Noch läuft nicht alles rund bei der Digitalisierung des Unterrichts
Die Ministerin für Schule und Bildung hat im Mai 2019 für das Land Nordrhein-Westfalen die Verwaltungsvereinbarung für den Digitalpakt Schule unterzeichnet. Die rechtsverbindliche Verwaltungsvereinbarung war der Startschuss für eine bessere digitale Ausstattung der Schulen. Nordrhein-Westfalen erhält bis 2024 aus dem Digitalpakt 1.054.338.000 Euro. Im Frühjahr 2018 legte das NRW-Schulministerium einen Medienkompetenzrahmen für NRW vor. Dieser beinhaltet verbindliche Standards für das Lernen mit digitalen Medien an den Schulen im Land und definiert die wichtigsten Ziele.
Damit die Umsetzung des Digitalpakts so reibungslos wie möglich verläuft, hat das Schulministerium eine Unterstützungsstruktur für die Schulträger und die Schulen aufgebaut. In allen fünf Bezirksregierungen sind Geschäftsstellen von Gigabit.NRW angesiedelt, die generell zur digitalen Infrastruktur unterstützen und beraten. Darüber hinaus sind derzeit 180 Medienberaterinnen und Medienberater des Landes als Ansprechpartner für die Schulen und Schulträger zur Schulentwicklung in der digitalen Welt tätig. Beratungsschwerpunkte sind: Medienkonzeptentwicklung, lernförderlicher IT-Ausstattung und deren Anwendung und kommunale Medienentwicklungsplanung.
Medienkoordinatoren stehen für die Beratung zur Verfügung
Schrittweise wird für jede Schule in Nordrhein-Westfalen ein Medienkoordinator qualifiziert, der dann als Motor für digitale Bildung an den einzelnen Schulen wirkt. Die Aufgaben der Medienkoordinatoren sind die Weiterentwicklung des Medienkonzepts, der pädagogische Support vor Ort für das Kollegium sowie die Ermittlung des Ausstattungs- und Fortbildungsbedarfs. „Die Herausforderung besteht darin, dass im gesamten Bundesland, in allen Regionen sowie vor allen Dingen zeitgleich, alle Schulen und alle Schulträger mit schnellem Internet ausgestattet, eigene Medienkonzepte der Schulen erarbeitet, passgenaue Ausstattung und digitale Infrastruktur implementiert sowie die erforderlichen Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für die Lehrkräfte umgesetzt werden. Die Landesregierung will mit dem Geld aus dem Digitalpakt nachhaltige und spürbare Voraussetzungen für modernen Unterricht in der digitalen Welt schaffen. Aktuell erarbeitet das Schulministerium deshalb eine umfassende Digitalstrategie, die Handlungsfelder beschreibt und die Planungen des Landes aufzeigen wird. Darin werden drei zentrale Handlungsfelder benannt: pädagogische Konzepte, die Ausstattung der Schulen sowie die Aus- und Fortbildung für Lehrer.
Allerdings läuft an den Schulen NRWs die Digitalisierung ganz und gar nicht einheitlich: Manche Schulen sind sehr weit, andere stecken noch in den Kinderschuhen. Der Umgang mit den neuen Medien in den Schulen und ein Verständnis der Digitalisierung sind Kompetenzen, die an einigen Schulen in NRW noch zu kurz kommen.
Mittelfristig soll jede Klasse an städtischen Schulen digital werden
Der Schulunterricht in Dorsten wird digital. Alle städtischen Schulen bekommen in den nächsten Jahren WLAN und – mit Ausnahme des Gymnasiums Petrinum – sogenannte Whiteboards und Nahdistanz-Beamer. Gegen die Stimmen von SPD, Grüne und Linke hat dies der Stadtrat mit den Stimmen von CDU und FDP Ende 2019 dieses Konzept „Konzept zur Implementierung einer digitalen Infrastruktur und informationstechnischen Ausstattung“ beschlossen. Die hohen Kosten der Anschaffung – 400 Euro kostet beispielsweise ein Tablett – lässt sich die Stadt von den Eltern bezahlen. Obgleich es in Deutschland Lernmittelfreiheit gibt, werden die Eltern in Dorsten vier Jahre lang mit acht Euro pro Monat zur Kasse gebeten (insgesamt 384 Euro). Für wirtschaftlich schlechter gestellte Familien gibt es Förderprogramme. Die gemeinnützige Organisation Mobiles Lernen GmbH übernimmt in Ausnahmefällen bis zu 50 Prozent der Leasingrate. Für die iPads schließen die Familien einen privatrechtlichen Vertrag mit Apple ab, Garantie, Haftung und Versicherung inklusive.
