Spangemacher, Heinrich

Lehrer, NS-Staatsminister, SA-Führer, NSKVO-Landesleiter

1885 in Walstedde/Lüdinghausen bis 1958 in Münster; Pädagoge und NS-Staatsminister. – Er war zwar nur kurze Zeit Dorstener, wohnte in der Lippestraße, war aber danach häufig zu Besuch bei seinen Dorstener Verwandten. Sein Vater war als Lehrer in verschiedenen Orten des südlichen Münsterlandes tätig. Dessen zwölf Kinder, darunter auch die Dorstener Lehrerin und Heimatdichterin Jakobine Spangemacher-Gudel, wurden stets da geboren, wo der Vater gerade Dienst tat. – Heinrich Spangemacher stammte aus einer alten Raesfelder Lehrer- und Küsterdynastie, die von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1900 die Schulmeister in Raesfeld stellte (siehe Spangemacher, Lehrerfamilie).

Schon 1923 war Heinrich Spngemacher Parteigenosse Adolf Hitlers

Heinrich SpangemacherHeinrich Spangemacher, der sich auch Heinz nannte, besuchte die Volksschule in Bocholt, machte 1906 Abitur in Borbeck (Essen) und studierte klassische Philologie, Deutsch und Geschichte in Münster. 1912 zog er nach Oldenburg, leistete Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger, nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde an der Westfront schwer verwundet. Nach  Kriegsende war er 16 Jahre lang Leiter einer Privatschule und trat zudem in den Deutschvölkischen Schutzbund ein. Bereits 1923 wurde er in einem Polizeibericht als aktiver Parteigenosse der Hitlerpartei erwähnt. Damals war er Gebietsinspekteur der Partei in Hannover-Kleefeld. 1929 gründete er die NS-Zeitung des Gaus Weser-Ems „Nordwestdeutscher Freiheitskämpfer“, als deren Schriftleiter er fungierte. Die Zeitung wurde 1934 umbenannt in „Oldenburgsche Staatszeitung“. Der Ex-Dorstener war Anfang der 1930er-Jahre Stadtverordneter in Oldenburg-Stadt und Mitglied des Reichstages von 1930 bis 1945.

Lediglich als Übergangsminister gedacht – abgeschoben

Als Oldenburg 1932 eine nationalsozialistische Regierung bekam, avancierte Heinrich Spangemacher zum Minister für Justiz, Kirchen und Schulen in der Oldenburgschen Regierung Karl Röver. Er versuchte sofort, die Volksschullehrer im Sinne der NS-Ziele umzuformen. Kurzerhand entließ Spangemacher mehrere Schulräte, was zu einer großen Unruhe und zur „Spangemacher-Affäre“ führte. Als ganz Deutschland nationalsozialistisch wurde, wollte ihn die Oldenburgische Regierung nach 1933 nicht mehr einsetzen. Daher wurde er mit dem Posten eines Landesleiters der NS-Kriegsopferversorgung (NSKVO) abgefunden, eine Wohlfahrtseinrichtung der NSDAP für Schwerkriegsbeschädigte und Soldaten des Ersten Weltkriegs. Des Weiteren fungierte er als Gauamtsleiter des NSDAP-Gaus Südhannover-Braunschweig und als Gauverbandsleiter des Reichskolonialbundes. Ferner war er SA-Standartenführer und Mitglied der SS.

Sein Bruder war Notar in Dorsten

Dorsten besuchte Heinrich Spangemacher des Öfteren. Denn hier wohnte noch sein Bruder; der Rechtsanwalt und Notar Johannes Spangemacher, der 15 Jahre lang Oberst im Dorstener Schützenverein, Mitglied im Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck und ein Kenner der Pflanzen- und Vogelwelt war (geb. 1993 Ahlen, gest. 1965 Dorsten). Ortsgruppenleiter und Bürgermeister haben Heinrich Spangemachers Besuche stets zum Anlass genommen, ihn als „Alten Kämpfer Heinz“ mit einem Fest zu ehren. – Weitere Brüder von Heinrich Spangemacher waren NSDAP-Ortsgruppenleiter Josef Spangemacher, NSDAP-Kreisredner Anton Spangemacher, Lehrer und Ortsgruppenleiter Leo Spangemacher in Laar (Die Funktionen der Brüder Heinrich Spangemachers beruhen auf Angaben von Ursula Spangemacher, geb. 1924, aus Dorsten, die sie bei ihrer Entnazifizierung als BDM-Scharführerin über ihre Onkel gemacht hatte).


Quelle:
Hubert Geldhaus „Das politisch-soziale Milieu in Südoldenburg von 1803 bis 1936“, Diss., Universität Oldenburg 2000. – Entnazifizierungsakten der Studentin Ursula Spangemacher, Ord.-Blatt-Nr. 791).

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone