Aufenthalt und Durchzüge auf Schermbecker, Hünxer und Dorstener Gebiet
Der Wolf – ein Tier mit Imageproblemen. Wenn ein Tier ein Imageproblem hat, dann ist es der Wolf. Entweder ist er ein idealistisches Symbol der Freiheit oder ein böses Raubtier. Beide Extreme stimmen nicht. Ein Wolf ist kein aggressives Alphatier, sondern ein Familientier. Mittlerweile leben über 1000 Wölfe in Deutschland. Das entspricht 160 Rudel und viele Einzelgängern. Ein Rudel braucht ungefähr ein Gebiet von 200 Quadratkilometern – wenn genug Beute vorhanden ist. Auf dem Speiseplan steht nicht etwa das Rotkäppchen, sondern Reh, Rotwild und auch mal ein Kaninchen. Ein Wolf braucht ungefähr ein Reh pro Woche. Das Schlimmste, was diesem Wolf passieren kann, ist, dass er vom Menschen angefüttert wird. Dann verliert er die Scheu, was für unser Miteinander gefährlich ist.
Wolf lief 1190 Kilometer – weltweit die längste Wolf-Wanderung. Auf vier Pfoten durch die weite Welt: Forscher haben mithilfe von Genanalysen die nach eigenen Angaben längste weltweit dokumentierte Wanderung eines Wolfs nachgewiesen. Der in Deutschland geborene „Canis Iupus“ soll 1190 Kilometer zurückgelegt und bis nach Spanien gewandert sein, wie das Zentrum für Wildtiergenetik am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Montag mitteilte. Dabei hat das männliche Tier den Wissenschaftlern zufolge drei Länder durchquert. Er soll von seinem Geburtsort in Niedersachsen quer durch Frankreich bis in die katalanischen Pyrenäen gekommen sein. Dort ist der Wolf den Angaben nach zuletzt im Februar 2023 in einem Dorf gesichtet worden. Einzig die Zusammenarbeit dreier Labore in Deutschland, Frankreich und Spanien hat es laut Carsten Nowak, Leiter des Zentrums für Wildtiergenetik, möglich gemacht, diese Ausbreitungsbewegung zu dokumentieren (dpa).
Verwaltungsgericht verbot 2024 den Abschuss von Wölfin Gloria. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf gab am 17. Januar 2024 drei Eilanträgen von Umweltverbänden statt, die gegen eine Allgemeinverfügung des Kreises Wesel vorgegangen waren. Damit war der Abschuss, für den der Kreis Wesel eine Ausnahmegenehmigung bis zum 15. Februar 2024 erlassen hatte, nicht erlaubt. Der Kreis habe nicht ausreichend dargelegt, dass durch „Gloria“ ein erstzunehmender landwirtschaftlicher Schaden drohe, so das Gericht. Das Gericht habe auf Basis der vorliegenden Daten auch keine Verhaltensänderung der Wölfin erkennen können, die eine solche Schadensprognose rechtfertigen könnte. Der Kreis und das Umweltministerium hatten gemeinsam die Allgemeinverfügung, die rund 30 Seiten umfasste, vorbereitet. Darin wurde als Grund für die jetzige Verfügung genannt, dass die Wölfin im Oktober 2023 mehrere Male kurz hintereinander an selber Stelle einen wolfsabweisenden Zaun überwunden hatte, der den empfohlenen Herdenschutz darstellt. Dass die Wölfin den empfohlenen Herdenschutz überwinden kann, sei keine neue Erkenntnis, so das Gericht im Gegensatz dazu. Nach den vorgelegten Unterlagen habe sich „Gloria“ nicht auf das Jagen von Weidetieren spezialisiert. Gegen die Entscheidungen kann der Kreis noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Münster einlegen. Nach dem Eilverfahren steht dann noch das sogenannte Hauptsacheverfahren an. Am 15. Februar beginnt die Reproduktionszeit der Wölfe. Dann wäre die Abschuss-Verfügung ohnehin wieder außer Kraft getreten (Quellen: dpa 17. Jan. 2024. – ber in DZ vom 18. Jan. 2023).
Weniger Schutz für Wölfe. Die EU-Kommission will den Status der Raubtiere senken. Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern. Der Status des Wolfes wird dann von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgesenkt, teilte die Brüsseler Behörde Mitte Dezember 2023 mit. Dies würde erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte zu dem Vorstoß, die Rückkehr des Wolfs sei eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen Regionen sei inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung. Eine gleichzeitig veröffentlichte Analyse zeige, dass die Wolfspopulationen in den letzten 20 Jahren erheblich zugenommen haben und immer größere Gebiete besiedeln (dpa).
Wölfe sollen wieder geschossen werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke will schnellere Abschüsse von Wölfen erleichtern, um Schafe und andere Weidetiere zu schützen. Dies solle in bestimmten Regionen möglich werden, wenn ein Wolf ein Weidetier gerissen und Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden hat, wie die Grünen-Politikerin Ende Oktober 2023 in Berlin sagte. Dann solle per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang auf den Wolf geschossen werden dürfen, ohne dass wie bisher erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müsse. Dieser Weg sei praktikabel und unkompliziert ohne nationale oder europäische Gesetzesänderungen umsetzbar (dpa).
Wolfsangriff: Vier tote Schafe in Schermbecker Herde. Seit drei Wochen stand die Herde von Benedikt Hüttemann auf einer Weide in Schermbeck. In der Nacht zum 24. Oktober 2023 wurden drei Tiere durch einen Kehlbiss getötet. Ein weiteres musste ein Tierarzt am Dienstagmorgen wegen großer Verletzungen einschläfern. Diskussion um Abschuss der Wölfe: 13 Schafe wurden Anfang September noch in Kirchhellen durch die Wölfin „Gloria“ gerissen. Auch in Schermbeck gab es am 27. und 30. September sowie am 2. Oktober noch gerissene Schafe. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) fordert eine schnelle Ausnahmegenehmigung, die den Abschuss der Wölfe ermöglicht. Die NABU-Vorsitzenden in Borken, Wesel und Bottrop stehen dem Vorschlag skeptisch gegenüber und verweisen auf mangelnden Herdenschutz.