Medienkonzept wird von der SPD-Stadtverbandsvorsitzenden kritisiert
Als „starres Medienkonzept“ kritisierte die SPD-Stadtverbandsvorsitzende Schug den Ratsbeschluss. Damit meinte sie nicht nur die Tatsache, dass in den nächsten Jahren jede Schule „Whiteboards statt grüne Tafeln“ bekommen soll, sondern auch, dass die Eltern die iPads für den Unterricht privat leasen müssen. Das alle Eltern zu Leasing-Verträgen gezwungen werden, sei „höchst bedenklich“. Da geht es zum einen um juristische Aspekte, ob der Rat solche Entscheidungen für alle Schulen überhaupt beschließen darf und ob die Stadt ihre Bürger verpflichten kann, Leasingverträge mit privaten Firmen einzugehen. gezwungen werden. Das beschlossene Digitalisierungskonzept sei „insgesamt kein zu Ende gedachtes Konzept“. Auch in den Sozialmedien ist starker Protest gegen den Ratsbeschluss zu lesen.
Für Digitalisierung der Schulen erhält Dorsten 2,6 Millionen Euro
Mit der Billigung der Förderrichtlinien für den „Digitalpakt Schule“ durch die NRW-Landesregierung wurde der Weg für die Digitalisierung und somit auf für Fördermittel für digitale Lehrmittel in Höhe von 1 Milliarde Euro frei. Die Stadt Dorsten erhält daraus rund 2,6 Millionen Euro. Das Geld aus dem Digitalpakt ist für Investitionen in die IT-Infrastrukturen der Schulen vorgesehen. Die Fördermittel fließen als Projektförderung von bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben. Der Eigenanteil der Schulträger liegt bei zehn Prozent. Über einen Zeitraum von fünf Jahren stellt der Bund insgesamt fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Beantragt werden die Fördermittel beim Land. SPD-Landtagsabgeordneter Michael Hübner in der „Dorstener Zeitung“: „Wenn das Land eine zügige Abwicklung der Anträge gewährleistet, könnten die ersten Schulen noch in diesem Jahr mit ihren Investitionsmaßnahmen beginnen.“ Für die Digitalisierung stehen zudem auch Mittel aus dem Programm „Gute Schule 2020“ zur Verfügung. Die Stadt will nun ein Konzept erarbeiten, das sowohl Infrastruktur wie etwa Glasfaserleitungen und Verkabelung der Schulgebäude, als auch die Anschaffung von Endgeräten beinhaltet. Aber nicht nur die Stadt als Schulträger erhält Geld. Mehr als 800.000 Euro fließen an andere Dorstener Einrichtungen. Laut den Förderbudgets sind das: Stiftung St. Ursula (583.663 Euro), Caritas-Bildungszentrum (91.467 Euro), Montessori-Schule (83.220 Euro) und St. Elisabeth-Bildungsinstitut (77.222 Euro). Die Landesregierung hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, jeder Schule in NRW bis 2022 die Möglichkeit zu bieten, in Qualifizierungsmaßnahmen einen Medienkoordinator auszubilden.
Dorsten erhält Geld aus dem „Digitalpakt Schule“
Die Bezirksregierung Münster hat für die Stadt Dorsten 1.044.834 Euro aus dem Digitalpakt Schule NRW bewilligt. Mit den Fördermitteln werden der Server- und Netzwerkausbau sowie das schulische WLAN gefördert. Davon werden die Agathaschule, die Grüne Schule an der Talaue, die Neue Schule Dorsten, das Gymnasium Petrinum, die Gesamtschule Wulfen sowie die Bonifatiusschule profitieren. Die zuwendungsfähigen Gesamtkosten liegen bei 1.160.927 Euro und werden mit 90 Prozent gefördert. Der Eigenanteil der Stadt Dorsten liegt bei 116.093 Euro. Die Umsetzung ist für die Jahre 2020 und 2021 vorgesehen. Mit dem Programm Digitalpakt Schule NRW wird die Digitalisierung in Schulen vorangetrieben werden. Eine zeitgemäße lernförderliche IT-Ausstattung ist neben einem leistungsfähigen Breitbandanschluss und geschulten Lehrkräften im Bereich Medien ein wichtiger Baustein für einen modernen Unterricht. Aus dem Fördertopf Digitalpakt Schule NRW stehen für den gesamten Regierungsbezirk Münster rund 146 Millionen Euro zur Verfügung. Die Richtlinie ist bis zum 31. Dezember 2025 gültig.
