Seine Theologie war verknüpft mit einem philosophischen Fundament
1932 in Dorsten bis 2013 in München; römisch-katholischer Theologe mit stetem Blick auf die Gesellschaft und Politik. – Er besuchte das Gymnasium Petrinum in Dorsten, wechselte dann zum Gymnasium Paulinum in Münster, als seine Eltern dorthin verzogen waren. Sein Vater, Georg Feil sen., wollte eigentlich Geistlicher werden, doch er wurde Lehrer und leitete von 1932 bis 1945 das Gymnasium Petrinum in Dorsten. Zudem war er nachgewiesener Nationalsozialist und ließ die Schüler im Sinne des Nationalsozialismus erziehen, ebenfalls nachgewiesen. Daher durfte er ab 1945 den Beruf des Lehrers und Schulleiters nicht mehr ausüben, obgleich er bis 1948 formal noch Leiter des Gymnasium war (siehe erklärenden Nachsatz unten). Sein Sohn Ernst, eins seiner sechs Kinder, von dem hier die Rede ist, wurde Geistlicher und machte als solcher eine bemerkenswerte Karriere.
Dr. Ernst Feil gehörte bald zu den Pionieren der Bonhoeffer-Forschung.
Nach dem Abitur 1952 am Paulinum in Münster studierte Ernst Feil römisch-katholische Theologie, Gräzistik und Philosophie in Münster, Innsbruck und München (auch bei Karl Rahner). Nach dem ersten und zweiten Staatsexamen und dem Referendariat für das Lehramt an Gymnasien war Feil Studienassessor in Recklinghausen. 1962 wurde er Wissenschaftlicher Assistent bei Johann Baptist Metz am Fundamentaltheologischen Seminar der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Hier wurde er 1970 mit einer Arbeit über das Weltverständnis Dietrich Bonhoeffers zum Dr. theol. promoviert. Die Beschäftigung mit der Theologie und der Person Bonhoeffers hat ihn sein Leben lang nicht mehr losgelassen und so zählte Dr. Ernst Feil bald zu den Pionieren der Bonhoeffer-Forschung. Von 1971 bis 1975 war er ordentlicher Professor für Katholische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Ruhr in Dortmund. 1975 wurde er dann nach München berufen. In der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft gehörte Ernst Feil dem Vorstand an. 1975 bis 2000 lehrte er an der Pädagogischen Hochschule zu Pasing und an der Katholisch-Theologische Hochschule der Ludwig-Maximilian-Universität München Systematische Theologie und Religionslehre. Im Jahr 2000 wurde er emeritiert. Sein Hauptwerk sind die vier Bände zu „Religio“ (herausgegeben zwischen 1986 und 2007); es klärt systematisch die unterschiedlichen Positionen der historischen Entwicklung einer zentralen Dimension menschlichen Seins. Er war ein klar denkender, systematisch und präzise forschender Theologe mit Weitblick und Sinn für die Fragen der Gegenwart. Seine Theologie war verknüpft mit einem philosophisch tragenden Fundament.
Führendes Mitglied im Bund Neudeutschland
Seit 1950 war Ernst Feil Mitglied im Bund Neudeutschland, war auf Bundesebene von 1977 bis 1979 Leiter des ND-Männerings und Referent bei den Bundestagen seit 1974. Diese Zeit war für Ernst Feil schwierig. Damals wurde u. a. heftig darüber diskutiert, ob auch Frauen Mitglieder in diesem Männerring sein sollten, ob man den Bund nicht umbenennen müsste und ob der Bund eher als radikaler Aktionsverband in Kirche und Gesellschaft wirken oder mehr ein Verband eher spirituell orientierter Gruppen sein sollte. Die Diskussion darüber zwischen den meist konservativen und den wenigen fortschrittlichen Mitgliedern brachte kein Ergebnis für die Frauen. In der Münchener Region war Feil zudem zusammen mit seiner Frau Mechthild „Pate“ der Gruppe „Offener Westen“, Mitglied der Gruppe „Willi Graf“ und des „Germeringer Kreises“. Er gehörte auch zu den Unterzeichnern des Memorandums „Kirche 2011 – Ein notwendiger Aufbruch“. Zum 65. Geburtstag des Religionswissenschaftlers erschien 1997 im Kaiser-Verlag Gütersloh eine Würdigung von Karl Hohmann und Ilona Riedel-Spangenberger (Hrsg.): „Welt – Heuristik des Glaubens.“ – Das Foto (adamo) zeigt Ernst Feil bei einer theologischen Vorlesung zum Thema Bonhoeffer.
