Corona-Pandemie – Chronologie (I)

März 2020: In Dorsten die erste Infizierung und den ersten Toten im Kreis

Zusammengestellt von Wolf Stegemann
Dies ist eine chronologische Zusammenstellung aller Maßnahmen, mit denen der Staat die Ausbreitung des Virus zu bremsen versuchte und wie und wann sie mit welchen Folgen von der Stadtverwaltung umgesetzt wurden.  Kaum jemand hätte das Arsenal an Maßnahmen für möglich gehalten, zumal auch executiv Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden. Geschäfte, Restaurants, Museen, Schulen, Kitas schließen. Ganze Belegschaften wechseln ins Homeoffice, Produktionsketten kommen zum Erliegen. Sportveranstaltungen werden abgesagt. Grenzen werden dichtgemacht, Sperrzonen eingerichtet, Versammlungsverbote sowie Ausgangsbeschränkungen erlassen. Die Maßnahmen gegen das Virus haben auf Dauer immense soziale, ökonomische und auch juristische Folgen dort, wo gegen die eine oder andere Maßnahme geklagt wird.
Dorsten ist ein winziges Puzzleteilchen in dieser Corona-Welt. Das Corona-Virus macht alle gleich, doch nicht die Behandlung. Wie Dorsten und seine Bürger damit umgehen dokumentiert täglich die „Dorstener Zeitung“, die dieser umfangreichen Chronologie als Informationsquelle diente und dient. Denn sie wird fortgeschrieben. Wer den Überblick mit den Ereignisse der Tage liest, wird sicherlich feststellen, wie die immer wiederkehrenden und veränderten Texte über Gebote, Verbote und Maßnahmen fassungslos machen. Verwirrend ist, was die Politik immer wieder neu entscheidet und fast wöchentlich verändert. Und all dem müssen Stadtverwaltungen und ihre Dienststellen folgen, was nicht immer funktionieren kann. Das verunsichert die Bürger, die dann nicht wissen,was eigentlich Sache ist. Die hier chronologisch dargestellte lokalbezogene Corona-Krise wird in Fortsetzungen unter dem Stichwort „Corona-Pandemie“ weitergeschrieben, denn wir befinden uns noch mitten in der Krise.

März/April
Hartz IV: Es hätte schlimmer kommen können. Die Corona-Pandemie zwingt Menschen ins Hartz IV-System. 781 Anträge auf Grundsicherung, die im März und April beim Jobcenter des Kreises Recklinghausen eingegangen sind, sind nach Angaben der Behörde eindeutig eine Konsequenz aus dem Corona-Lockdown. Unter den Antragstellern befinden sich zum Beispiel Soloselbstständige, die ihre Geschäftsgrundlage verloren haben, sowie Arbeitnehmer, deren Kurzarbeitergeld unter dem Hartz-IV-Niveau liegt.

Mittwoch, 4. März
Hamsterkäufe in Supermärkten, Drogerien und Apotheken. Die Angst vor dem Coronavirus und möglichen Folgen sorgen auch in Dorstener Supermärkten für leere Regale.  Von Hamsterkäufen ist mittlerweile die Rede. Toilettenpapier, Mehl, Tomatensoßen, Nudeln, H-Milch, Konserven aller Art und Desinfektionsmittel werden hamsterartig gekauft. Auch in Drogerien gibt es leere Regale und Kundenschlangen vor Apotheken.
Kita in Dorsten wurde vorsichtshalber geschlossen. Die Kita „Heilig Kreuz“ im Dorstener Ortsteil Altendorf-Ulfkotte wurde am 5. März geschlossen. Das hat die Pfarrei St. Agatha als Trägerin der Einrichtung als Vorsichtsmaßnahme entschieden. Eine Erzieherin hatte sich am 4. März mit Fieber und Erkältungssymptomen krank gemeldet. 45 Kinder waren betroffen. Am 5. März gab es die Entwarnung. Die Erzieherin war an einer „normalen“ Grippe erkrankt. So konnte die Kita am nächsten Tag wieder geöffnet werden. Die Lokalzeitung am 6. März: „Es gibt also weiterhin keinen bestätigten Fall im Kreis Recklinghausen.“

Freitag, 6. März
Hygieneartikel verschwinden aus dem Krankenhaus. Mundschutz und Desinfektionsmittel sind vielerorts ausverkauft. Die Angst vor dem Virus führt im St. Elisabeth-Krankenhaus auch zu Diebstählen nicht nur von Desinfektionsmitteln, auch von persönlicher Schutzbekleidung wie zum Beispiel Einmal-Kittel, Mundschutzmasken und Toilettenpapier. Auf die zunehmende Zahl von Diebstählen hat der Klinikverbund inzwischen in all seinen Häusern reagiert. Auch im St. Elisabeth-Krankenhaus ist die Lagerhaltung in den öffentlich zugänglichen Bereichen eingestellt worden. Spezialartikel werden auf den Stationen und in den Funktionsbereichen unter Verschluss gehalten.