Die Attacke auf eine 30-köpfige Schafherde im September in Kirchhellen wurde genetisch aufgeklärt. Es war wieder die Wölfin „Gloria“. Bei diesem Übergriff auf eine 30-köpfige Herde wurden sieben Schafe tot aufgefunden. Weitere Tiere mussten eingeschläfert werden. Mit der Aufklärung des Risses dürften auch die Diskussionen um das Schermbecker Rudel und insbesondere Wölfin Gloria wieder entflammen. Denn laut Bürgerforum war die Weide mit einem Elektro-Zaun (1,18 bis 1,22 Meter hoch) gesichert, der zudem gegen Untergrabung gesichert gewesen sein soll. – Der letzte Nutztierfall, der sicher einem Schermbecker Rudelmitglied zugeschrieben werden konnte, stammte von Mitte März 2023.
Ein Wolf tötete Erwin Biedermanns Wanderherde Schafe. Entsetzt war Wanderschäfer Erwin Biedermann nach der Attacke auf seine Schafe in Dorsten-Rhade. Nun steht fest, welcher Wolf seine Tiere tötete. Als „Bild des Grauens“ beschrieb der 70-jährige Wanderschäfer Erwin Biedermann, was er am 16. Februar 2023 morgens in Dorsten-Rhade vorfand. Zum ersten Mal in seinen 50 Jahren als Schäfer wurden Tiere seiner rund 370 Tiere starken Herde gerissen. Viele waren geflüchtet und mussten in der Nachbarschaft zusammengesucht werden. Nach genetischer Untersuchung durch das Senckenberg-Institut stand fest, dass es ein Wolf war. Dessen Bilanz: Zwei Alttiere tot, sechs Lämmer tot, zwei Lämmer verletzt und später euthanasiert, ein Lamm verletzt, zwei Lämmer und zwei Alttiere nachträglich tot aufgefunden, zwei Verlammungen (jeweils Zwillinge). Mit „Verlammungen“ sind Fehlgeburten gemeint, die der Schäfer auf den Stress durch die Wolfsattacke zurückführt. Diese Schafsrisse in Dorsten-Rhade waren die ersten im Dorstener Norden, das zwar zum Wolfsgebiet Schermbeck gehört – allerdings nicht zum sogenannten Streifgebiet des Rudels um Wölfin Gloria. Ob der Wolf GW2889m auch für die Schafsrisse in Erwin Biedermanns Herde am 19. März in Lembeck verantwortlich ist, muss erst noch die DNA-Analyse zeigen. An diesem Tag wurden 18 Tiere (3 Alttiere, 15 Lämmer) durch oder in Folge eines Angriffs getötet, ein Lamm wurde verletzt. Zwischen den beiden „Tatorten“ liegt die A 31. Für Wölfe ist diese eine Riesenbarriere. Ein Blick auf das Schermbecker Rudel bestätigt dies: Dort dauerte es einige Zeit, bis die Wölfe jenseits der A 31 und A 3 nachgewiesen werden konnten. Ein Nachkomme Glorias wurde Anfang Dezember auf der A 31 überfahren (Quelle: ber in DZ vom 5. April 2023).
DZ-Leser Christian F. aus Dorsten schrieb einen Leserbrief (11. April 2023). Schweden in Sachen Wolf. „Wir brauchen für Deutschland ein regionales angepasstes Wolfsmanagement nach schwedischem Vorbild! Schweden hat eine Fläche von ca. 450.000 km2 und eine Bevölkerung von ca. 10 Millionen Menschen. Schweden ist damit ungefähr um 25 Prozent größer als Deutschland, hat aber nur etwa 12 Prozent der Bevölkerung. Die Anzahl der Wölfe in Schweden beträgt 300 Stück, in Deutschland haben wir mehr als 3500 Wölfe. Der ertragbare Erhaltungszustand ist schon längst erreicht. Das Bundesumweltministerium muss die genaue Anzahl der Wölfe nach Brüssel melden und ein Wolfsmanagementplan vorlegen. Schon heute ist die Entnahme auffälliger Wölfe im Bundesnaturschutzgesetz gemäß Paragraph 45 Absatz 7 erlaubt!“
Mutmaßliche Wolfsattacke: Weitere Verluste für den Schäfer. Nach der mutmaßlichen Wolfsattacke auf die Schafherde von Erwin Biedermann Mitte Februar 2023 in Rhade hat sich die Zahl der Opfer weiter erhöht. Zehn Lämmer und zwei Schafe sind in der Nacht zum 16. Februar 2023 in Rhade gerissen worden. Ein Schock für Schäfer Erwin Biedermann (70), der seinen Beruf seit über 50 Jahren ausübt. Weitere vier verletzte Lämmer mussten seitdem eingeschläfert werden. Ob es wirklich ein Wolf war, oder womöglich mehrere, wird erst die DNA-Analyse des Senckenberg-Instituts zeigen. Ende Februar will der Schäfer mit seiner Herde weiterziehen. Mittlerweile hat er zwei Herdenschutzhunde in Rhade stationiert. Diese seien in der Nacht des Angriffs nicht dort gewesen, weil auch die Hunde Ruhephasen bräuchten und der Transport problematisch gewesen sei.
Das Land NRW zahlte für Wolfrisse bis lang 3,85 Millionen Euro. Insgesamt 3,85 Millionen Euro wurden vom Land bereits aus dem Naturschutzetat für Maßnahmen nach den „Richtlinien Wolf“ ausgegeben, also etwa für Entschädigung nach Rissen oder Herdenschutz. Dabei zeigt sich, dass seit dem Spitzenwert von 2020 mit 1,6 Millionen Euro der Finanzbedarf wieder sinkt. 2021 waren es 885.000 Euro, 2022 nur noch 426.000 Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für die Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer, die für Weidetierhalter kostenlos ist und das Land bereits mehr als 500.000 Euro kostete.
