müssen“, die Politik will sich aber bei der Bestandsaufnahme aktiv einbringen. So soll es einen Workshop mit den Freundeskreisen und interessierten Bürgern geben, um Probleme zu besprechen und eine „Verstetigung zu erreichen“. Ob es danach weitere Workshops, womöglich für jede Partnerstadt gibt, blieb zunächst offen. Die Grünen hatten dies gewünscht.
Siehe auch:
Crawley
Deutsch-Franz. Gesellschaft
Dormans
Ernée
Europaflagge
Hainichen
Hainichen / Brigadebuch
Hod Hasharon (I)
Hod Hasharon trauert / Okt. 2023
Newtownabbey
Queen Elizabeth II.
Rybnik
Sixtus, Albert
Städtepartnerschaftsbrunnen
Strötzel, Karlheinz
Tom Peeling Ditsch
Waslala / Nicaragua
Waslala-Roman