Kauffrau entdeckte ihre Leidenschaft, Lyrik zu schreiben
Geboren in Bayreuth; Industriekauffrau und Schriftstellerin. – Sie lebt seit 1969 in Dorsten und legte 2009 im Verlag mit Lyrik „Zweite Wahrnehmung“ im Engelsdorfer Verlag. Ein Jahr später erfolgte im gleichen Verlag eine weitere Veröffentlichung mit der Gedichtsammlung „Herzen schlagen allezeit“ und ein dritter Band mit Kurzgeschichten ist in Arbeit (Stand 2011). Die grafische Gestalt hatte jedes Mal ihr Sohn Matthias übernommen. Wie in vielen Biografien von schreibenden Frauen bemerkenswert zu lesen ist, dichtet auch Annerose Scheidig seit ihrer Kindheit. Ab 1992 erfolgten die ersten Veröffentlichungen von Kurzprosa und Lyrik in verschiedenen Zeitungen und Kalendern sowie beim Bürgerfunk „Radio Vest“, wo sie seit 2005 auch als Moderatorin mitwirkt. Sie ist Mitglied im Literarischen Arbeitskreis Dorsten (LAD) und das Theaterspiel der „Kleinen Bühne ’74“ ist seit dem Jahr 2000 mit ihrem Namen verbunden. Ende des Jahres 2016 erschien von ihr ein neues Buch. Mit einer Mischung aus Gedichten und Prosatexten befasst sich die Autorin unter dem Titel „Wo wären wir geblieben“ mit Luther und der Reformation. Sie stellt Fragen und gibt Antworten über den Glauben und Nichtglauben. Annerose Scheidig bietet das 164 Seiten umfassende Buch über das Internet (amazon) an.
Zu später Stunde
Ich spanne aus im Tagestraum,
die Autobahn, die hör ich kaum.
Genieße voller Freud den Wald,
dann Abendbrot und Willibald.Doch dann surrt sacht das Telefon.
„Bin gleich zurück“, mein sanfter Ton.
Ich eile, weil ich wissen will …
Erschreckt steht bald mein Atem still.Da höre ich zu später Stund,
es sei ein wahrhaft wicht’ger Grund,
die Taste EINS doch schnell zu drücken,
sonst kann der Tipp mich nicht beglücken?!Gewonnen hätte ich zwar schon!,
ein Zeichen kommt – ein freier Ton.
Dann kann ich alles dort abrufen,
nicht lange denken, gleich versuchen.Und plötzlich steigt empor in mir,
das altbekannte Würgetier,
will zischen durch die Leitung schnell,
mit Würgegriff – Protest – Appell.Weil wieder mal, ich fass es kaum,
gestohlen wird hier Zeit und Raum.
Und fiel ich rein, als Tipper-Held,
auch noch mein schwer verdientes Geld!Es würgt, es tobt, es kämpft in mir,
das altbekannte Würgetier –
Bis Willibald geschickt, galant,
den Hörer nimmt aus meiner Hand.