Zeugnisse des Industriezeitalters entdecken, fördern und erlebbar machen
Mit der Stiftung „Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur“ wurde im Jahre 1995 ein Instrument zur Bewältigung des Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen geschaffen. Sie ist bundesweit die einzige Stiftung, die sich für den Erhalt von hochrangigen Industriedenkmalen einsetzt, mit dem Ziel, diese vor dem Abriss zu bewahren, zu sichern, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie einer neuen, denkmalgerechten Nutzung zuzuführen. Die Stiftung übernimmt Industriedenkmale in ihr Eigentum und gibt Impulse, die Relikte des Industriezeitalters in Konzepte der Stadtentwicklung und Landschaftsplanung, des Denkmalschutzes, der Wirtschaft und des Tourismus einzubinden. Die Öffentlichkeit in NRW und insbesondere Unternehmen, Eigentümer von Industriedenkmalen sowie die Städte und Gemeinden, Verbände und Wirtschaftsvereinigungen sind aufgerufen, die Arbeit der Stiftung durch Zustiftung, Spenden und tätige Mithilfe in Fördervereinen zu unterstützen. Mittlerweile zählen neben der RAG AG weitere Unternehmen wie Thyssen Krupp Federn AG und RWE Power AG zu den Stiftern und an vielen Standorten in NRW unterstützen Fördervereine die Arbeit der Stiftung vor Ort und tragen mit ihrem regen ehrenamtlichen Engagement zur Belebung und Vermittlung der Denkmalstandorte bei.
Zechen, Hammerwerk, Kokerei, Pumpenspeicherkraftwerk, Fördergerüst
Mittlerweile gehören Industriedenkmale an 14 Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt eines historischen Pumpspeicherkraftwerks und ein Osemund-Hammerwerk als technikgeschichtliches Zeugnis. Zu den Industriestandorten der Stiftung gehören neben der früheren Zeche Fürst Leopold in Dorsten-Hervest noch die Ex-Zechen Zweckel in Marl, Sterkrade in Sterkrade, Sophia-Jacoba in Hückelhoven-Ratheim, Schlägel & Eisen in Herten, Radbod in Hamm, Consolidation in Gelsenkirchen, Prosper in Bottrop, Monopol in Kamen, Gneisenau und Hansa in Dortmund sowie die Kokerei Hansa in Dortmund, das Koepchenwerk des Pumpenspeicherwerks in Herdecke und das Ahe-Hammer-Gebäude der Hammerschmiede in Herscheid.
Die Zeche als Denkmal und erlebnisreicher Entdeckungsort
Aufgrund ihrer immensen historischen und gesellschaftlichen Bedeutung erfolgte im Jahr 2004 die Eintragung der Zechenanlage Fürst Leopold in Dorsten in die Denkmalliste der Stadt. Die Stiftung Industriedenkmalpflege kümmert sich seit 2011 um das Fördermaschinenhaus und übernahm vier Jahre darauf das Fördergerüst in ihr Eigentum. Heute fördert die Zeche Fürst Leopold keine Kohle mehr, aber etwas ganz Besonderes: die Neugier und das Wissen der Menschen. Die Anlage ist ein lebendiger Ort der Begegnung, Erfahrung und des außerschulischen Lernens. So arbeitet der Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte e.V. eng mit der Stiftung Industriedenkmalpflege zusammen und bietet ganzjährig industriehistorische und stadtteilbezogene Führungen sowie Veranstaltungen an. Der Verein nutzt zudem das erhaltene Doppelförder-Maschinenhaus und gewährt dort faszinierende Einsichten, sogar standesamtliche Trauungen sind hier möglich.
Siehe auch: Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte
Siehe auch: Zechengelände-Revitalisierung
Siehe auch: Zeche – Saniertes Fördergerüst
Siehe auch: Zeche Fürst Leopold (Artikelübersicht)