Im Jahr 2023 Sohn der Wölfin Gloria riss 71 Tiere in drei Wochen. 71 Tiere hat der Sohn der Wölfin Gloria innerhalb von drei Wochen gerissen. Was Nutztierrisse betrifft, ist es im Wolfsgebiet Schermbeck um das Rudel von Wölfin Gloria in diesem Herbst und Winter deutlich ruhiger als in den vergangenen Jahren. „GW2596m“, so die offizielle Bezeichnung für den Wolf, der 2021 geboren wurde, konnte per DNA-Probe zum ersten Mal bei einem Schafsriss in Bottrop-Kirchhellen am 29. September überführt werden. Am 8. November riss er ein Schaf in Dorsten. Außerhalb des Wolfsgebiets Schermbeck tötete der Jungwolf in Lüdinghausen-Seppenrade (Kreis Coesfeld) am 29. November fünf Schafe. Anschließend zog er nach Niedersachsen weiter. In der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in der Region Ostfriesland riss der Sohn Glorias am 22. Dezember 21 Schafe, elf wurden dabei verletzt. Im benachbarten Emden riss er einen Tag später zwei Ziegen. An Heiligabend tötete der Jungwolf einige Kilometer weiter in Aurich zwei Schafe, eines wurde verletzt. Und noch am selben Tag riss der Wolf fünf Schafe im selben Landkreis, zwei Tiere wurden als verschollen gemeldet. Rund 80 Kilometer (Luftlinie) wanderte der Sohn Glorias anschließend nach Süden und suchte die Gemeinde Löningen im Landkreis Cloppenburg heim. Am 5. Januar 2023 riss er 16 Schafe dort. Sechs Tage später, am 11. Januar, 25 Schafe. Macht insgesamt 71 gerissene Tiere in knapp drei Wochen, 12 verletzte und drei vermisste Schafe. – Dies sind alles Fälle, die durch DNA-Analyse eindeutig dem Sohn Glorias zugeordnet werden konnten, was bekanntermaßen aus technischen Gründen nicht bei jeder DNA-Probe gelingt. Gut möglich also, dass noch weitere Nutztier-Risse auf das Konto des Wolfs gehen.
Wolf riss 2022 vier Schafe – 30 Meter von Wohngebäude entfernt. Erneut hatte es einen mutmaßlichen Wolfsangriff in der Nähe eines Wohngebäudes gegeben. Vier tote Schafe beklagte der Schafhalter. Gefunden hatte er die toten Tiere am 10. Oktober 2022. Der Angriff ereignete sich zirka 30 Meter von einem Wohngebäude in Hünxe-Bruckhausen entfernt. Der Angriff begann laut „GahlenerBürgerForum2“ (GBF) vermutlich auf der vorderen, den Wohngebäuden nahen Weide. Dort befanden sich die älteren Schafe. Ein Schaf wurde gerissen. Die Herde flüchtete daraufhin auf die hintere Weide. Den trennenden Zaun rissen sie an einer Stelle nieder. Drei weitere Schafe starben bei dem Angriff, zwei davon waren tragend. Die Fraßmenge war mit zirka 10 bis 20 Kilogramm relativ gering. Mit einer Entschädigung kann der Schafshalter nicht rechnen. Die 1 bis 1,16 Meter hohe Einzäunung ist nicht elektrifiziert und entspricht nicht dem empfohlenen Wolfsschutz.
Zwei neue Wölfe am Niederrhein entdeckt – Bildung eines neuen Rudels möglich. Durch Kotspuren sind in Schermbeck bei Wesel zwei weitere Wölfe nachgewiesen worden. Die beiden Tiere – ein Männchen und ein Weibchen – stammten nicht von dem seit 2019 bekannten Schermbecker Wolfsrudel ab, teilte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) Ende August 2022 mit. Ob sich die beiden Wölfe in dem Gebiet fest ansiedeln und womöglich ein neues Rudel bilden, sei noch unklar, hieß es. Das bisherige Schermbecker Wolfsrudel mit mehreren Jungtieren sorgt seit längerer Zeit durch Attacken auf Nutztiere für Verunsicherung bei Schaf-, Ziegen- und Kleinpferdehaltern. Allein 2021 gab es NRW-weit nach früheren Angaben des Landesumweltministeriums rund 40 Angriffe von Wölfen auf Nutztiere, knapp die Hälfte davon durch das Wolfsrudel am Niederrhein.
August 2022: Zwei Schafe verendeten nach Attacke. Ein Schaf tot und eines so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste: Das ist die Bilanz eines mutmaßlichen Wolfangriffs in Hünxe-Bruckhausen. Gefunden wurden die Tiere laut der AG Wolf des Gahlener Bürgerforums am 20. August 2022 morgens auf einer Weide an der Dinslakener Straße in Hünxe-Bruckhausen. Das tote Kamerun-Schaf hatte nur 20 Meter von einem Wohngebäude entfernt gelegen – offenbar getötet durch einen Kehlbiss. Bei diesem hätten die hintere Hälfte und die Innereien komplett gefehlt. Das Schaf musste eingeschläfert werden. Bei einem weiteren Schaf war ein Hinterlauf angefressen und das Bauchfell aufgerissen. Auch es musste eingeschläfert werden. Für den Schafzüchter ist es jetzt das zweite Mal, dass seine Schafe angegriffen und getötet wurden. Das LANUV wurde informiert und entnahm Proben. Die Weide ist laut Bürgerforum mit flexiblem, 90 Zentimeter hohem, stromführenden Schafsgitter geschützt. Diese Einzäunung sei vom LANUV als ordnungsgemäßer Grundschutz zur Wolfsabwehr anerkannt worden. Aufgrund der Spuren ist davon auszugehen, dass mehrere Wölfe am Werk waren.
Gerissene Tiere der Flora-Welt: Ergebnis der Gen-Analyse liegt vor. Drei getötete Tiere wurden Mitte Juli 2022 an der FloraWelt vom Chef Tobias Hellerberg gefunden. Nun liegt das Ergebnis der Gen-Analyse vor. Zwei Mufflons und eine Ziege lagen tot im Gras. Ein Mufflon-Lamm war zur Hälfte aufgefressen. Schon da standen die Wölfe aus dem Wolfsgebiet Schermbeck im Verdacht. Wie immer in solchen Fällen wurden genetische Proben vom Senckenberg Institut untersucht: In den Proben wurde nicht nur der Haplotyp HW02 nachgewiesen, der für das Schermbecker Wolfsrudel charakteristisch ist, es gelang auch eine eindeutige Zuweisung, dass für die Risse Wölfin GW964f verantwortlich ist, die unter dem Namen „Gloria“ bekannt wurde. Zuvor waren bereits in zwei Fällen Gen-Spuren von Gloria in Kot- und Urinspuren in Hünxe nachgewiesen worden: am 8. und am 9. Juli 2022. Für Eckhard Vornbrock von der AG Wolf waren die Risse an der FloraWelt eine Besonderheit in der langen Vorgeschichte mit Wölfin Gloria: „Zum ersten Mal seit unseren Aufzeichnungen wurde erfolgreich ein Zaun untergraben und innerhalb des Geheges ein Wildzaun übersprungen.“ Der bezifferte Schaden: 3500 Euro.