Samstag, 7. März
Erster Coronavirus-Fall in Dorsten – auch im Kreis Recklinghausen. In Dorsten erkrankt Anfang März eine Mitarbeiterin der Vereinten Volksbank am Coronavirus. 15 Kollegen und Kolleginnen bleiben als Vorsichtsmaßnahme in der Woche zuhause. Es ist der erste bestätigte Fall im Kreis Recklinghausen. Die nicht schwer erkrankte Frau verbleibt erst einmal in häuslicher Isolierung. Bei welcher Gelegenheit und bei wem sie sich angesteckt hatte, ist noch unklar.

Freitag, 13. März
Auch das erste Stadtfest fällt aus. Seit 12. März ist klar: Das erste Stadtfest des Jahres („Dorsten is(s)t mobil“) vom 27. bis 29. März fällt wegen des Coronavirus aus. Auch der erste Feierabendmarkt in 2020 sowie Generalversammlungen von Vereinen, Vorträge  und Konzerte, Aktionen „Offene Tür“ in Schulen und Führungen im Krankenhaus sowie Erste-Hilfe-Kurse des DRK. Die aktuellen Blutspendetermine des DRK finden vorerst weiterhin statt. Rund 50 Veranstaltungen werden abgesagt oder verschoben. Darunter Vorträge, Theateraufführungen, Fahrzeugbörse, Generalversammlungen der Vereine, Musikveranstaltungen, Ehrungen, Sportveranstaltungen und Schützentreffen. Ab sofort finden freitags keine Hl. Messen mehr im Seniorenzentrum St. Laurentius statt.
Schulen und Kitas ab Montag zu – sieben Corona-Fälle in Dorsten. Wegen des Coronavirus werden alle Schulen und Kitas in Nordrhein-Westfalen ab dem kommenden Montag bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen. Um eine Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, soll laut der NRW-Landesregierung auch auf Besuche in Altenheimen und Krankenhäusern verzichtet werden. Nach Angaben des Kreisgesundheitsamts sind in Dorsten sieben Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden (Stand 13. März). Die Zahl der Corona-Erkrankten im Kreis Recklinghausen steigt am 13. März auf 37. Der Großteil befindet sich in häuslicher Quarantäne. Die Stadt Dorsten prüft Möglichkeiten einer Not-Betreuung für Kinder von Ärzten, Pflegekräften und Eltern in anderen sogenannten „systemrelevanten Berufen“. Die Schließung der Schulen bedeutet nicht, dass es jetzt verlängerte Osterferien gibt. Die Schüler werden mit Lernmaterial versorgt.
Das Elisabeth-Krankenhaus lässt keine Besucher mehr zu. Der Klinikverbund KKRN hat die aktuelle Situation neu bewertet und bis auf Weiteres ein Besuchsverbot verhängt. Das Dorstener St. Elisabeth-Krankenhaus ist eines der vier Häuser im KKRN-Verbund, das am 14. März ein Besucherverbot erlässt.
Der Corona-Stab der Stadt tagt und beschließt weitere Maßnahmen. Das Gremium tagt, um Maßnahmen zu treffen, mögliche Infektionsketten zu unterbrechen. Neun Dorstener waren mit Stand vom 15. März infiziert. Die Stadtverwaltung bleibt grundsätzlich dienstbereit und steht schriftlich, telefonisch oder per E-Mail für Anliegen zur Verfügung. Persönliche Gespräche erfolgen ausschließlich nach Terminvereinbarung und nur bei dringenden Anliegen, die keinen Aufschub dulden. Ab 14. März sind alle Veranstaltungen auch mit weniger als 1000 Besuchern abzusagen. Details regelt eine sogenannte „Allgemeinverfügung“ der Stadt. Für nicht-öffentliche, private Veranstaltungen (z.B. Geburtstags-, Hochzeits- oder Vereinsfeiern) gilt die dringende Empfehlung, diese ebenfalls ausfallen zu lassen. Alle Schulen in Dorsten (auch die privaten) bleiben ab 16. März und zunächst bis zum Ende der regulären Osterferien (19. April) geschlossen. Am 16. und 17. März gilt eine Übergangsfrist, in der Kinder noch in den Schulen betreut werden können. Im Sinne der Infektionsvorsorge gilt aber auch die dringende Bitte, Kinder möglichst nicht zur Schule zu schicken mit Ausnahme (Notbetreuung) für Kinder von Eltern mit „systemrelevanten“ Berufen wie Berufsgruppen aus dem medizinischen Bereich, der Feuerwehr, Polizei, Schule und andere. Die Betreuung von Kindern zuhause soll möglichst nicht durch Großeltern erfolgen, da diese zur Risikogruppe gehören. Eltern sollten die Betreuung möglichst durch Arbeit im Homeoffice, Freistellungen, Abbau von Überstunden oder Urlaub sicherstellen.