SPD: Digitale Bildung muss gebührenfrei sein
Die SPD hat angesichts der Berichterstattung in der Dorstener Zeitung („Müssen Eltern in Dorsten das Schulbuch der Zukunft mitbezahlen?“) ihre Forderung wiederholt, dass Bildung gebührenfrei sein muss, „auch wenn es um Digitalisierung geht“, so Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fragemann in einer Mitteilung seiner Partei. Nach Meinung der Sozialdemokraten reicht es nicht, dass nur Bedürftige sich nicht an Kosten beteiligen müssen. „Auch einer Leihgebühr für alle anderen stehen wir kritisch gegenüber. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass schon irgendwie alles zu Hause lösbar ist.“ Schuldezernentin Nina Laubenthal hatte gegenüber der Dorstener Zeitung betont, dass es noch völlig unklar sei, ob Eltern womöglich einen „Leasing-Beitrag“ leisten müssen.
„Digitale Regelausstattung“ – auch für das Gymnasium Petrinum
Auch das städtische Gymnasium Petrinum erhält in den Jahren nach 2020 als „digitale Regelausstattung“ Whiteboards und Nahdistanzbeamer in den Klassenräumen. Das Petrinum hatte allerdings für einige Fachbereiche (u. a. Mathematik, Naturwissenschaften) größere Schreibflächen gefordert, als auf den Whiteboards zur Verfügung stehen. Deshalb wird das Gymnasium in einigen Räumen bedarfsgerecht weiterhin mit grünen Kreidetafeln ausgestattet sein, erhält aber auch dort zusätzlich Whiteboards ohne Seitenteile, bei Platzmangel auch verkleinerte Ausführungen, und Nahdistanzbeamer, so die Stadtverwaltung.
Hunderte Dorstener Schüler haben kein iPad für digitalen Unterricht
Nachdem Schüler wegen der Corona-Krise im Dezember 2020 nach eigenem Wunsch von am Bildschirm zu Hause am Unterricht teilnehmen konnten, waren am Gymnasium Petrinum nur noch wenige Schüler präsent. Demnach kamen wegen der Corona-Pandemie nur noch 14 Kinder und Jugendliche zur Schule. Der Rest (936 Schüler) lernt zu Hause am Bildschirm. Mutmaßlich mehr als 800 Kindern in Dorsten ist diese Form des digitalen Unterrichts noch fremd. Die Schüler warten auf die Lieferung eines Leih-iPads. Und das könne noch eine Weile dauern, so Schuldezernentin Nina Laubenthal. Denn vor Dorsten sei erst einmal Dortmund mit der Belieferung von iPads an der Reihe. Bei einer Umfrage unter Eltern und Kindern in Dorsten hat die Dorstener Schulverwaltung den Bedarf an Tablets ermittelt. Demnach könnten es bis zu 879 Kinder sein, die in ihren heimischen vier Wänden mutmaßlich kein Endgerät haben. Völlig anders sieht es in Grundschulen aus. 60 Prozent der Kinder kommen zur Schule (Quelle: DZ vom 17. Dez. 2020).
Milliardeninvestitionen in die Technische Ausstattung mangelhaft
Die technische Ausstattung der Schulen in Deutschland lässt nach Einschätzung der betroffenen Schülerinnen und Schüler trotz Milliardeninvestitionen durch den „Digitalpakt Schule“ mehr als zu wünschen übrig. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom bezeichneten 87 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren ein schlechtes oder fehlendes WLAN als dringlichstes Problem ihrer Schule – deutlich vor dem Lehrermangel mit 59 Prozent. Weiterhin beklagen sich die Schüler über eine „schlechte technische Ausstattung“, die mehr als der Hälfte der Befragten (56 Prozent) als eines der dringlichsten Probleme ihrer Schule sehen (dpa).
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