Einen weiteren Wolfsnachweis meldet das LANUV nördlich von Reken. Dort wurde am 7. Mai 2022 gegen 18 Uhr ein Wolf beobachtet, der über ein Feld lief. Der Beobachtungsort wurde von einem Wolfsberater untersucht. Das Bildmaterial wurde vom LANUV und von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) geprüft. „Geschlecht, Identität und Verbleib des Wolfes sind nicht bekannt.“
Schaf in Kirchhellen gerissen. Auf einer Weide an der Münsterstraße in Bottrop-Kirchhellen war ein Schaf an einem frühen Morgen Mitte Februar 2022, etwa 85 Meter von einem Wohngebäude entfernt gefunden worden. Es hatte mit einer Herde von 10 Schafen auf der Weide gestanden. Ein Wolfsberater wurde informiert. Das Kamerun-Schaf wurde mit einem Kehlbiss gerissen und 10 Meter geschleift. Auf der Schleifspur waren Teile der Eingeweide verstreut. Die Hinterkeulen und der halbe Körper mit den Rippen, etwa 15 Kilo Fleisch, waren aufgefressen. Es wäre der erste Schafsriss im Wolfsgebiet Schermbeck östlich der Autobahn 31. Bislang hatten die Wölfe fast ausschließlich Nutztiere im Bereich zwischen den Autobahnen 3 und 31 gerissen.
In Kirchhellen-Holthausen wurde Mitte Januar 2022 ein Shetlandpony mit lebensgefährlichen Verletzungen aufgefunden. Die Anzeichen sprachen für eine blutige Begegnung mit einem Wolf. Das schwer verletzte Tier hatte Wunden an Kehle, Keulen und Flanken. Das weiteres Pferd war unverletzt. Die Tiere standen etwa 40 Meter entfernt vom Wohnhaus auf einer Weide, geschützt von einem üblichen Weidezaun für Ponys, teilweise elektrifiziert. Nach der Erstversorgung durch einen Tierarzt wurde das Pony zur weiteren Behandlung in eine Tierklinik gebracht. Dort diagnostizierte eine Ärztin die lebensgefährlichen Verletzungen. Die gesicherten DNA-Proben werden beim LANUV untersucht. Dann wird man genau wissen, ob ein Wolf das Pony angegriffen hat. Bürgerforum und Veterinär gehen aufgrund der Bisswunden und der vorhandenen Wolfsfährten davon aus.
NRW will Wolfsabschüsse regeln – 40 Attacken auf Nutztiere gab es 2021. Da sich in dem niederrheinischen Wolfsgebiet bei Wesel-Schermbeck in jüngster Zeit Wolfsattacken auf Ponys gehäuft haben, werden dort ab 2022 Schutzzäune auch für Fohlen, Ponys und Jungpferde finanziell gefördert, so das Landwirtschaftsministerium im Dezember 2021. Außerdem sollen Herdenschutzanträge künftig von der Landwirtschaftskammer NRW bearbeitet werden, um die Verfahren zu straffen. 2021 seien Weidetierhalter NRW-weit bereits mit 1,5 Millionen Euro für Schutzzäune und Hütehunde unterstützt worden. 2022 seien weitere Mittel geplant – nach früheren Angaben des Ministeriums allein bis zu sieben Millionen für den Schutz von Pferdehaltungen. Laut NRW-Landwirtschaftsministerium gab es NRW-weit 2021 rund 40 Angriffe von Wölfen auf Nutztiere, knapp die Hälfte davon durch das Wolfsrudel am Niederrhein. In der Mehrzahl der Fälle sei aber kein ausreichender Schutz gegen Wölfe vorhanden gewesen, erklärte das Ministerium.
Zahl frei lebender Wölfe in Deutschland wächst – 157 Rudel. In Deutschland ist die Zahl der freilebenden Wölfe weiter gestiegen. Im Untersuchungszeitraum 2020/2021 zählten die Behörden in den Ländern insgesamt 157 Rudel, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bekannt gab. Das waren 26 Rudel mehr als im Vergleichszeitraum 2019/2020 mit 131 Wolfsrudeln. Mindestens 403 erwachsene Wölfe lebten in den Gebieten. Neben den Rudeln wurden bundesweit 27 Wolfspaare und 19 sesshafte Einzeltiere bestätigt. Die Zahl der Wolfspaare halbierte sich damit, die Zahl der Einzeltiere lag über jenen des vorherigen Beobachtungszeitraums. Damals waren 45 Paare und neun ortstreue Einzelwölfe registriert worden. Nach wie vor lebt der Großteil der Wölfe in einem breiten Streifen von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Weitere Wolfsterritorien wurden in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen nachgewiesen. Die meisten Wolfsrudel lebten im Beobachtungszeitraum zwischen Mai 2020 und April 2021 in Brandenburg (49), gefolgt von Niedersachsen (35) und Sachsen (29). Die Periode deckt sich mit einem biologischen Wolfsjahr von der Geburt der Welpen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Insgesamt 138 Wölfe wurden in dem Untersuchungszeitraum tot aufgefunden. Davon verendeten 107 durch Verkehrsunfälle. Bei 13 Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, neun Wölfe wurden illegal getötet (AFP).
Gerissenes Pony im Wolfsgebiet: Ergebnis der DNA-Analyse liegt vor. Vier Kleinpferde wurden vom 11. Oktober bis zum 3. November 2021 in Hünxe getötet, eines verletzt. Das Ergebnis der DNA-Analyse des jüngsten Falls stand bis jetzt noch aus. Bei den gerissenen Kleinpferden hatte die Untersuchung der DNA in zwei Fällen ergeben, dass der Bruder von Wölfin „Gloria“ erstmals als Verursacher „überführt“ wurde: Ein Pony hat er am 20. Oktober 2021 gerissen, eines am 21. Oktober verletzt. Für die Pony-Risse am 11. und 22. Oktober konnte das Senckenberg-Institut zwar feststellen, dass ein Wolf beteiligt war, aber nicht sagen, welcher Wolf die Ponys tötete. „Die Frage einer Entnahme ist erneut zu stellen, wenn die Wölfin GW954f an dem Vorfall beteiligt war und die Gefahr besteht, dass verstärkt Pferde Opfer von Übergriffen werden“, hatte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bereits Mitte Oktober gesagt und ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Dieses kam allerdings zum Schluss, dass eine rechtssichere Entnahme von Wölfen nicht möglich sei, da es zumutbare Alternativen gebe. Die jüngste DNA-Analyse könnte die Diskussion allerdings erneut entfachen. Denn das Senckenberg-Institut konnte den Riss des Ponys, das am 3. November an der Wilhelmstraße in Hünxe gefunden wurde, eindeutig „Gloria“ zuordnen. Indes hat das LANUV einen jungen männlichen Wolf in der Nähe nachgewiesen. GW2347m ist die Kennzeichnung für einen Wolf, der am 5. Juni 2021 erstmals durch eine Losung identifiziert wurde und nun erneut an einem gerissenen Rotwildkalb in Haltern nachgewiesen wurde. Es bleibt abzuwarten, ob der Wolf im Gebiet bleiben wird oder weiterzieht (Quelle: Berthold Fehmer in DZ vom 1. Dez. 2021).