Sonntag, 15. März 2020
Zahl der Betroffenen steigt weiter. Die Zahl der positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen im Kreis Recklinghausen ist auf 46 gestiegen. Das hat die Pressestelle der Kreisverwaltung nachmittags am 14. März mitgeteilt. Am Tag zuvor waren es noch 37 Fälle gewesen. Demnach sieht die Liste der bislang bekannt gewordenen Fälle so aus (Stand: 17 Uhr): Castrop-Rauxel 9, Datteln 3,  Dorsten 9, Gladbeck 2, Haltern am See 5, Herten 3, Marl 4, Oer-Erkenschwick 2, Recklinghausen 8, Waltrop: 1.
Zwischenstand der Martin-Luther-Gemeinde Holsterhausen. Die Gruppen und Kreise werden sich bis Ostern zunächst nicht mehr treffen. Die Kleiderkammer der Kirche (Foto)  bleibt ebenfalls geschlossen. Der Besuchsdienst wird bis mindestens Ostern nicht mehr im Einsatz sein. Pfarrer dürfen auf Anweisung der Landeskirche keine Geburtstagsbesuche mehr machen. Die Konfirmandenfreizeit ist abgesagt. Der kirchliche Unterricht entfällt bis zu den Osterferien. Die Gemeinderäume und das Gemeindehaus Ahornstraße und Dillenweg werden geschlossen. Das Gemeindebüro ist für den Besucherverkehr geschlossen, aber per Telefon zu erreichen. Die Gottesdienste in Holsterhausen, Rhade und Lembeck werden vorerst ausgesetzt.

Montag, 16. März
Keine Freitagsgebete mehr in der Moschee. Die muslimische DITIB-Gemeinde in Dorsten hat Begegnungen ihrer Gläubigen auf ein Minimum beschränkt. Die Freitagsgebete sind auf unbestimmbare Zeit ausgesetzt. Freitagsgebete haben in der DITIB-Gemeinde Dorsten wie auch anderenorts Tradition. Der DITIB-Dachverband hat am Freitag seine Mitgliedsgemeinden in einem Rundschreiben aufgefordert, auf das gemeinsame Gebet, zu dem in Dorsten mehr als 200 Menschen zusammenkommen, zu verzichten.
Angeordnete Verschärfungen und Kontrollen. Für alle Einrichtungen der Kindertagesbetreuung (Kitas, Pflegestellen, Heilpädagogische Einrichtungen oder Betreuungen in besonderen Fällen) hat die Landesregierung ab 16. März ein Betretungsverbot angeordnet. Anders als in den Schulen gibt es hier keine Übergangsfrist. Für Eltern, die in unverzichtbaren Schlüsselpositionen für die öffentliche Versorgung, Sicherheit und Ordnung arbeiten, werden in der angestammten Tagesstätte Notbetreuungen angeboten. Alle Erzieherinnen und Erzieher müssen am 16. März zum Dienst erscheinen. Alle städtischen Sportanlagen (Hallen und Plätze) sind ab sofort und bis auf Weiteres geschlossen (Foto: Ellerbruchstadion). Es findet kein Trainingsbetrieb mehr statt. Für private Sportanlagen wie zum Beispiel Fitness-Studios gilt die dringende Empfehlung, auch hier den Trainingsbetrieb einzustellen. Die Bäder Atlantis, Lembeck und Wulfen haben ihre Konsequenzen gezogen. Das Atlantis ist seit 15. März geschlossen, die Schwimmbäder Lembeck und Wulfen seit 16. März. An der Volkshochschule (VHS) Dorsten fallen alle Kurse, Veranstaltungen und jeder Unterricht aus. Wichtige Prüfungen finden aber statt. – Die Musikschule Dorsten stellt den Unterrichtsbetrieb ein. – Das Stadtarchiv bleibt geschlossen. – Die Stadtbibliothek Dorsten, die Stadtteilbücherei BiBi am See in Barkenberg, das soziokulturelle Zentrum „Das LEO“ bleiben ebenfalls geschlossen. – Vereinbarungen über private Nutzungen von Räumen werden aufgehoben. – Die Wochenmärkte in der Altstadt und in den Stadtteilen finden als Bestandteil der örtlichen Grundversorgung bis auf Weiteres statt. – Der Wertstoffhof des Entsorgungsbetriebs bleibt geöffnet. Die Stadt Dorsten bittet allerdings dringend darum, auf nicht notwendige Anfahrten zu verzichten. – ÖPNV: Nach Auskunft des NRW-Verkehrsministeriums ist der Öffentliche Nahverkehr sichergestellt.

Dienstag, 17. März
Mehrere Lehrer der Montessori-Schulen infiziert. An den beiden Privatschulen in Wulfen sind mehrere Lehrer am Coronavirus erkrankt. Etwa 200 Familien bekommen Mitte März einen Anruf des Kreisgesundheitsamtes. Die Fachleute wollen wissen, wie es den Schulkindern geht, ob sie Krankheitssymptome zeigen. Der Anlass für die Umfrage: An der Montessori-Grundschule im Dorstener Stadtteil Wulfen sind mittlerweile vier Lehrerinnen und Lehrer, die an dieser Privatschule „Lernbegleiter“ heißen, positiv auf das Coronavirus getestet worden. An der Montessori-Reformschule (120 Schüler), die sich mit der Grundschule das Gebäude der ehemaligen Matthäusschule und den Schulhof teilt, ist ein Lehrer positiv auf das Virus getestet worden. An der Grundschule (104 Schüler) wird die erste Erkrankung am 17. März bestätigt, also ebenfalls zu einem Zeitpunkt, als es dort keinen Unterricht mehr gibt. In den folgenden Tagen gibt es weitere Erkrankungen. Private Kontakte sind der Ursprung der Infektion.

