Corona-Satire, misslungen

Auch der Recklinghäuser Schauspieler Martin Brambach kritisierte ironisch

Über 50 Schauspieler kritisierten satirisch die Regierungsmaßnahmen, was die AfD erfreute

Mehr als 50 Film- und Fernsehschauspieler verabredeten sich Ende April 2021 zu einer gemeinsamen satirischen Protestaktion gegen die Corona-Politik der Bundesregierung. Erfunden hat dies alles der Berliner Regisseur Dietrich Brüggemann, bekannt für eine Kino-Nazikomödie, die üblichen Sonntagabendkrimis  und seinen Einsatz als Maßnahmenkritiker in Sozialen Netzwerken. Verantwortlich für die Bekenntnisschwemme  zeichnete sein Kollege, der Münchner Werbefilmmacher Bernd K. Wunder, der sich auf Instagram für den Begriff „Coronanazi“ starkmacht. Mit bösem Sarkasmus „lobten“ alle Künstler und Künstlerinnen die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie und die angeblich ihr ergebene Presse. Mit beißender Ironie stellen sich die Schauspieler damit gegen die Corona-Maßnahmen und wollten alle wachrütteln, die diese nicht hinterfragen. Gesendet wurden die meist satirisch gehaltenen Kritiken der Schauspieler/innen auf der Internet-Plattform YouTube am Donnerstagabend (22. April) unter dem Hashtag-Titel „allesdichtmachen“. Daraufhin hagelte es deutschlandweit harsche und berechtigte Kritik an diesen von der Kamera aufgezeichneten  Redebeiträgen der Schauspieler – darunter Namen, die Millionen aus dem Fernsehen kennen wie Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur, Nina Proll, Richie Müller, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts, Martin Brambach. Heftige Proteste hagelte es deshalb, weil das Thema, die Pandemie, ein sehr ernsthaftes Problem für alle Menschen ist – mit bislang deutschlandweit 80.800 Toten 3,2 Millionen Infizierten. Hingegen lobten AfD- und „Querdenker“-Fans sowie andere die Aktion und machten damit für ihre eigene Kritik Reklame. Inzwischen sind alle Beiträge wieder gelöscht worden, anfänglich von einigen Schauspielern selbst, die sich auch für ihr Fehlverhalten entschuldigten, dann von den Machern der misslungenen Aktion selbst.

Martin Brambach und seine Frau löschten ihre ironischen Beiträge

Zu den 50 Kritikern der Pandemie-Verordnungen und Gesetze gehörte auch das Recklinghäuser Schauspieler-Ehepaar Christine Sommer und Martin Brambach (Foto), die zwei Video-Statements veröffentlichten. Tatort-Kommissar Brambach ist ein Halbbruder des Münsteraner Schauspielers Jan Josef Liefers, der ebenfalls zu den zynischen Kritikern gehörte. Christine Sommer und Martin Brambach erzählten in ihrem Kurzfilm von ihrer neuen Strategie gegen das Virus. Um nur saubere Luft zu atmen, gingen sie immer zum Einatmen ins Schlafzimmer und zum Ausatmen ins Wohnzimmer. Statt egoistisch und undiszipliniert zu sein, sollten sich andere Menschen daran ein Beispiel nehmen, meinten sie. Brambach zu seinen Zuschauern: „„Ich bin Schauspieler und habe im letzten Jahr angefangen, solidarisch mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen. Ich bin ein eher unsicherer Mensch und brauche klare Regeln und es tut mir gut, wenn ich andere darauf hinweisen kann, was sie falsch machen.“ Es war wohl er selbst, der mit seiner die Corona-Toten verhöhnenden Ansprache etwas falsch gemacht hat. Auf Nachfrage der „Ruhr Nachrichten“ (DZ) verwies der Recklinghäuser Martin Brambach auf das offizielle Statement der Schauspieler-Aktionsgruppe. „Nur so viel: Ich bin weder ein Coronaleugner noch Querdenker und schon gar kein Anhänger der AfD und halte mich sehr wohl an alle Maßnahmen. Aber mit der mittlerweile überall anzutreffenden Aggression von Menschen gegen andere Menschen in alle Richtungen habe ich ein Riesenproblem. Das macht mir Angst und spaltet die Gesellschaft.“


Quellen: Gerd Roth und Julia Kilian sowie tib in DZ vom 24. April 2021 (auch Foto). – Süddeutsche Zeitung vom 24./25. April 2021. – Redaktion Netzwerk Deutschland (Aufruf 2021)

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