Wolfsfamilie erneut auf der Hardt in Dorsten gesichtet. Beim abendlichen Kontrollgang mit der Taschenlampe zu ihrem Tieren –Pferde, Ziegen, Hühner – sahen Tammy Neumann und Stefan Wende am 22. November 2021 auf der Wiese nahe des Storchennestes auf der Hardt drei Wölfe, was die Beobachtung des Dorstener Buchhändlers vom Ende Oktober an der Fährstraße bestätigte. Mit dem leuchten der Taschenlampen und mit Rufen versuchten sie die Wölfe zu vertreiben, die allerdings nur zu ihnen hinsahen. Peter Neumann lief wenig später sogar hinter den Raubtieren her, um sie zu vertreiben. Irgendwann trollte sich die Wolfsfamilie, „aber eilig hatte sie es nicht“.
Wolfsfamilie unweit einer Dorsten-Hardter Wohnsiedlung gesehen. Als der Dorstener Buchhändler Apolonius Parrenin an einem Tag im Oktober 2021 nachmittags in seinen Garten unweit seines Wohnhauses auf der Hardt ging, sah er in der aufkommenden Dämmerung im 100 Metern Entfernung drei Wölfe. „Ein Wolf ging voran, zwei weitere folgten ihm“, schildert der Familienvater seine etwa fünfminütige Beobachtung. Er geht davon aus, dass es sich um die Wölfin Gloria und möglicherweise zwei Jungen handelte. „Als ein Auto über die Fährstraße fuhr, gingen die Wölfe in Deckung und legten sich platt auf die Wiese“, schildert er seine Beobachtungen, die er Ende Oktober auch auf seiner Facebook-Seite teilte. Danach zog die Wolfsfamilie weiter Richtung erstes Wohnhaus und verschwand dann aus seinem Blickfeld. Seit diesem Tag hat der Buchhändler „eine Menge Resonanz“ bekommen, wie er sagt. Nachbarn und Bekannte meldeten sich bei Apolonius Parrenin, diskutierten mit ihm das Für und Wider einer „Wolfsentnahme“ (Tötung). Bislang galt die Autobahn 31 als Grenze, die das Rudel möglicherweise noch nie überschritten hat. Jetzt aber schon (Quelle: DZ vom 23. Nov. 2021).
Kein Töten der Wölfe nach Übergriffe auf Kleinpferde. Das Umweltministerium hat die Ergebnisse der Gen-Analysen nach Pony-Rissen in Hünxe veröffentlicht. Am 11., 20. und am 22. Oktober 2021 wurde jeweils ein Pony gerissen, ein weiteres wurde am 21. Oktober am Hinterlauf verletzt. In allen Fällen gab es keine wolfsabweisenden Zäune. Durch Genetikproben konnten in allen vier Fällen Wölfe als Verursacher nachgewiesen werden. Ebenso die Übergriffe am 20. und 21. Oktober erstmals der männliche Wolf GW1587m als Verursacher nachgewiesen. Sechs Wölfe, vermutlich zwei Elterntiere und vier fast erwachsene Welpen, soll es laut Ministerium im Wolfsgebiet Schermbeck geben. Weitere Gen-Analysen weiterer Rissproben vom 29. Oktober und 3. November sind noch in der Bearbeitung. Die Übergriffe auf Kleinpferde hatten das Umweltministerium bewegt, ein Rechtsgutachten in Auftrag zu geben. Dieses kommt zum Ergebnis, dass „davon ausgegangen werden (kann), dass zumutbare Alternativen zur Tötung der Wölfin bzw. des Rudels vorhanden sind“. Das heißt: Ein Abschuss von Wölfen im Wolfsgebiet Schermbeck ist auch aktuell weiterhin nicht rechtssicher möglich. So hatte es auch das Düsseldorfer Verwaltungsgericht gesehen. Herdenschutzmaßnahmen seien „zumutbare Alternativen“, so das Ministerium. Halter von Kleinpferden sollen nun finanziell unterstützt werden, ihre Tiere besser vor Wolfsübergriffen zu schützen. Der Schutz der Pferde im Wolfsgebiet Schermbeck soll laut Schätzung des Umweltministeriums 7,5 Millionen Euro kosten. Präventionsmaßnahmen und Entschädigungen bei Wolfsrissen werden immer teurer. NRW-weit wurden 2018 rund 26.000 Euro, 2019 rund 895.000 Euro und 2020 rund 1,6 Millionen Euro ausgezahlt. Mit Stand von Oktober 2021 sind es im Jahr 2021 rund 1,35 Millionen Euro.
Rechtsgutachten soll Wolfs-Entnahme prüfen. Erneut am 3. November 2021 ein gerissenes Pony in Hünxe entdeckt worden. Das NRW-Umweltministerium hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Das Gutachten soll klären, ob ein Wolf als verhaltensauffällig gelten und zur „Entnahme“, sprich Abschuss, freigegeben werden muss. Wölfin Gloria, auf deren Konto die meisten Risse in dem Gebiet gehen sollen, wird vom Ministerium nicht namentlich erwähnt. Im Oktober waren drei Ponys getötet und ein Kleinpferd verletzt worden. Nachgewiesen wurde die Beteiligung eines Wolfs, nicht die von Gloria. Die Förderung von Schutzmaßnahmen gegen den Wolf soll auf Pferde und Kleinpferde ausgeweitet werden. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte eine Entnahme der Wölfin Gloria im Mai abgelehnt. Auch mit Blick auf das Gutachten, dass im Februar 2021 von der der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf vorgelegt wurde. Dieses Gutachten kam zum Schluss, dass eine Verhaltensauffälligkeit nicht vorliege. Wenn sich Übergriffe auf ausreichend geschützte Weidetiere verstetigten, sei eine Entnahme des Wolfs in Betracht zu ziehen, so das Gutachten (B. Fehmer/dpa).