Mittwoch, 18. März
Bistum Münster ordnet mehrere Maßnahmen an. Auch das Bistum Münster reagiert auf die Corona-Krise und ordnet mehrere Maßnahmen an. Diese gelten „ohne Ausnahme ab sofort und zunächst bis zum Samstag, 4. April 2020, im gesamten Bistum Münster“. Alle öffentlichen Gottesdienste sind gestrichen. Die Priester feiern stellvertretend für die Gläubigen weiter die heilige Messe – nur ohne Gläubige und Ministranten. Das Bistum weist auf Gottesdienst-Übertragungen im Fernsehen, Radio oder Internet hin. Bis zum 19. April 2020 angesetzte Firmungen werden abgesagt, die für den Weißen Sonntag vorgesehene Erstkommunionfeiern werden verschoben, ebenfalls alle Feiern, Prozessionen und Gottesdienst an Maria Himmelfahrt und in der Karwoche. Das gilt auch für alle abendlichen Groß-Osterfeuer. Sofern Taufen und Trauungen kurzfristig nicht verschoben werden können, sind sie vorerst ohne Beteiligung der Öffentlichkeit und ohne Ministranten ausschließlich im engsten Familienkreis (bis 20 Personen) weiter möglich. Messfeiern zur Beerdigung können nur noch im engsten Familienkreis stattfinden. Das gilt auch für Trauergottesdienste in Beerdigungs- oder Trauerhallen und Beisetzungen auf dem Friedhof. Die Seelsorge wird unter Beachtung eines angemessenen Eigenschutzes weiter gewährleistet. Ältere und kranke Menschen werden auf Wunsch weiter besucht, sofern beim Patienten und im häuslichen Umfeld keine Corona-Erkrankung vorliegt. Das gilt auch für die Krankensalbung. Beichtgespräche im Beichtstuhl sind nicht möglich. Die Pfarrbüros bleiben besetzt, sollen nach Möglichkeit aber auf telefonische und digitale Kommunikation umstellen.
Stadt erlässt für die Gastronomie Vorschriften und ein Komplett-Verbot. Um die persönlichen Kontakte zu reduzieren, gibt es neue Bestimmungen für Imbissbuden und Speisegaststätten in Dorsten. Döner-Grills und Gastro-Betriebe müssen schließen. Gäste in allen Dorstener Restaurants und Imbissbetrieben müssen seit 19. März auf einem Formblatt ihre Vornamen, Namen, Adressen, Rufnummern sowie das Datum und die Uhrzeit ihres Aufenthalts angeben. Das ist Teil der städtischen Auflagen, mit denen persönliche Kontakte in Zeiten der Corona-Pandemie reduziert werden sollen. Kunden, die sich weigern, dürfen nicht bedient werden. Ab 19. März dürfen Speisegaststätten nur von 6 bis 15 Uhr besucht werden. Der Verkauf außer Haus ist jedoch gestattet, Betriebe dürfen als Hol- und Bringdienst auch nach 15 Uhr Speisen verkaufen, dabei aber keine Gäste in den Laden lassen. Außensitze müssen ab 15 Uhr weggeräumt werden. Jedem Gast werden fünf Quadratmeter Gastraumfläche angerechnet. Gastwirte müssen an der Tür ein Schild mit der Zahl der höchstens zulässigen Gäste anbringen. Der Mindestabstand zwischen Tischen muss zwei Meter betragen. Der Verzehr von Speisen und Getränken an der Theke ist untersagt. Alle Kontaktflächen sind nach jeder Nutzung zu desinfizieren. Die Dorstener Gastrobetriebe gehen unterschiedlich mit den Restriktionen um. Imbissbetriebe setzen zum Teil auf mehr Lieferservice. Es gibt auch Restaurants, die mittags und/oder abends auf Bestellung kochen und ihre Speisen „to go“ anbieten. Andere Gastronomiebetriebe schließen hingegen komplett. Eiscafés müssen komplett schließen.
Bürgermeister: „Manche Leute kapieren es einfach nicht!“ Bürgermeister Stockhoff ist enttäuscht, dass die Dorstener auf den jüngsten Erlass der NRW-Landesregierung nicht reagiert haben, so der Bürgermeister in der DZ. „Wir haben uns große Mühe gegeben, den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Aber manche Leute kapieren es einfach nicht!“
Am 18. März ist der Kommunale Ordnungsdienst pausenlos im Stadtgebiet unterwegs, um Kinder und Eltern von Spielplätzen zu vertreiben oder Fußballer aus dem Bürgerpark Maria Lindenhof. Einen Tag später greift die Stadtverwaltung zu härteren Maßnahmen: Der Entsorgungsbetrieb riegelt den Wertstoffhof ab, weil „Mülltouristen“ wie am Tag zuvor Schlange stehen. Mitarbeiter des Bauhofs schrauben öffentliche Bänke ab, um den Aufenthalt im Freien ungemütlicher zu machen. Auf Spielplätzen werden Geräte entfernt. „Am Mittwoch waren manche Spielplätze rappelvoll, obwohl sie schon gesperrt waren“, so Bürgermeister Stockhoff zur Presse. Klettergerüste oder Rutschen werden mit Flatterband abgesperrt. Auch der Einzelhandel wird kontrolliert und in manchen Fällen beanstandet, wie ein Einrichtungshaus, das sich raffinierterweise zum Baumarkt erklärt, um geöffnet zu bleiben.
Der Kommunale Ordnungsdienst überprüft auch zahlreiche Imbissbetriebe, die sich nicht an die Regel halten, Speisen ab 15 Uhr nur durchs Fenster und „mit Abstand“ zu verkaufen.
Für Marktbesucher gibt es auf den Wochenmärkten nur noch Waren des täglichen Bedarfs, aber keine Blumen oder Textilien mehr. Die Stadt verstärkt den Kommunalen Ordnungsdienst personell durch Mitarbeiter der geschlossenen städtischen Betriebe wie beispielsweise des  Freizeitbads Atlantis.
Innenstadt wie leer gefegt. Eine Momentaufnahme. Ein Gang durch die Stadt Dorsten Mitte März zeigt viele Geschäfte, die verschlossen sind. Die Innenstadt bietet ein gespenstisches Bild (Foto). Die letzte Ware wird teilweise verschenkt. Ein Großhändler öffnet sein Lager für alle. Geöffnet bleiben Lebensmittelgeschäfte, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte sowie der Großhandel. Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen. Restaurants und Gaststätten dürfen frühestens um 6 Uhr öffnen und müssen spätestens bis 15 Uhr schließen. Ein paar Imbissbuden, Restaurants und Cafés sowie Frisöre, Optiker und Lebensmittelläden haben am Mittwoch noch geöffnet. Die Buchhandlung König und Parrenin will Bücher künftig selbst an Kunden liefern. Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren, ob die Händler sich an die Ordnungsverfügung halten. Zu 95 Prozent haben sich die Geschäftsinhaber von allein daran gehalten. Die anderen fünf Prozent haben es schließlich akzeptiert, dass sie schließen müssen. Ein Geschäft habe sich zunächst „gewehrt“, sodass Verstärkung angefordert werden musste. Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Lieferdienste dürfen bis auf Weiteres an Sonn- und Feiertagen von 13 bis 18 Uhr öffnen.
Bundeskanzlerin: „Passen Sie gut auf sich auf!“ Angela Merkel wendet sich in einer emotionalen Rede über das Fernsehen an die Nation. Sie erklärt, ermutigt, zeigt Verständnis. Angela Merkel erklärt, wirbt um Verständnis für ihre Entscheidungen, findet hochemotionale Worte. In der Corona-Krise scheint der Kanzlerin all das wichtig, was ihr die Kritiker in der Flüchtlingskrise als Defizit vorgehalten haben. Es ist, als ob der Kampf um Leben und Tod, um den es in den kommenden Wochen und Monaten in Deutschland geht, die 65-Jährige in der letzten Phase ihrer bald 15-jährigen Regierungszeit verändert. Es ist wohl die historische Dimension der Regierungsentscheidungen im Anti-Corona-Kampf, die die neue Zugewandtheit der Kanzlerin ausgelöst hat. Merkel mahnt: „Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg, gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“ Es dürfte aber auch einen Prise nüchterne Erkenntnis der Physikerin Merkel dahinterstecken. Denn die Kanzlerin wird sich keiner Illusion hingeben: Viele Maßnahmen werden nur ihre Wirkung erreichen, wenn die Menschen mitziehen.