Ernst Feil war in Gilching mit Mechthild (geb. Kochs) verheiratet; sie haben zwei Töchter. Er starb 81-jährig im März 2013 in der Palliativstation der Barmherzigen Brüder in München an Lungenkrebs. Bestattet ist er auf dem Friedhof der alten Gilchinger Dorfkirche St. Vitus. Die Universität München würdigte ihn in Ihrem Nachruf als einen „ökumenischen und religionstheoretischen Brückenbauer.“
Werke (Auswahl)
„Religio“. Bände 1-4: Band 1: Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs vom Frühchristentum bis zur Reformation. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Band 36. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986.
Religio, Band 2: Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs zwischen Reformation und Rationalismus (ca. 1540-1620). Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Band 70. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997.
Religio, Band 3: Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Band 79. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, 2. durchges. Auflage 2012.
Religio, Band 4: Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte; Band 91. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, 2. durchges. Aufl. 2012.
„Die Theologie Dietrich Bonhoeffers: Hermeneutik – Christologie – Weltverständnis“, 1. Aufl. 1977, 5. erw. Auflage 2006. – „The Theology of Dietrich Bonhoeffer“, Philadelphia, Fortress Press, 1985. – „Die Theologie Dietrich Bonhoeffers”, Lit, Münster 2005 (Hrsg.), On the Concept of Religion, Global Publ., Binghamton 2000. – „Zivilcourage und demokratische Kultur“, Lit, Münster 2002 – „Streitfall Religion“, Lit, Münster 2000.
Exkurs:
Der Sohn Ernst über seinen Vater Georg Feil: „Kein richtiger Nazi“
Prof. Dr. Ernst Feil besuchte 2001 seine Geburtsstadt Dorsten. Dr. Josef Ulfkotte, Lehrer am Gymnasium Petrinum und Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Dorsten, lud ihn zu einem Vortrag über seinen Vater in das Alte Rathaus ein. Der Vater war von 1932 bis 1945 Leiter des Gymnasium Petrum. Anlass dazu war eine Veröffentlichungen von Sr. Johanna Eichmann in der Buchreihe „Dorsten unterm Hakenkreuz“ mit dem Titel „Heldisch für den sauberen deutschen Menschen kämpfen – Lehrer als ideologische Vordenker der Partei“ In diesen wurde anhand von Akten festgestellt, wie stark das NSDAP-Mitglied Georg Feil als Lehrer und Schulleiter in den Nationalsozialismus verstrickt gewesen war. Entgegen der nach Aktenlage dokumentierten Ergebnisse in „Dorsten unterm Hakenkreuz“, dass Georg Feil Nationalsozialist gewesen war, kam der Sohn Ernst Feil zu dem Ergebnis, dass sein Vater kein solcher Nationalsozialist gewesen sei. Nach dem Vortrag Feils titelten die Lokalzeitungen: „Ein richtiger Nazi war Georg Feil wohl nicht“ (WAZ vom 20. März 2001).
Über den NS-Bürgermeister Josef Gronover, nachgewiesen ein strammer Nationalsozialist, mit dem sein Vater als Schulleiter zu tun hatte, schrieb Ernst Feil in der „Vestischen Zeitschrift“ (1998/99), dass er „… im Grunde kein Nationalsozialist war, sicher aber so tun musste, als ob er einer sei…“ Mit dieser Aussage hatte er sicherlich auch seinen Vater verstanden, über den er mit wissenschaftlichem Duktus in der genannten Vestischen Zeitschrift auf 49 Seiten versuchte, seinen Vater als einen Nationalsozialisten darzustellen, der eigentlich keiner war und nur so tat, als ob er einer wäre. Mag sein. Doch solche Leute haben als Nationalsozalisten das nationalsozialistische Regime mitgetragen und gefestigt – in den Städten, den Kreisen, der Partei, in den Schulen, in den Ministerien und wo auch immer.
Siehe auch: Georg Feil sen.
Siehe auch: Georg Feil jun.
Siehe auch: Fritz Sagemüller
Siehe auch: Josef Gronover