Attacke auf trächtiges Schaf – Schäfer fordern Jagd auf Wölfe. Ende Oktober 2021 hat ein Wolf erneut ein Schaf mit einem typischen Kehlbiss gerissen, obwohl der betroffene Schafhalter alle Schutzempfehlungen eingehalten hatte. Der NRW-Schafzuchtverband fordert dringend eine Erlaubnis für die Jagd auf das ansässige Wolfsrudel. Der betroffene Schafhalter aus Hünxe hatte im Mai bereits vergeblich auf eine Abschussgenehmigung für „Gloria“ geklagt. Obwohl der Schäfer bis zu diesem Zeitpunkt bereits 29 Tiere – mehr als ein Viertel seiner Herde – eingebüßt hatte, lehnte das Verwaltungsgericht Düsseldorf die Forderung ab. Das Gericht bezweifelte, dass dem Schäfer in Zukunft ernsthafter Schaden drohe. Das Wolfsrudel am Niederrhein war laut Landesumweltamt entstanden, nachdem sich ein Wolfsrüde zu der Wölfin „Gloria“ gesellt und mit ihr ein Junges gezeugt hatte. Es sei auch möglich, dass bald weitere Wölfe auf Wanderschaft das Wolfsgebiet Schermbeck entdecken könnten, hatte ein Sprecher der Behörde bei der Gerichtsverhandlung im Mai gesagt (dpa).
Immer mehr Wölfe werden getötet. Der Nabu hat eine wachsende Zahl an illegalen Tötungen von Wölfen beklagt. Mit dem Fund von drei erschossenen Tieren in Mecklenburg-Vorpommern sei 2021 ein neuer Höchststand an rechtswidrigen Wolfstötungen erreicht worden. Waren es 2020 demnach insgesamt acht Fälle, seien es seit Januar 2021 bereits elf. Hinzu komme vermutlich eine hohe Dunkelziffer. „Jede dieser Tötungen ist eine Straftat und muss strafrechtlich verfolgt werden“, betonte der Fachbereichsleiter Naturschutzpolitik des Nabu. „Diese kriminelle Selbstjustiz gegenüber streng geschützten Tieren muss Konsequenzen haben“, fügte er hinzu. Deutschland sei weiterhin meilenweit von einem guten Erhaltungszustand des Wolfs entfernt. Seit Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 seien insgesamt 64 Wölfe illegal getötet worden, Tendenz steigend (dpa).
Wolfsgebiet: Pyrenäen-Berghunde schützen Gahlener Schafe. Am 1. Oktober 2021 wurde das Wolfsgebiet Schermbeck drei Jahre alt. Berufs- und Hobby-Schäfer haben in der Zeit gelernt, Schafe gegen Wolfsrisse zu schützen. Diese Erfahrungen sollen an andere weitergegeben werden. Ein Treffen am Donnerstag am Schafgehege der Familie Rittmann im Gahlener Heisterkamp befasste sich mit dem Thema „Sicherer grasen im Wolfsgebiet Schermbeck“. 100-prozentigen Herdenschutz gibt es nicht. Das Umweltministerium NRW informierte Ende August 2021, dass es seit dem 1. Oktober 2018 im Wolfsgebiet Schermbeck 159 Förderanträge für Herdenschutzmaßnahmen gab und weitere 100 Anträge in der Pufferzone Schermbeck. In ganz NRW waren es 941 Anträge.
Zäune liefern einen Grundschutz, wenn sie auf der gesamten Länge eine Höhe von 90 Zentimetern aufweisen. Als „empfohlener Schutz“ gelten Zäune mit einer Höhe von 1,20 Meter. Untergrabung sollte verhindert werden durch stromführende Litzen, vorgelegte Zäune oder durch das Eingraben der unteren Teile des Zaunes. Das ist jedoch sehr aufwändig. Material wird finanziert, der Arbeitsaufwand nicht.
Die Familie Rittmann hat Pyrenäen-Berghunde als Schutzhunde eingesetzt. Die Anschaffung eines solchen Hundes kostet etwa 6000 Euro. Wer 40 Mutterschafe hat, bekommt Anschaffungskosten für zwei Hunde zu 100 Prozent erstattet. Hinzu kommen aber nicht erstattete Kosten in Höhe von 1.800 bis 2.000 Euro pro Jahr für Futter, Versicherung oder tierärztliche Betreuung. Einige Tierschützer haben schon beim Kreisveterinäramt angerufen, um sich über die Lebensbedingungen der Hunde zu beschweren. Das ist jedoch unbegründet, weil die Herdenschutzhunde so leben wie die von ihnen betreuten Schafe. Bei Regen und Schnee reicht ihnen eine Hecke, ein Baum oder eine Strohmauer oder eine Häuserfront zum Schutz.
Dorstener Schafzüchter gibt auf. Mitte September 2021 fand Schafhalter Heinz Heselmann aus Dorsten-Östrich auf einer Weide zwei seiner Schafe tot auf. Die Weide ist mit Knotengeflecht und Stacheldraht eingezäunt. Bei der ersten in Augenscheinnahme hat die Wolfsberaterin festgestellt, dass hier nicht nur ein Wolf am Werk war. Ein getötetes Schaf wies einen Kehlbiss auf, das zweite Tier war beinahe komplett abgefressen. Der Eigentümer will nun seine Schafhaltung aufgeben und seine Schafe verkaufen. Bereits Tage zuvor waren in Östrich zwei Schafe gerissen worden.
Wieder Schafe in Dorsten und Kirchhellen gerissen. Monatelang hatten Nutztierhalter im Wolfsgebiet Schermbeck Ruhe vor den Wölfen. Jetzt gab es wieder Risse in Dorsten und Kirchhellen. Die zeitlichen Abstände zwischen den Rissen werden immer kleiner. Am Hetkamp in Bottrop-Kirchhellen wurden Anfang September 2021 drei Schafe getötet und eines durch Kehlbiss verletzt – auf einer Wiese, die mit einem 1,20 Meter hohen Maschendrahtzaun umzäunt war. Einen Tag zuvor waren zwei Schafe in Dorsten-Östrich an der Gahlener Straße tot aufgefunden worden, ebenfalls durvch Kehlbiss getötet. Auch wurden in diesen Tagen in Kirchhellen am Hetkamp ein Schaf durch einen solchen Biss getötet. Von März bis Mitte August 2021 gab es keine Wolfrisse, bis in den Augusttagen in Schermbeck vier Tiere (Damwild), in Gahlen ein Damwild, in Hünxe drei Schafe und on Gartop ein Schaf gerissen wurden.
Wolfsrüde in Haltern-Lavesum bestätigt . Noch ist Haltern Pufferzone des angrenzenden Wolfsgebiets Schermbeck. Dennoch ist der Wolf nun auch im Gebiet der Seestadt angekommen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat den Wolfsnachweis Mitte August 2021 in Haltern offiziell bestätigt. Ende Mai 2021 hatte ein Jäger das Tier gefilmt. Es folgten Bilder des Naturfotografen Christoph Henrich (Foto) im Bereich der Heubachwiesen in Lavesum. Mit Wildkameras wurden weitere Nachweise erbracht. Eine Anfang Juni 2021 gefundene Losung wurde einem Wolfsrüden mit der Kennung GW2347 zugeordnet. Vermutlich stammt er aus dem Rudel Werlte in Niedersachsen und ist 2020 geboren. Unklar ist, wo sich das Tier derzeit aufhält.
Nachwuchs für das Schermbecker Wolfsrudel: „Gloria“ hat einen Welpen. Ende Juni und Anfang Juli 2021 konnte auf Hünxer Gebiet jeweils ein wenige Wochen alter Welpe nachgewiesen werden. Im Jahr 2020 hatte sich das Rudel Schermbeck erstmals erfolgreich reproduziert und Wölfin GW954f, im Volksmund „Gloria“ genannt, ein Junges bekommen. Danach hatten sich die Nutztierrisse gehäuft, womöglich, weil die Eltern nun Nachwuchs „durchzufüttern“ hatten. Erst Anfang Mai hatte das Verwaltungsgericht Düsseldorf den Abschuss von Wölfin Gloria abgelehnt und damit die Haltung des LANUV gestärkt. Den Nutztierzüchtern in der Region bleiben weiterhin nur Präventionsmaßnahmen wie die Anschaffung wolfsabweisender Elektrozäune, die zu 100 Prozent gefördert werden (Quelle: DZ vom 14.Juli 2021).
Spaziergänger finden vermeintlichen „Hundewelpen“. Im Wolfsgebiet Schermbeck, genauer gesagt in Hünxe, waren die Spaziergänger Ende Juni auf einen verletzten und verdreckten Welpen gestoßen, den sie für einen Hund hielten. Sue nahmen ihn mit nach Hause, wuschen und fütterten ihn und brachten ihn zum Tierarzt. Der wurde misstrauisch und meldete den Fund dem Kreis Wesel. Mit Hilfe von Fotos wurde der „Hundewelpe“ als Wolf erkannt – und zwar als die die Tochter der Wölfin „Gloria“. Würde die junge Wölfin durch die zuständige Behörde am Auffindeort wieder ausgewildert, der ein bekannter „Sammelplatz“ des Wolfsrudels ist. Da Wolfswelpen einen ausgeprägten Eigengeruch und die Elterntiere über einen hervorragenden Geruchssinn verfügen, besteht nach Einschätzung der Experten die Chance, dass der Welpe von den Eltern gefunden und versorgt wird. In Kauf genommen wurde auch, dass die junge Wölfin nicht überlebt, wenn die Eltern das Jungtier nicht mehr annehmen. Die Wölfin „Gloria“ (GW954f) war zuletzt am 4. Juni 2021 durch einen Kotfund im Territorium genetisch nachgewiesen worden, der Wolfsrüde GW1587m am 7. Juni 2021 über den Fund eines Wildtierkadavers. Im Vorjahr 2020 hatte das Wolfspaar im Wolfsgebiet Schermbeck erstmals Nachwuchs. Auf Fotos war immer maximal ein Welpe abgebildet. Durch einen Kotfund vom 14. März 2021 in Hünxe konnte schließlich ein männlicher Welpe mit der Kennung GW2089m identifiziert werden. Es blieb der einzige genetische Nachweis dieses Welpen im Wolfsgebiet Schermbeck. Offensichtlich war der junge Wolfsrüde wenig später in Richtung Westen abgewandert. Er wurde nämlich zwischen dem 3. und 19. April 2021 mehrfach im belgischen Flandern nordöstlich von Antwerpen und dann am 24. April 2021 im niederländischen Nord-Trabant südlich von Rotterdam genetisch erfasst. Wölfe verlassen bis spätestens dem Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wandern dann weit umher, manche mehrere hundert Kilometer weit (Quelle: Berthold Fehler in DZ vom 29. Juli 2021.
Glorias Verwandte zugezogen. Eine Verwandte der Wölfe aus dem Wolfsgebiet Schermbeck ist aus Niedersachsen kommend in Reken und Haltern nachgewiesen worden. Drei Losungsfunde konnte das Senckenberg Forschungsinstituts in Gelnhausen per genetischer Untersuchung eindeutig einer Wölfin aus dem Rudel Schneverdingen zuordnen. Die Nachweise erfolgten am 18. und 20. Mai bei Reken (Kreis Borken) sowie am 19. Juli bei Haltern am See (Kreis Recklinghausen). Das Tier des ersten Nachweises stammt aus dem Rudel Schneverdingen und trägt aus diesem Grund dasselbe genetische Merkmal wie die ebenfalls aus diesem Rudel stammenden Wölfe im Territorium Schermbeck. Es gab noch weitere Wolfsnachweise: Genetische Spuren eines Wolfes konnten ebenfalls an einem 18. Mai in Dülmen (Kreis Coesfeld) gefundenen Wildtierkadaver nachgewiesen werden. Dort war eine Individualisierung nicht möglich. Es liege aber sehr nahe, dass es sich um dieselbe Wölfin gehandelt haben könnte. Und dies gilt auch für die Aufnahmen am 26. Juni gegen Mitternacht mithilfe einer Fotofalle von einem Wolf auf dem Gebiet der Gemeinde Reken (Kreis Borken) gemacht wurden. Alter, Geschlecht und Identität des betreffenden Wolfes sind auf den Aufnahmen der Fotofalle nicht zu erkennen. Ausschließen kann man allerdings auch nicht, dass ein zweiter Wolf in der Zeit durch das Gebiet wanderte. Doch aufgrund der zeitlichen Nähe kann man eher davon aus, dass es sich um die Wölfin handelte. Im April 2018 wurde Wölfin Gloria erstmals in Schermbeck nach- und am 1. Oktober 2018 das Wolfsgebiet Schermbeck ausgewiesen. Dass ihr Bruder auch im Wolfsgebiet sesshaft wurde, meldete das LANUV im Mai 2020. Nun erscheint eine weitere Verwandte in der Region. Das wirft die Frage auf, warum mehrere Nachkommen des Rudels Schneverdingen die rund 250 Kilometer nach Südwesten auf sich nehmen, um in diese Region zu gelangen.