Donnerstag, 19. März
Der Kreis Wesel meldet erste Infizierte in Schermbeck. Insgesamt 99 Fälle waren am Donnerstagmittag im Kreis Wesel diagnostiziert. Daher setzte die Gemeinde die vorbereitete Allgemeinverfügung zu kontaktreduzierenden Maßnahmen in Kraft wie Schließung der Geschäfte und der Gastronomie, Verbot von Versammlungen und weitere Beschränkungen.
„Coronahilfe Lembeck“ gegründet. Aus einer Facebookgruppe wurde in wenigen Stunden
eine riesige Lembecker Hilfsgemeinschaft. Die „Coronahilfe Lembeck“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, älteren Menschen und anderen gefährdeten Personen Einkäufe abzunehmen, mit dem Hund Gassi zu gehen und sonstige alltägliche Dinge für sie zu erledigen. Seit 19. März gibt es eine Facebookgruppe. Bei der Hilfsaktion gelten strenge Regeln: So soll ein direkter Kontakt möglichst vermieden werden und Übergaben im Hausflur oder im Freien stattfinden.
Absagen, Ausfälle, Verschiebungen. Der Jagdbezirk Dorsten 1 sagt die für 19. März geplante Jagdgenossenschaftsversammlung ab. Der Jagdbezirk Altendorf-Ulfkotte 2 ebenso die für den 26. März. – Das Konzert mit Justus Frantz, geplant für den 26. April wird nicht stattfinden, auch später nicht. – Unter dem Motto „Kinder dieser Welt“ wollte die aus Dorsten stammende Künstlerin Sophie Schwerthöffer an 2. Mai  in ihrer Heimatstadt zum Frühlingskonzert in die Aula der St. Ursula-Realschule einladen. Das Konzert wird aber auf den 15. August verschoben. – Das für den 25. April (Samstag) im „Leo“, Fürst-Leopold-Allee 70, geplante Konzert mit dem Sigurd Hole Trio im Rahmen der Reihe „Fine Art Jazz“ wird auf  2021 verschoben.
Coronafall am Stellwerk legt am 19. März für etliche Tage den Zug zwischen Dorsten und Essen lahm. Weil die Bahn AG ein Stellwerk personell nicht besetzen kann, fällt der RE 14 (der Borkener) aus.
„Hilfssheriffs“ unterstützen den Ordnungsdienst. Noch immer sind in Dorsten zu viele Menschen unterwegs, die sich nicht an die Anweisungen halten, die sich in kleineren oder größeren Gruppen treffen, die keinen Abstand halten und manchmal auch keinen Anstand zeigen. „Wir kommen mit den Kontrollen überhaupt nicht mehr nach“, so Bürgermeister Stockhoff in der DZ. Daher stellt die Stadt ehrenamtliche Helfer als Ordnungsleute ein, was ein Jahr zuvor aus rechtlichen Gründen noch sehr umstritten war. Statt acht Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes kontrollieren nach der personellen Erweiterung 20 Mitarbeiter/innen die Befolgung der städtischen Maßnahmen. Erkennbar sind sie an ihren grellgelben Westen. Angesichts der Corona-Krise liegen beim Kommunalen Ordnungsdienst viele andere Aufgaben brach. Doch Politessen, die der Stadt Geld bringen, schreiben weiter Knöllchen, meist aber nur in gravierenden Fällen.
Hauptausschuss übernimmt vorerst Aufgabe des Rats. Damit Dorsten politisch handlungsfähig bleibt, haben sich Bürgermeister und Ratsfraktionen verständigt, dass der Hauptausschuss die Aufgaben des Stadtrates durch sogenannte Dringlichkeitsbeschlüsse übernimmt. Diese Beschlüsse müssen zu einem späteren Zeitpunkt durch den Rat genehmigt werden.
Um Kunden und sich selbst zu schützen, schließen einige Friseure. Friseure dürfen offiziell noch geöffnet haben. Erste Salons machen auf eigene Faust dicht, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Andere werben damit, auch in Zeiten der Corona-Krise für ihre Kunden da zu sein.
Haft-, Straf- und Familienrichter sowie Anwälte müssen trotz Coronavirus tätig sein. Auch einstweilige Verfügungen dulden keinen Aufschub. Den Besuchsverkehr schränkt das Amtsgericht allerdings ein. Wenn zum Beispiel ein Straftäter von der Polizei verhaftet wird, muss ein Haftrichter am Amtsgericht Dorsten prüfen, ob Untersuchungshaft angeordnet wird. Auch einstweilige Verfügungen sowie Betreuungs- und Familiensachen können nicht verschoben werden. Eine Schließung des Amtsgerichtes wird es vorerst nicht geben, aber mit sofortiger Wirkung eine Einschränkung des Besucherverkehrs.

Samstag, 21. März
Auszug aus dem Appell des Bürgermeisters Tobias Stockoff im Internet und teilweise veröffentlicht in der „Dorstener Zeitung“, ebenfalls am 21. März: „Liebe Dorstenerinnen und Dorstener, jetzt sind wir gefordert, gemeinsam den Kampf gegen das Corona-Virus zu führen. Unsere stärksten Waffen in diesem Kampf sind unser Verstand und unsere Solidarität mit den Menschen, die unsere Hilfe benötigen. Das sind insbesondere die Mitbürgerinnen und Mitbürger im höheren Lebensalter und Menschen, die unter Vorerkrankungen leiden. Leider erlebe ich in diesen Tagen auch Egoismus, Ignoranz und manchmal schlicht Dummheit. Sicherlich nicht immer böswillig. Manche Mitbürgerinnen und Mitbürger wollen diese reale Gefahr nicht sehen. Vielleicht weil Viren unsichtbar sind. Wer die Situation veralbert, wer die Gefahr nicht wahrhaben will, wer bewusst die Regeln und Einschränkungen bricht, der darf sich darum von mir persönlich angesprochen fühlen: Mit Egoismus, Ignoranz und Dummheit gefährden diese Menschen das Leben von anderen. Von Menschen, die wir lieben, die uns wichtig sind. Mich macht es fassungslos, wenn mir Menschen aus dem Frisörhandwerk unter Tränen berichten, dass Kunden kommen, um sich den Haaransatz färben zu lassen und nicht einmal bereit sind, die einfachsten Hygieneregeln zu beachten. In einer freien und demokratischen Gesellschaft ist der Verstand eines jeden Einzelnen gefordert. Wir geben hier gemeinsam die Antwort auf den Corona-Virus… Bleiben wir bei unserem üblichen Sozialverhalten, infiziert ein Corona-Patient innerhalb von 30 Tagen über 400 Menschen. Schränken wir unsere persönlichen Kontakte um 50 Prozent ein, sind es nur noch 15 Menschen. Reduzieren wir Kontakte um 75 Prozent, dann sind es am Ende nur 2,5 Infizierte. Helfen Sie durch Ihr Verhalten mit: Abstand halten! – Solidarität leben!“
Dorsten hat seinen Kommunalen Ordnungsdienst deutlich verstärkt. Seit dem Wochenende 21./22. März sind täglich rund 30 haupt- und ehrenamtliche Ordnungshüter im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehört es, Menschen, die sich nicht an die Regeln im Zusammenhang mit dem Coronavirus halten, gezielt darauf hinzuweisen und notfalls auch Verwarnungen auszusprechen. Am Sonntag musste der Kommunale Ordnungsdienst lediglich drei Platzverweise aussprechen. Im Fokus stehen auch Spielplätze und Schulhöfe. Obwohl die Spielplätze im gesamten Stadtgebiet seit Mittwoch gesperrt sind, hatten sich in der vergangenen Woche immer wieder Menschen dort versammelt. Zu erkennen ist der Kommunale Ordnungsdienst an seiner Dienstbekleidung. Die Mitarbeiter tragen entweder eine blaue Uniform mit der Aufschrift „Stadt Dorsten – Ordnungsamt“ oder aber gelbe Westen mit der gleichen Aufschrift. Sie haben außerdem einen Dienstausweis. Eingesetzt wird der Kommunale Ordnungsdienst zunächst von 8 Uhr bis 20 Uhr. Zu den anderen Zeiten wird die Polizei bei der Durchsetzung des Kontaktverbotes unterstützen.
Corona-Virus in den Städten des Kreises. Die Zahl der positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen im Kreis Recklinghausen ist bis zum 21. März auf 143 gestiegen. Einen Tag zuvor lag die Zahl noch bei 125. Die Zahlen der bekannten Corona-Infizierten in den Städten im Kreis vom 21. März, 16 Uhr (in den Klammern stehen die Vergleichszahlen vom Vortag): Castrop-Rauxel 21 (19), Datteln 10 (4), Dorsten 33 (30), Gladbeck 4 (4), Haltern am See 21 (20), Herten 9 (8), Marl 15 (11), Oer-Erkenschwick 3 (3), Recklinghausen 21 (20), Waltrop 6 (6). Der Kreis Recklinghausen hat ein Infotelefon für Fragen rund um das Corona-Virus unter der Telefonnummer 02361/53-2626 eingerichtet. Das Telefon ist montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr, am Wochenende von 10 bis 14 Uhr erreichbar.
Rigorose Regelung der Trauer am Grab – nur im engsten Familienkreis erlaubt. Die Trauerhallen sind geschlossen. An Bestattungen dürfen maximal 15 Personen teilnehmen. Schwere Zeiten sind für trauernde Hinterbliebene noch schwerer geworden. Wer in Zeiten von Corona einen Angehörigen beerdigen lassen muss, ist besonderen Belastungen ausgesetzt. Trauer im Kollektiv ist verboten, menschliche Nähe und Zuwendung sind nicht erlaubt, es sei denn, es handelt sich um allerengste Familienangehörige, die einander stützen wollen. An Bestattungen dürfen maximal 15 Personen teilnehmen. Die Teilnehmerliste muss an das Ordnungsamt der Stadt geschickt werden. Wer zur Beerdigung zugelassen wird, bestimmt die Stadtverwaltung: Lediglich Ehepartner oder Lebengefährten mit Kindern, Eltern und Geschwister. Tatsächlich sind die neuen Regelungen seit dem Ausbruch des Coronavirus in unserem Land rigoros. Im Absatz 5 des Paragrafen 11 der Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vom 22. März 2020 heißt es: „Zulässig sind Erd- und Urnenbestattungen sowie Totengebete im engsten Familienkreis, wenn die erforderlichen Vorkehrungen zur Hygiene und zur Gewährleistung eines Mindestabstands von 1,5 Metern eingehalten werden.“ Dieser Abstand zum nächsten trauernden Angehörigen am offenen Grab ist eine enorme psychische Belastung.

