Schneider, Hans-Udo

Sozialpfarrer wollte 2009 Dorstens Bürgermeister werden

Geboren 1946 in Siegen; Industrie- und Sozialpfarrer. – Der gebürtige Siegerländer war verheiratet mit Angela Schneider, SPD-Ratsfrau, die 1984 mit ihrer Tochter Katja tödlich verunglückte. Inzwischen ist Dr. Udo Schneider wiederverheiratet. Er studierte mit Hans-Udo Schneider Unterbrechungen an den Universitäten Mainz, Düsseldorf und Bremen Psychologie, Behindertenpädagogik und Theologie. Von 1993 bis zu seinem Ruhestand 2011 war der Pfarrer Leiter des Industrie- und Sozialpfarramts des Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Als approbierter Psychotherapeut ist er sowohl seelsorgerisch als auch psychologisch und therapeutisch tätig. Daneben engagiert er sich in zahlreichen Verbänden, Vereinen und Gesellschaften. Seit 2002 ist Hans-Udo Schneider Vorsitzender des Verbandes der Evangelischen Kirchengemeinden in Dorsten (eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts, Träger von sechs Kindertagesstätten, fünf offenen Ganztagsschulen, zwei Jugendeinrichtungen, einer Familienbildungsstätte, einer heilpädagogische Einrichtung, zwei Beratungsstellen mit  insgesamt 120 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen). Bei der Kommunalwahl 2009 stellten SPD und Grüne Dr. Hans-Udo Schneider als Bürgermeisterkandidat gegen den amtierenden Bürgermeister Lambert Lütkenhorst (CDU) auf, der im Amt bestätigt wurde.

Sozialpfarrer prangern Abkehr der Kirche vom Menschen an

Zusammen mit drei weiteren Autoren und ehemaligen kirchlichen Sozialpfarrern und Sozialreferenten, Wolfgang Belitz, Jürgen Klute und Walter Wendt-Kleinberg, hat Schneider 2018 eine kritische Analyse zum Aufstieg und Niedergang kirchlicher Industrie- und Sozialarbeit verfasst. „Jenseits der Gerechtigkeit“ heißt der Titel des Buches, das analytisch, schonungslos und offen die Anpassung der Evangelischen Kirche an den neoliberalen Zeitgeist anprangert. Usu Schneider: „Die neoliberale Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft hat in den 1980er-Jahren begonnen und dazu geführt, dass der Markt in alle gesellschaftlichen Bereiche Einzug gehalten hat. Die Kirchen machen die neoliberale Wende mit, indem sie Alte, Kranke, Behinderte zu Kunden abgestempelt hat. Hilfe und Zuwendung gibt es mehr und mehr in Abhängigkeit vom Geldbeutel des Einzelnen“, sagt Hans-Udo Schneider in der „Dorstener Zeitung“ und fordert eine Umkehr und eine Rückbesinnung der Evangelischen Kirche auf den „Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt“ (KDA). Der KDA sei über 50 Jahre „Stimme der Arbeit“ in der Evangelischen Kirche von Westfalen und anderen Landeskirchen gewesen. „Kirche darf die Fehler des 19. und 20. Jahrhunderts nicht wiederholen und mit dem Blick von oben auf ‚Die da unten‘ schauen. Sie muss solidarisch sein, mit denen, die Not leiden“, fordern die Autoren des Buches. Die Autoren des Buches bilden seit bald 20 Jahren den Arbeitskreis westfälischer Sozialpfarrer und Sozialreferenten und haben große Teile ihres Berufslebens im Kirchlichen Dienst der Arbeitswelt (KDA) gearbeitet. – „Jenseits der Gerechtigkeit – Kirche in Zeiten wachsender Ungleichheit“ ist im LIT Verlag erschienen, ISBN: 978-3-643-13697-8, Preis 24,90 Euro. Das Buch ist auch als E-Book erhältlich, Preis: 19,90 Euro www.lit-verlag.de

Schneider prangert die „Dienstgemeinschaft“ an: nationalsozialistisch

Mehrere Sozialpfarrer und Sozialwissenschaftler, darunter der ehemalige Dorstener Sozialpfarrer Dr. Hans-Udo Schneider, fordern, den in den Kirchen benutzten Begriff „Dienstgemeinschaft“ abzuschaffen. Dieses Wort, das unter anderem im kirchlichen Arbeitsrecht verwendet wird, sei „kein theologischer Begriff, sondern stamme aus der antigewerkschaftlichen Arbeitsgesetzgebung der Nationalsozialisten“, schreiben die Theologen und Wissenschaftler in einer Eingabe an die Evangelische Kirche von Westfalen. In dem Papier fordern die Verfasser die Landeskirche auf, den Begriff „Dienstgemeinschaft“ in Kirche und Diakonie aufzugeben und aus allen einschlägigen Gesetzen, Verlautbarungen und offiziellen Äußerungen in Kirche und Diakonie zu entfernen. Ihren Forschungen zufolge sei das Wort „Dienstgemeinschaft“ eine Neukonstruktion des Nationalsozialismus gewesen mit einem exklusiven Ursprung im nationalsozialistischen Arbeitsrecht, schreiben die ehemaligen Sozialpfarrer Wolfgang Belitz, Jürgen Klute und Hans-Udo Schneider sowie der Sozialwissenschaftler Walter Wendt-Kleinberg.

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