Wolfsnachweise, die über ein halbes Jahr einem bestimmten Wolf zugeordnet werden, können dazu führen, dass ein Wolfsgebiet ausgewiesen wird. Was würde also passieren, wenn ab November die Wölfin erneut in der Region nachgewiesen werden könnte? Bislang hat man seit dem 19. Juli keine weiteren Hinweise auf die Wölfin erhalten (Quelle: Berthold Fehmer in DZ vom 23. Okt. 2020).
Verwaltungsgericht fällt Urteil: Wölfin darf weiterleben. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat am 6. Mai 2021 über die Klage eines Hünxer Schäfers entschieden, der den Abschuss von Wölfin Gloria beantragt hatte. Das Urteil: Gloria darf nicht erschossen werden. Große Aufmerksamkeit erhielt die Verhandlung seitens der Medien, deren Vertreter zum Teil in einem separaten Raum untergebracht waren und über Lautsprecher der Verhandlung folgten. Entsprechend wurde über den Prozess auch in den überregionalen TV-Medien berichtet. Zur Begründung des Urteils führte der Vorsitzende Richter aus, dass die Tötung oder andere Entnahmen von Wölfen nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSch.G) grundsätzlich verboten seien. Die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung setze voraus, dass dem Schäfer durch den Wolf ein ernster wirtschaftlicher Schaden drohe und es keine zumutbare Alternativen zur Entnahme des Tieres gebe. Die Kammer habe nicht die Überzeugung gewinnen können, dass der Schäfer auch in Zukunft mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit und der gebotenen Häufigkeit von Übergriffen der Wölfin „Gloria“ auf seine Herde betroffen sein werde, die einen ernsten wirtschaftlichen Schaden für ihn befürchten ließen. Aus der Klageschrift und den Aussagen der Beteiligten ging hervor, dass seit 2018 in elf Fällen Wölfin „Gloria“ die Schafherde des Schäfers heimgesucht hatte. Gegen das Urteil ist eine Berufung beim Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster möglich. Durch das Urteil sei ein Stück Rechtssicherheit erstanden, bewertete der Fachdienstes Naturschutz beim Kreis Wesel das Urteil. Landrat Ingo Brohl, der zuvor im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dr. Ansgar Müller den Abschuss der Wölfin „Gloria“ (GW954f) gefordert hatte, teilte mit, bei allen berechtigten persönlichen Sichtweisen und der vorhandenen Emotionalität, mit der die Diskussion um die Wölfin geführt werde, trage der Richterspruch hoffentlich zu einer gewissen Versachlichung bei (Quelle: Helmut Scheffler in DZ vom 7. Mai 2021).
Wölfin in Haltern nachgewiesen. Eine Wölfin war im Sommer 2020 m Bereich des Truppenübungsplatzes im Halterner Ortsteil Lavesum unterwegs. Das hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz nachgewiesen und bestätigt. Aufgrund genetischer Untersuchungen mithilfe von Kotfunden konnte der weibliche Wolf nachgewiesen werden. Haltern gilt aktuell als Pufferzone des Wolfsgebiets Schermbeck. Dort waren im April 2018 Wölfin Gloria und im Mai 2020 ihr Bruder nachgewiesen worden.
September 2023: Auch NRW will Wolfsabschuss erleichtern. Neben der Bundesregierung will auch die NRW-Landesregierung den Abschuss von Wölfen erleichtern, die wiederholt Nutztiere reißen. Bundesumweltministerin Lemke (Grüne) und die Bundesländer arbeiteten gemeinsam daran, den bundeseinheitlichen Wolfsleitfaden zu überarbeiten, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), der auch Vorsitzender der Umweltministerkonferenz der Länder ist. Bundesministerin Lemke hatte angekündigt, dass sie den Abschuss der Tiere erleichtern und so etwa Schafe besser schützen will. „Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein“, sagte sie. Abschüsse von Wölfen, die mehrfach zumutbare Schutzmaßnahmen wie Zäune überwunden haben, sind schon jetzt möglich. NRW-Minister Oliver Krischer: „Das Ansinnen, dass Entnahmen (Tötung) erleichtert werden und praxisgerechter gestaltet werden, das unterstützen wir ausdrücklich. Wir sind parallel auch dabei, in Nordrhein-Westfalen auch die Wolfsverordnung zu überarbeiten.“ Bisher habe es keinen Wolfsabschuss gegeben. Zumindest im Fall der Wölfin Gloria vom Niederrhein seien viele Risse von Nutztieren auch über einen längeren Zeitraum festgestellt worden. Damit sich ein solches Verhalten nicht im Wolfsbestand verbreite, könnte eine Entnahme sinnvoll sein. Gloria habe außerdem auch einiges an wirtschaftlichem Schaden angerichtet. Der größere Teil der Wölfe verursache aber keine Probleme, sagte Krischer (dpa).
2023: Neuer Wolfsrüde im Wolfsgebiet Schermbeck. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bestätigt neue Wolfsnachweise. Über zwei Losungsfunde vom 9. Juni 2023 konnte das Senckenberg Forschungsinstitut Gelnhausen den männlichen Wolf GW3616m im Kerngebiet des Schermbecker Rudels in Bottrop-Kirchhellen nachweisen. Aufgrund genetischer Merkmale stehe fest, dass es sich nicht um einen Nachkommen des Schermbecker Rudels handelt. Das Individuum wurde in Bottrop-Kirchhellen erstmalig genetisch erfasst und kann keinem Herkunftsterritorium zugeordnet werden. Es entstammt der in Deutschland typischen mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Über das Alter des Tieres sind keine Aussagen möglich.
Wird fortgeschrieben
Siehe auch: Wolfsjagden im Vest (Essay)
Siehe auch: Wolfsberater
Siehe auch: Wolfsland Schermbeck / Kirchhellen