Montag, 23. März
Bürgermeister gedachte allein in leerer Kirche der Bombardierung vor 75 Jahren. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedenken die Pfarrer von St. Agatha und St Matthäus in Wulfen am 22. März der Bombardierung von Dorsten und Wulfen am 22. März 1945. Ihr einziger Besucher bei den Heiligen Messen war Bürgermeister Tobias Stockhoff. „Es war eine beinahe gespenstische Atmosphäre“, schreibt die „Dorstener Zeitung“ am 23. März. Nach dem 45-minütigen Gottesdienst in der bis auf den Bürgermeister leeren Agathakirche ertönte um ein 20-minütiges Totengeläut. So lange dauerte am 22. März 1945 die verheerende Bombardierung der Dorstener Altstadt.

Dienstag, 24. März
Lippefähre „Baldur“ bleibt wegen Corona vorerst an Land. Der Lippeverband setzt die drei in seiner Trägerschaft befindlichen Lippe-Fähren, darunter die „Baldur“ in Holsterhausen, außer Betrieb. Da die Benutzer nebeneinander dicht an Bord stehen, kann ein erhöhtes Ansteckungspotenzial mit dem Coronavirus hier nicht ausgeschlossen werden.
Ordnungsdienst spricht Platzverweise aus. An sieben Orten spricht der Kommunale Ordnungsdienst bei „Versammlungen“ von Jugendlichen u. a. an Spielplätzen und Schulen Platzverweise aus. Auch werden zwei „Grillfeiern“ befreundeter Familien aufgelöst und es gibt bis 19 Uhr zwei Ermahnungen an einem Imbissstand.

Mittwoch, 25. März
Neue Lage, scharfe Regeln. Der Corona-Bußgeldkatalog des Landes Nordrhein-Westfalen führt nicht nur Ordnungswidrigkeiten auf: Wer sich nicht an das Kontaktverbot hält, kann sich damit sogar strafbar machen. Das ist nicht unproblematisch. Drakonische Strafen für ein völlig gewöhnliches Verhalten kennt man aus totalitären Staaten, nicht aber aus der Bundesrepublik. Mit dem Bußgeldkatalog, den die NRW-Landesregierung nun erlassen hat, ändert sich das ein wenig. Denn fortan überschreitet die Grenze der Legalität, wer mit anderen im Park grillt. Wer nach dem Urlaub in Tirol die Oma im Seniorenheim besucht, macht sich sogar strafbar. Bußgelder werden fällig bei unerlaubten Zusammenkünften von mehr als zwei Leuten in der Öffentlichkeit (pro Kopf 200 Euro), verbotenes Picknicken kostet jeweils 250 Euro. Wer trotz Verbots Sportveranstaltungen organisiert, zahlt 1000 Euro. Der Verzehr von Außer-Haus-Speisen näher als 50 Meter am Restaurant oder Imbiss kostet 200 Euro. Wer trotz Verbots Angehörige im Krankenhaus oder Pflegeheim besucht, wird mit 200 Euro zur Kasse gebeten. Der Betrieb von Bars, Theatern, Opern- und Konzerthäusern, Kinos, Museen, Fitnessstudios, Schwimmbädern und Saunen schlägt mit 5000 Euro zu Buche.
Gegen den Corona-Frust: Gitarrist startet „Musik-Sit-in“. In Italien erklingt seit Beginn der Corona-Epidemie viel Musik von Balkonen und aus Fenstern, Menschen singen und musizieren gegen die Krise. Der Dorstener Carsten Wildhofer, Künstlername Akra Boa, gibt am 28. März ein Solo-Konzert. Auf seinem Balkon, für Nachbarn und Spaziergänger. Seine Botschaft: Jeder kann dem Coronavirus etwas Schönes entgegensetzen. Jeder soll zu Hause mitmachen.

Freitag, 27. März
Positiv gestestete Corona-Fälle. Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen im Kreis Recklinghausen belief sich am 26. März auf 264. Aktuell bekannte Fälle nach Städten: Castrop-Rauxel 37,Datteln 20, Dorsten 53, Gladbeck 13, Haltern am See 35, Herten 17, Marl 30, Oer-Erkenschwick 7, Recklinghausen 40 und Waltrop 12. Als gesundet gelten aktuell 49 der positiv getesteten Personen. Bei seinem Vorgehen orientiert sich das Gesundheitsamt an den aktuellen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts.

Samstag, 28. März
Die Stadt bestraft Verstöße gegen das Kontaktverbot konsequent. Die allermeisten Dorstener halten sich an das seit Montag geltende Kontaktverbot. Aber es gibt noch immer einige wenige, die sich nicht an die Regeln halten. Während es der Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) und die Polizei am 23. März noch hauptsächlich bei Ermahnungen belassen, kleinere Ansammlungen auflösen und Platzverweise aussprechen, werden die Teams „nun grundsätzlich“ bei Verstößen auch Anzeigen stellen, die ein Bußgeld nach sich ziehen. Bei schweren Verstößen werden Strafverfahren eingeleitet. Als Straftaten gemäß der Corona-Schutzverordnung gelten Verstöße gegen die Betretungsverbote für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, Verstöße gegen das Verbot von Zusammenkünften in der Öffentlichkeit von mehr als zwei Personen, falls die Ansammlung aus mehr als 10 Personen besteht, Verstöße gegen das Verbot, öffentliche Veranstaltungen durchzuführen. Alle anderen Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit geahndet. Bei Zusammenkünften in der Öffentlichkeit von mehr als zwei Personen etwa zahlt jeder Beteiligte 200 Euro.
Zwei neue Corona-Testzentren in Dorsten und Castrop-Rauxel. Getestet wird nur, wer eine ärztliche Überweisung vorlegen kann. Ab 30. März gibt es zwei weitere Corona-Testzentren im Kreis Recklinghausen: Am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Dorsten (Foto) und am Berufskolleg Castrop-Rauxel werden Durchfahrtzentren eingerichtet, wie sie bereits in Recklinghausen und Marl aufgebaut worden sind. Pro Tag sind 100 Tests möglich.

Sonntag, 29. März
Der erste Todesfall in Dorsten. Ein 70 Jahre alter Dorstener ist an den Folgen einer Infizierung mit dem Coronavirus am 29. März in einem Recklinghäuser Krankenhaus gestorben, wo der Mann mit Vorerkrankung zuletzt behandelt wurde.

Siehe auch: Corona-Pandemie (II) – April
Siehe auch: Corona-Pandemie (III) – Mai
Siehe auch: Seuchen
Siehe auch: eindorsten
Siehe auch: Arbeitsmarkt und Corona-Pandemie


Quellen: Dorstener Zeitung (DZ) vom  4., 6., 7., 13., 14., 16., 17., 18., 19., 20., 21., 23., 24., 25., 26., 27., 28. und 30. März 2020. Fotos: DZ, Wulfen-Wiki, STadt Dorsten, privat.

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